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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Magen fast noch mehr Verstand hat haben müssen, als der Geldbeutel. Da mußten wir Kinder denn hinaus unter die Leute oder in den Wald, um ein Stückchen Brod, ein Tuch voll Schwämme oder eine Hucke Holz zu holen, und als ich so halbwegs herangewachsen war, nahm mich der Bruder mit auf seine Beerfahrten.«
    Wenn im Gebirge die Heidel-und Preißelbeeren reif werden, so buckeln Hunderte von großen und kleinen, alten und jungen Menschen im Walde herum, um die kleinen Früchte zu sammeln, die dann in Körben oder auf Karren und Wagen hinunter ins flache Land geschafft werden, wo sie nicht so häufig vorkommen. Der Bruder war schon einige Male mit seinem Hundewagen fort gewesen, und jetzt mußte ich auch mit.
    Da kommen wir denn eines schönen Tages hierher, haben fast noch die volle Wagenladung und machen ganz gute Geschäfte. Wir halten auf der oberen Marktseite beim reichen Layritz, der uns so zwanzig und etliche Kannen, die Kanne zu fünf Pfennigen, abkauft, und nach dem Handel ruft er uns in die Stube, wo es ein Bischen Uebriggebliebenes vom Mittagsessen giebt. Ich glaube, es war mein Leibessen, saure Flecke mit Möhren und Kartoffeln d’rin; wir legen uns also tüchtig hinein und merken gar nicht, was derweile mit unserm Wagen vorgeht. Da hat sich nämlich eine Anzahl von Jungens und Mädels eingefunden, denen unsre Heidelbeeren in die Augen stechen; wegen dem Hunde aber getrauen sie sich nicht heran, und nur das kleine Röschen wagt sich hin und steigt hintenauf, um sich eine Handvoll weg zu stibitzen. Da springt der Karo in die Höhe und will auf das arme Ding hineinfahren, der Wagen bekommt dadurch einen Ruck, setzt sich in Bewegung und rollt, weil der Markt abschüssig ist, erst langsam, dann schneller und immer schneller den Platz hinunter; der Hund wird mit fortgerissen und bellt und heult; das Mädchen ist vornüber in die Heidelbeeren gestürzt, schreit wie ein Zahnbrecher und krabbelt, um wieder in die Höhe zu kommen, mit Händen und Füßen in unsrer appetitlichen Waare herum, und dahinterher stürmen die Andern und vollführen einen Spektakel, daß die Leute mit den Köpfen durch die Fensterscheiben fahren. Jetzt geräth der Wagen an einen Stein, macht eine Schwenkung viertel rechts, wie es beim Militaire heißt, kippt um, und – pardautz, da liegt Alles bunt durch einander: untend’runter die Heidelbeeren und obend’rauf der Hund, der Wagen, das Mädel und ein halbes Dutzend von dem andern Gezüchte, denen bei der Schwenkung die Deichsel zwischen die Beine gefahren ist. Na, so ein Jammerthal! Das heult, weint, schreit, wimmert, bellt, schlägt, stößt, kriecht und wibbelt und kribbelt Alles durcheinander; wir sind natürlich wie aus einer Pistole beim Layritz heraus-und hinter dem Chore hergefahren, stoßen mitten in den Haufen hinein und walken uns nach Leibeskräften mit den Buben herum; die erheben darüber ein Zetermordio, so daß die Alten herbeischießen und aus Leibeskräften wieder auf uns hineinschlagen, und mich faßt der alte Gänserichfranke beim Schopfe und steckt mir Eine, daß mir’s himmelblau vor den Augen wird und ich in einen Turkel komme, der mich wie mit Pulvergewalt mitten durch den Haufen hindurch und an die dicke Frau Johanna geborene Wellner treibt. Diese hat ihren Liebling in Gefahr gesehen, ist mit herbeigesprungen und steht grad’ im Begriffe, die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen, als ich mit ihr zusammenplatze; die Carambolage hebt ihr die Beine aus, sie klammert sich an mich, um nicht zu fallen, ich halte mich an ihr fest, um nicht nach den physikalischen Gesetzen wieder zurück zu fliegen, wir drehen uns im Dreizehnachteltakte einige Male rund herum und kugeln dann, immer Eins über das Andre, ein Stück den Marktplatz hinunter. Der ehrsame Zeug-, Lein-und Wollenweber August Ehregott Franke denkt, ich will mich an seiner Hausehre vergreifen, kommt uns nachgeflogen, reißt uns auseinander und gerbt mir das Leder in der Weise, daß ich es als Marokko hätte verkaufen können, wie die Gelehrten sagen, und um das Unglück nun ganz und gar vollständig zu machen, kommt der alte Polizeidiener Eberhardt dazu und arretirt uns mitsammt dem vollständigen Heidelbeergeschäft, wie es da auf dem Markte steht und liegt.
    Ja, lacht nur! Mir war’s nicht wie lachen zu Muthe. Wie es mit den Beeren aussah, das will ich Euch gar nicht beschreiben, denn das könnt Ihr Euch selber denken; das war ja ein vollständiger Brei, und die sich d’rin herumgewälzt hatten, die

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