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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bald herkommt, sonst falle ich hinunter. Ich habe den Wadenkrampf schon in allen beiden Beinen!«
    »Gleich, gleich, Milchen! Der Wadenkrampf ist gefährlich!« Er machte Anstalt, wieder herunter zu steigen, fand aber zu seinem Schrecken, daß die Leiter fehlte. »Da hat der Racker von einem Jungen die Leiter fortgenommen! Der will mich auswischen für die Hummelkeile, die er bekommen hat. Na, warte nur, es soll noch besser kommen!«
    »Brülle doch nicht so laut, daß man’s zehn Häuser weit hört. Wenn die Nachbarn aufwachen und uns sehen, sind wir blamirt für alle Ewigkeit.«
    »Das ist wahr. Und da soll man dem Sapperlot wohl auch noch gute Worte geben? Wenn er nur wenigstens bald wieder käme!«
    Schmerl aber dachte jetzt nicht an’s Wiederkommen. Er öffnete leise die Thür zur Backstube und vernahm ein eigenthümlich klatschendes Geräusch, welches von grunzenden pustenden und schnarchenden Tönen begleitet wurde. Trotz der zu erwartenden Prügel mußte er fast laut auflachen.
    »Der Pappermann ist auch heruntergerollt, und nun wälzen sie sich mit einander im Teige herum. Na, wird das ein Eierkuchen!«
    Ein leises Geräusch an der Hofthür ließ ihm vernehmen, daß Julius und Marie aus dem Garten zurückkehrten, in welchem sie bisher gewesen waren; er rief den Ersteren zu sich und theilte ihm heimlich mit, wen er auf den Bäumen gefangen habe. Der junge Mann lachte herzlich über den Streich und veranlaßte das Mädchen, ihn mit nach ihrem Zimmer zu nehmen. Droben angekommen, bog er sich zum Fenster heraus.
    »Guten Morgen, meine beste Frau Reichmann! Wie geht’s?«
    Die Angeredete schwieg, theils vor Wuth, theils aus Scham; aber von dem andern Baume her ließ sich eine klagende Stimme vernehmen:
    »Herr Passelmüller, bitte, legen Sie uns doch die Leiter an! Meine Frau hat den Wadenkrampf, und ich kann mich hier kaum mehr erhalten; der alte Nußbaum biegt und schüttelt sich hin und her grad als ob er Einen zu viel getrunken hätte. Mir ist ganz jämmerlich Muthe.«
    »Gut, ich wills thun! Aber eine Liebe ist der andern werth: Sie geben mir die Marie, und ich bringe die Leiter.«
    »Ja, das geht nicht; die Marie habe ich den Stadtrath versprochen.«
    »Dem Stadtrath?« fiel seine schöne Hälfte ein; »das sollst Du nur wagen! Hier bin ich Herr im Hause und –«
    »Freilich, freilich,« unterbrach sie Julius; »es wird auch kein Mensch bestreiten, daß Sie da draußen Herr im Hause sind, sonst aber habe ich jetzt hier zu kommandiren. Also, die Marie, oder ich lasse Sie sitzen bis die Reveille geblasen wird, und dann bekommen Sie ein Ständchen, wie es nicht besser sein kann.«
    »Nimmermehr! Die Marie bekommt der Herr Pappermann.«
    »Wie Sie wollen!« Er trat vom Fenster zurück und setzte sich zu dem Mädchen, welches vor Angst zitterte und ihn vergeblich bat, die Eltern zu befreien. – Es verging eine geraume Zeit; draußen wurde es hell und heller; da rief es wieder bittend:
    »Julius! Kommen Sie doch ‘mal her!«
    »Nun?« fragte der Gerufene, an’s Fenster tretend.
    »Sie sollen das Mädchen haben, aber holen Sie rasch die Leiter! Wenn der Baum so fortwackelt, so falle ich noch herunter und breche Hals und Beine.«
    »Gleich, Herr Reichmann!« Mit lobenswerther Schnelligkeit begab sich der Sprecher nach unten, wo er den listigen Schmerl schon im Begriffe fand, die Leiter anzulegen. Reichmann stieg taumelnd herab. Seine Frau raisonnirte wie ein Rohesperling, daß er gegen ihren Willen capitulirt habe, und so wurde sie in den Zweigen gelassen, während sich die beiden Männer in das Haus begaben. – – – Nach einiger Zeit erschollen von der Vogelwiese her die Klänge eines Marsches; die Schützen waren im Anzuge. Milchen befand sich in einer schauderhaften Lage. Sie wußte, daß das ganze Corps hier vor dem Hause halten würde, und was dann geschah, wenn man sie entdeckte, das konnte sie sich lebhaft vorstellen, aber sich um einen solchen Preis loskaufen, das war eine zu große Zumuthung. Sie kämpfte mit sich selbst und konnte nicht eher zu einem Entschlusse kommen, als bis sie die Trommeln und Blasinstrumente von Weitem blitzen sah. Das gab den Ausschlag:
    »Herr Passelmüller! – Herr Passelmüller!« rief sie ängstlich.
    »Nun?« frug der Gerufene zum Fenster heraus.
    »Rasch, rasch, ich will herunter; sie kommen schon!«
    »Und Marie?«
    »Nehmen sie sie in des Teu – – in Gottes Namen!«
    Im Nu war er hinunter, legte die Leiter an und half ihr beim Absteigen. Es war die höchste

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