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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zurückgehalten, aber es gelang ihm nicht.
    »Mi–Milchen, so hö–hö–höre doch! – Weg ist sie, fo–fo–fort! Ach Gott, ist da–da–das eine Noth! Ich möchte nur wi–wi–wissen, ob der gelehrte Liegel, der in Braunau Apothe–the–theker gewesen ist, auch eine solche Frau gehabt hat, die – – Was ist de–de–denn wieder los!« unterbrach er sich, als sich jetzt an der Hofthür ein markerschütterndes Kreischen hören ließ, und seine Frau die Treppe mehr heraufgestürzt als gegangen kam.
    »Mi–Mi–Milchen,« empfing er sie unter der Thür, indem er trotz des dadurch verursachten Schmerzes den geschwollenen Mund vor Erwartung so weit wie möglich auseinander riß; »was gi–gi–giebt es denn?«
    »Der ganze Hof ist voll Hummeln, so daß kein Mensch durchkann, und ich wette meinen Kopf, das Mädchen sitzt im Garten und meint es mit dem Passelmüller gut!«
    »Der ganze Hof?« fragte er erstaunt. »Voll Hu–Hu–Hummeln? Jetzt, mi–mi–mitten in der Nacht? Du bist ni–ni–nicht gescheidt!«
    »Was? Nicht gescheidt?« rief sie, im höchsten Grade erzürnt über diese Injurie. »Willst Du gleich auf der Stelle hinuntergehen und das Mädchen holen?!«
    »Ich? In dieser Fi–Fi–Finsterniß? Und bei die vi–vi–vielen Hummeln? Fällt mir gar nicht ein!«
    »Was sagst Du? Es fällt Dir gar nicht ein, sagst Du? Das ist auch gar nicht nothwendig! Du sollst Dir auch gar nichts einfallen lassen, denn hier bin ich Herr im Hause, und Du, Du gehst hinunter, und zwar auf der Stelle! Hast Du’s gehört?«
    »Ja, mein gu–gu–gutes Milchen, ich ge–ge–gehe schon!«
    Mit gewohntem Gehorsam folgte er dem Befehle und ging nach unten. – – –
    Franziscus Bonifazius Schmerl hatte sich in seine Ecke gesetzt und die Schachtel mit liebendem Arme umfaßt. Es mußte etwas Lebendiges d’rin sein, denn in ihrem Innern wabbelte und krabbelte es mit ganz eigenthümlichen und klebrig knisternden Tönen herum, und der Lehrjunge hielt mit großer Vorsicht den Deckel geschlossen.
    »’S war doch gut,« meinte er leise, »daß ich heut’ das Hummelnest gefunden habe; die Dinger sind zu gebrauchen. Wenn die Bohnenstange etwa herunterkommt so werde ich ihr so rasch wieder hinaufhelfen, daß es eine Lust sein wird. Ich könnte mich eigentlich schon darauf freuen, wenn mich die Geschmoorten nicht so gewaltig wurmten!«
    Es dauerte nicht lange, so vernahm er Schritte, welche die Treppe herab kamen. Sofort faßte er die Schachtel mit beiden Händen und schüttelte sie kräftig hin und her.
    »Nur tüchtig schütteln! Je wilder sie werden, desto besser hilft’s!«
    Frau Reichmann trat in den Hof. »Sssssumsssssum!« tönte es dort von der Ecke her grad’ auf sie zu. Es war blos eins der kleinen Thiere, welches dem Lichtschein entgegenflog, den die Hauslampe verbreitete. Die Frau stutzte. »Sssssumssssum!« kam es von Neuem. Die Frau trat einen Schritt zurück. »Sssssumsssum!« In rascher Aufeinanderfolge wurde eins der Insecten nach dem andern aus der Schachtel entlassen; sie nahmen alle die Richtung nach der Thür zu und zeigten eine so auffallende Zuneigung zu Milchen, daß sie unter lautem Schreien die Flucht ergriff.
    »So, die ist abgethan!« brummte Schmerl vergnügt; »die läßt sich heut’ nicht wieder hier unten sehen. Aber den Dicken wird sie herunterschicken; was mache ich denn mit ihm? die Hummeln sind alle! Ich weiß zwar noch ein Nest, aber ich habe sie doch nicht da. – – Halt! Warte! Ja, so geht’s, so ist’s richtig: ich gehe in die Rettigsbirnen; da fängt er mich und bekümmert sich um die beiden Liebesleute gar nicht. Es wird zwar eine tüchtige Tracht Prügel setzen und morgen wieder nichts zu essen, aber für den Julius und die Marie lasse ich mich todtschlagen und hungere nachher auch noch zehn Wochen dazu, besonders wenn es vorher eine Schürze voll Rettigsbirnen giebt.«
    Es war grad’ die richtige Zeit zu dem Entschlusse gewesen, denn eben schob sich die dicke Figur Reichmanns vorsichtig durch die geöffnete Hinterthür. Als der Particulier nichts von den gefürchteten Thieren bemerkte, athmete er erleichtert auf und schlich, um die Tochter wo möglich zu belauschen, über den Hof hinweg sich leise in den Garten. So geräuschlos wie möglich längs des Weißdornzaunes hinschreitend, näherte er sich der Laube mehr und mehr und stand fast nur noch einige Schritte von ihr entfernt, als er ein Geräusch vernahm, welches seine Aufmerksamkeit sofort im höchsten Grade auf sich

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