Die Fastnachtsnarren. Humoresken
annehmen wollt. Wir werden morgen weiter darüber reden!«
»Morgen? Nein, heute, jetzt, sogleich will ich es wissen. Ich bin der Erbe, und es gehört mir.«
»Und ich bin der Finder; holt’s Euch doch ‘mal ohne mich!«
»Na, was verlangt Er denn als Finderlohn?«
»Die Marie und so viel von den Thalern, als ich bei meinem Meister für die Anzahlung brauche.«
»Er ist verrückt. Packe Er sich hinaus!«
»Gut, den Gefallen kann ich Euch thun!«
Ich gehe fort, bin aber noch nicht ganz an der Thüre, so hat er mich gepackt und zieht mich wieder zurück.
»Sei Er ‘mal gescheidt! Wo ist das Geld?«
»Seid einmal gescheidt! Kriege ich das Mädel?«
»Die bleibt jetzt noch ledig!«
»Die Töpfe bleiben jetzt noch stehen!«
»Kerl!«
»Meister Engel!« –
Da endlich mengt sich der Schmiede-Ludwig in die Sache; die Meisterin wagt auch ein Wort und die Marie legt sich auf’s Bitten. Da springt er auf und ruft:
»Na, da nehmt euch meinetwegen, wenn Er mir sagt, wo das Geld steckt!«
»Gut, Meister Engel. Eingeschlagen!«
»Topp!«
»Und zu Pfingsten ist die Hochzeit?«
»Ja, ja, meinetwegen schon am Charfreitag!«
»Gut, da brennt Euch ‘mal ein Paar Laternen an!«
Das geschieht; die Thüren brauchten wir vor unberufenen Neugierigen gar nicht erst zu verschließen, denn das hat die Marie schon vorhin aus Vorsicht besorgt, und so steigen wir denn die zwei Treppen hinan, Eins hinter dem Andern: erst ich, dann der Bäcker, nachher Meister Ludwig und so weiter, und ganz hinterher kommt sogar das vierjährige Richardel gekrochen. So geht’s hinauf, ganz hinauf bis auf den Hahnebalkenboden, und als wir da oben sind, meint der Bäcker:
»Aber hier oben gibt’s ja nichts, gar nichts!«
»Abwarten!« sage ich und gehe nach der Mauer. »So, jetzt sucht ‘mal, ob Ihr was findet!«
Natürlich finden sie nichts, und so zeige ich denn auf die Mauer.
»Seht einmal her! Das habt Ihr für die Brandmauer gehalten, aber es ist nur eine dünne Ziegelwand, die der Christlieb hergestellt hat, um seine Thaler zu verstecken.«
Mit einem halbwegs derben Stoße trete ich ein Loch in die immer auf’s Hohe gestellten Lehmziegel, und wie eine Spinne auf die Fliege, so fährt der Bäcker nach den Töpfen. Als er sie herausbringt, will Jedes zuerst hineingucken; er aber drängt sie alle weg und sagt:
»Nicht hier, nicht hier! Kommt ‘runter in die Stube, da haben wir’s bequemer!«
Als wir hinunter kommen, da pocht es an die Hausthüre. Es ist der alte Gerichtsdiener Eberhardt, der wegen dem Einbrecher herein will; der Meister aber fertigt ihn kurz ab und dann geht’s in die Wohnstube. – –
Zum Aufräumen war jetzt keine Zeit, denn wir hatten jetzt Nothwendigeres zu thun. Wir saßen bis in den lichten Tag hinein um den Tisch herum, haben gegessen, getrunken, geschwatzt, gesungen, gelacht und – Geld gezählt, und als ich endlich mit dem Ludwig fortging, da hat der Engelbäcker mich umärmelt und gesagt:
»Höre Er, Heinrich, Er ist kein ganz unebener Kerl. Ich habe mich doch in Ihm getäuscht. Komme Er nur herüber, so oft es Ihm Seine Zeit erlaubt!«
Und die Marie, die ist mit bis an die Thüre gegangen, und wir haben zum ersten Male als Braut und Bräutigam von einander Abschied genommen.
So, nun wißt ihr’s, wie ich zu meiner Alten gekommen bin, und ich will euch nur noch das Eine sagen: Versteckt eure Töpfe immer nur an einen solchen Ort, wo sie eine Hochzeit zu Stande bringen. Der Finder wird seine Freude an euch haben!
Auf den Nußbäumen
Humoreske von Karl May
1.
»Franz!«
Keine Antwort ließ sich auf den lauten Ruf vernehmen.
»Franz Schmerl!« wiederholte mit zorniger Baßstimme der ehrsame Schützenhauptmann und Bäckermeister Passelmüller.
»Franziscus Bonifacius Schmerl – Teufelsjunge – hörst Du’s denn oder hörst Du’s nicht?«
Der Gerufene war ganz gewiß nicht hier im Hofe, sonst hätte er geantwortet, denn wenn der Meister sich dieses vollständigen Namens bediente, so stand das Barometer allemal auf Gewitter.
»Wo der Tausendgalee nur wieder ‘mal stickt? Und der Esel ist auch fort aus dem Stalle. Ganz sicher ist da wieder irgend eine Dummheit im Gange, denn seit der Junge im Hause ist, kommt man aus dem Aerger und – dem Lachen gar nicht heraus!«
Mit seinem Kleiderpack auf dem Arme trat er aus dem Hofe in den Hausflur und öffnete die Thür zur Wohnstube, aus welcher ihm schallendes Gelächter entgegentönte.
»Habt Ihr den Franz nicht gesehen?« fragte
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