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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sahen aus, als hätte es Tinte geregnet; der Karo winselte und wimmerte zum Erbarmen, denn er hatte die Püffe und Tritte alle aus der ersten Constanz erhalten, wie die Gelehrten sagen; der Bruder saß auf dem umgestürzten Wagen und rieb sich den Körper auf allen zweiunddreißig Seiten, und mir summte und brummte es um die Ohren, als stäke ich in einer Baßgeige.
    Und so, in diesem Zustande mußten wir ins Loch. Na, den Tag vergesse ich nicht und die Nacht noch viel weniger! Aber am andern Morgen, da wurde es besser. Wir wurden zum Stadtrichter geführt; dem erzählten wir Alles, wie es gewesen war, es wurden Zeugen geholt, und als das Lied zu Ende ging, da bekamen wir Schadenersatz und obend’rein auch noch ein Schmerzensgeld. So rasch waren wir unsre Heidelbeeren noch gar nicht losgeworden!
    Das Beste aber kam für mich noch hinterher. Damals lebte nämlich noch der Magister Grabenmacher. Wie er zu diesem Titel gekommen ist, weiß ich freilich nicht; er war von Profession ein Schneider und später Schulmeister geworden. Als alter Junggeselle hatte er sich schon lange nach einem Jungen für seine Aufwartung umgesehen, aber immer nichts Gescheidtes bekommen können. Jetzt hörte er von unserm Unglück, und da er eine alte gute und mitleidige Seele war, so kam er zu uns und fragte mich, ob ich bei ihm bleiben möchte, er wolle etwas Tüchtiges und Gelehrtes aus mir machen, wenn ich fleißig und folgsam sei. Ich hatte wohl große Lust, doch konnte ich ohne die Eltern nicht ja sagen; da meinte er aber, das werde er schon brieflich abmachen, und so mußte ich gleich bei ihm bleiben und den Bruder sammt dem Karo allein gehen lassen.
    Ich hab’s zwar nie bereut, aber der Heidelbeerschiffbruch ist doch nicht ganz ohne unliebsame Folgen geblieben, denn der alte Multumfranke hat es lange, lange Zeit nicht verwinden können, daß er meinetwegen hat zahlen müssen, und der Frau Johanna ist es auch nicht leicht geworden, den Riesensprung zu vergessen, den ich auf sie gemacht habe. Dafür jedoch habe ich es recht gut bei meinem Magister gehabt; viel zu thun gab’s nicht in seiner kleinen, ärmlichen Wirthschaft, und so konnte ich fast den ganzen Tag über den Büchern liegen, woher es auch kommt, daß ich noch heut’ in allen Wissenschaften Bescheid weiß und eine Zelebertät bin in Sachen, von denen andre Leute nicht ‘mal eine Ahnung haben. Ich sollte auf eine lateinische Schule gehen, ich weiß gar nicht mehr, auf welche, und so studirte und lernte ich Tag und Nacht, freilich lateinisch nicht, denn das verstand der Magister Grabenmacher selber nicht, dafür aber alles Andre, was es nur geben kann, und zuletzt war ich so weit, daß mir mein Herr nicht ‘mal mehr Red’ und Antwort stehen konnte.
    Aber das sollte doch anders kommen, als ich gedacht hatte, denn eines schönen Tages legte sich der Magister hin und bekam einen solchen Apoperflex, was auf Deutsch Schlagfluß heißt, daß ich vor Schreck auch ganz perflex dabei stand, freilich ohne Apo, was der gefährlichste Theil von der Krankheit ist – er war mausetodt.
    Nun kam das Gericht und sah seine Sachen durch; da lag in dem Tischkasten ein Zettel, auf dem er mich zu seinem Universalerben gemacht hatte; der gute Mann mußte also doch etwas von dem Tode geahnt haben. Er wurde auf Erbschaftskosten begraben, und als ich von der Leiche nach Hause kam, war mir von dem Universum nichts übrig geblieben als die Bücher, die kein Mensch hat erstehen wollen, ein Pack alter Schreibereien, ein Vierteldutzend Pfeifenköpfe, ein Fidelbogen, ein Schaufelstiel und zwei Töpfe, einer ohne Henkel und der andre ohne Boden.
    Was nun? Ins Gebirge hinauf und Hunger leiden, dazu hatte ich keine Lust, mit der lateinischen Schule war’s aus – ich mußte also zu einem Handwerke greifen und sprach darüber mit meinem Vormunde. Wegen der Erbschaft war mir nämlich, weil ich die Eltern nicht da hatte, so eine Art Vormund gesetzt worden, und wißt Ihr, wer’s war? der Zeug-, Lein-und Wollenweber August Ehregott Multumfranke. Wie es kam, das weiß ich nicht, aber wo es im Orte eine Vormundschaft gab, da wurde niemand Anderes dazu genommen als er, und er machte sich zuletzt eine Ehre daraus, Allerweltsvormund zu sein. So hatte er denn auch bei mir ja gesagt, trotzdem er mich nicht gut verschnupfen konnte, und so war er also auch gewissermaßen verpflichtet, mir mit Rath und That beizustehen. Nach langem Bitteln und Betteln brachte ich ihn endlich so weit, daß er mich als Lehrjungen zu

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