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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er.
    »Den Franz?« antwortete die Meisterin, welche mit dem Dienstmädchen und den beiden Gesellen an dem Fenster stand. »Da komm’ her, wenn Du ihn sehen willst!«
    Er trat zu ihnen, und kaum hatte er einen Blick über den kleinen Vorgarten hinaus auf die Straße geworfen, so konnte er nicht anders, als mit kräftigem Lachen in die Heiterkeit der Uebrigen mit einstimmen.
    Draußen stand in zwei langen Gliedern eine Kompagnie Jungens, die mit den abenteuerlichsten Waffen versehen waren, und vor der Front hielt Franziscus Bonifazius Schmerl, der Bäckerlehrling. Er saß verkehrt auf dem Esel, so daß dessen hintere Ansicht den hoffnungsvollen Sprößlingen der Lichtenhausener Bürger zugekehrt war, hielt in der Linken den Schwanz des geduldigen Thieres als Zügel und handhabte mit der Rechten an Stelle des Säbels eine alte, halbinvalde Fliegenklatsche. Der Kopf war anstatt der Pickelhaube mit einem kupfernen Henkeltopfe bedeckt, der Leib stak in einem abgesetzten Schnürleibe der dicken Frau Meisterin, zwei gelbe Semmelzeilen vertraten die Stelle der Epauletten und ein gewaltiger Schnurrwichs von Strickgarn hing ihm von der Nase herab.
    »G’wehr – – auffff!« kommandirte er.
    »Heda, Franz,« erscholl da die Stimme des Meisters; »willst Du wohl gleich ‘reinkommen mit dem Esel und mir meine Uniform ausputzen!«
    Der Gerufene warf einen martialischen Blick nach dem Fenster und wandte sich dann Einem der Kameraden zu:
    »Lieutenant Wolf, marschire Er doch ‘mal hin zum Meister Passelmüller und frage Er, ob der Esel auch mit ausputzen soll!«
    Der Lieutenant folgte etwas zögernd dem Befehle, und Schmerl kommandirte weiter:
    »Le–e–egt – – annn!«
    Mit einem raschen Rucke fuhren die kriegerischen Schützen mit den Waffen an die Backe.
    »Ffffeuerrr!!!«
    »Puffff!« ertönte es aus vierzig Kehlen.
    Der Esel wurde durch diesen unvermutheten Lärm aus seiner ergebungsvollen Ruhe aufgestört; ein gefährliches Attentat auf seine höchst exponirte Stellung vermuthend, beschloß er, zur schleunigen Vertheidigung zu schreiten, klappte die Ohren zurück, fuhr mit dem Kopfe zwischen die Vorderbeine und schnellte die Hinterhufe hoch in die Luft empor. In Folge dieses unvorhergesehenen Ereignisses verlor zuerst der kupferne Helm die Contonance und retirirte sich nach unten; dem Reiter war in der Ueberraschung über das jugendliche Benehmen des alten Graupelzes der Schwanz seiner Rosinante abhanden gekommen, und da er desselben trotz sofortigen Vigilirens nicht wieder habhaft werden konnte, so verlor auch er das Gleichgewicht, schlug einen Purzelbaum und kam mit so kunstgerechter Genauigkeit auf den untenstehenden Henkeltopf zu sitzen, als habe er sich auf dieses Circusstück vorher erst ganz besonders eingeübt. Doch schien diese intime Berührung keineswegs wohlthuende Gefühle in seinem Busen zu erwecken, wie der höchst unglückselige Ausdruck seines Gesichtes bewies, und als es ihm nach mehreren vergeblichen Versuchen endlich gelang, sich zu erheben, bot er mit seiner schmerzhaft zusammengeknickten Gestalt unter Beihülfe des Schnürleibpanzers, der immer noch festgehaltenen Fliegenklatsche und des vollständig verschobenen Schnurrbartes einen so tragikomischen Anblick, daß sämmtliche Zeugen seiner Thronentsagung in ein dröhnendes Gelächter ausbrachen. Selbst der Esel fiel mit unbeschreiblichen Lauten in diesen öffentlichen Beifall ein, nahm aber für diese eigenmächtige Anerkennung von dem also gefeierten Künstler eine so vielsagende Ohrfeige in Empfang, daß ihm die Wiederholung seines Dacaporufes sofort in der begeisterten Kehle stecken blieb.
    »Was?« donnerte der Kavallerist-zu-Fuße in die beleidigende Lustigkeit seiner Truppen hinein, »Euern eigenen Hauptmann wollt Ihr auslachen? Wart’, ich werde – – – halt,« unterbrach er sich, »dort kommt der Julius! Hurrah, der Julius!« Aller Aerger, aller Schmerz war verschwunden und mit jubelndem Rufe sprang er die Straße entlang einem jungen Manne entgegen, welcher dieselbe herabgeschritten kam.
    »Franz, Herzensjunge, Du bist doch immer der Erste, welcher mich begrüßt. Komm’ her!«
    Er hob ihn zu sich empor und küßte ihn herzhaft auf den Mund.
    »Aber, was soll denn die Maskerade bedeuten? Hast gewiß wieder einmal den Hanswurst losgelassen!«
    »Freilich! Morgen ist doch Vogelschießen, und da habe ich meine Communalgarde einexercirt. Aber komm’ nur; wir warten schon den ganzen Tag auf Dich!«
    Ihn bei der Hand erfassend, zog er

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