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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kräftig an und drückt und schiebt – es knirscht und prasselt, aber es giebt nicht nach. Da holt er tief Athem und sammelt seine Kräfte zu einem Kapitalstoße: eins, zwei, drei, krach, die altersschwachen, durch und durch verrosteten Angelhaken fahren aus dem knackenden Gewinde, die Thür fliegt verkehrt auf, und der ehrsame Schneidermeister und Nachtwächter Eduard Ludwig Grundmann aus Breitenfeld liegt zum zweiten Male im Schnee, jetzt freilich sehr zufrieden mit dieser Demuth predigenden Stellung.
    »Bravo, bravissimo! Hurrah! Vivat, das städtische ›Arrest-und Budenhaus‹ soll leben, dreimal hoch, und abermals hoch und noch hundertmal hoch! Das war ein wahrer Riesenstoß, und ich habe gar nicht geglaubt, daß ich so ein fürchterlicher Simson bin. Es fehlt nur noch, daß ich das Thor auf die Achsel nehme und es statt Wetterfahne auf die Kirchthurmspitze hänge, dem Bergmann und der Stadt Birkenstein zum ewigen Angedenken und warnendem Exempulum! Nun aber muß ich so schnell wie möglich machen, daß ich nach Breitenfeld komme, kein Spaß in diesem Wetter! Aber, halt – der Omnibus geht ja Punkt ein Uhr von hier ab – bin ich blind hergefahren, kann ich auch wieder blind mit zurückfahren; aber um Tausend willen darf der Hans Nichts davon merken. Ich schleiche mich hier durch die Stadt und warte bei den Scheunen, die draußen an der Straße stehen. Sobald der Wagen kommt, steige ich auf, und hurrah, geht es heim! Freilich muß ich diesmal mit dem Verdecke fürlieb nehmen, denn es könnte leicht beim ›wilden Mann‹ Jemand einsteigen, der mich nachher verriethe; aber ich habe ja den dicken Pelz, und es ist immer besser, sich überschneien zu lassen, als in dieser städtischen Versorgungsanstalt stecken zu bleiben. Doch zuvor will ich die Thür anlehnen, damit man so spät wie möglich hinter meine Schliche komme!«
    Unterdessen hat der glückliche Bergmann es sich angelegen sein lassen, die Kunde von seiner Eroberung in alle Gast-und Schankwirthschaften zu tragen. Sie wird von Jedermann mit Freude begrüßt, und überall, wo Bergmann seine Neuigkeit verkündet, ertönt ihm Lob und fließt ihm Dank in der tropfbaren Form von allen seinen Lieblingssorten. Es ist ihm vollständig unmöglich, solche Anerkennung zurückzuweisen; er trinkt und trinkt bis die Nase im rothblauen Glanze schimmert und fühlt sich so seelig, so ungeheuer wohl, daß er sich vor lauter Vergnügen im Schnee herumwälzen könnte. Aber seine Natur, obgleich der geistigen Getränke gewohnt, ist in Folge des zu reichlichen Genusses dem Einflusse der kalten Nachtluft doch nicht gewachsen. Es wird ihm ganz seltsam und possirlich unter der Mütze; die treue Schnarre in der Hand, schießt er im Zickzack von der einen Straßenseite immer auf die andere hinüber, und endlich fühlt er das unwiderstehliche Bedürfniß, sich niederzusetzen, um die aufrührerischen Gedanken wieder in die gehörige Ordnung zu bringen.
    »Ja, setzen muß ich mich, setzen, nur eine einzige Minute! Aber wohin denn, damit mich Niemand sieht? Halt, da ist ja der ›blaue Löwe‹ mit dem Breitenfelder Omnibus! Der geht erst um Eins ab, und ich kann also getrost ein Bischen hineinkriechen. Das ist eine Idee, eine Idee so gescheidt, wie sie der Kerl, der Grundmann, in seinem ganzen Leben nicht haben könnte. Der setzte sich mitten auf den Marktplatz und ließ sich drei Stock hoch überschneien. Aber hinten steige ich nicht ein, da ist es zu luftig; ich quartire mich in’s Rauchcoupee, da ist es eng und warm. So, so, guten Abend, meine Herren, da sind wir hinne, und nun wollen wir die Thür hübsch zumachen, sonst zieht es an die Füße!«
    Es raschelt und rumort noch einige Secunden in dem Wagen, und dann ist Alles still; die Idee, auf welche er so stolz ist, scheint guten Erfolg zu haben; aber was die Zeit betrifft, so hat er sich jedenfalls verrechnet, denn eben schlägt es Eins, und das Thor öffnet sich, um Hans mit seinen Pferden durchzulassen.
    »Hott hü, Brauner! Ist das eine Finsterniß! Ich muß wahrhaftig das halbe Leben daran wagen, diese Arche Noah vollständig leer nach Breitenfeld zu bringen. Wenn ich Etwas zu sagen hätte im Lande, so setzte ich mich hinein, Eure Birkenfelder Sippschaft müßte sich vorspannen, und ich kutschirte gemüthlich heim nach meinem ›Sellerie!‹ Gute Nacht!«
    »Gute Nacht, Hans,« antwortet der Hausknecht und verschwindet gähnend hinter dem Thore.
    Der mißmuthige Kutscher kann sich nicht gleich beruhigen. Er brummt noch

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