Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Freude dran; aber sage Er mir doch um aller Welt willen, wie Er zu dieser Stunde her nach Birkenstein kommt, ohne zu wissen, wo er sich befindet!«
    »Das will ich Ihm sagen: Ich habe fünf Minuten vor Zwölf im ›Sellerie‹ ein Glas Birkensteiner Lagerbier getrunken und solches Bauchgrimmen darauf bekommen, daß es mich in dieser kurzen Zeit von Breitenfeld bis hierher gerissen hat.«
    »So! da mag Er zusehen, ob es Ihn auch wieder so schnell nach Breitenfeld zurückgrimmen wird. Für jetzt aber wollen wir uns nach einem ruhigen Quartiere für Ihn umsehen.«
    »Oho, Bergmann, das ist doch wohl Sein Ernst nicht! Ich habe weder Ihm Etwas gethan noch mich sonst gegen irgend Wen vergangen, und so kann von einer Arretur gar keine Rede sein. Und übrigens kennt Er mich ja und weiß, wo ich zu suchen bin, wenn es sich ja um eine Anzeige und Bestrafung handelte.«
    »Papperlapapp! Vorhin wollte Er mich einspinnen, jetzt wird er selbst eingesponnen. Habe mir schon längst einmal so Etwas gewünscht und werde nun nicht so dumm sein, Ihn so mir Nichts, Dir Nichts wieder aus dem Garne zu lassen. Er mag sich dann vor unserm Herrn Stadtrichter über Sein Bauchgrimmen verantworten, und es wird für Birkenstein ein wahres Fest sein, wenn der Breitenfelder Nachtwächter als Gefangener durch die Straßen geführt und nach dem Rathhause geschafft wird. Vorwärts marsch!«
    »Aber, Mann, so nehme Er doch Verstand an! Es kann Ihm ja – – –«
    »Ach, was Narrenspossen! In solchen Dingen habe ich gar keinen Verstand. Laufe Er nur, sonst werde ich Ihm Beine machen. Er wird im Loche recht hübsch Zeit haben, einen Reim über Seine eigne lustige Geschichte zusammen zu schmieden. Uebrigens wird es von jetzt an mit Ihm als einziger Dichter aus sein; wir haben auch unsre Meriten; das merke Er sich nur!«
    Dagegen ist Nichts zu sagen, und dem armen Grundmann bleibt nichts Anderes übrig, als sich ruhig in das Unvermeidliche zu fügen. Uebrigens aber ist er neugierig, wo der schadenfrohe Rivale ihn eigentlich hinstecken werde. Dieser hat zwar von einem Rathhause gesprochen, in Wahrheit aber hat Birkenstein kein solches, sondern es ist unter dieser Bezeichnung nur ein kleines Häuschen zu verstehen, welches der Gemeinderath gemiethet hat, um dort seine Sessionen abzuhalten. Dieses Privatgebäude hat keinen einzigen Raum aufzuweisen, welcher als Gefängniß dienen könnte, und es ist auch sonst in Birkenstein keine Vorrichtung getroffen, mit der es direct auf das »Einspinnen« abgesehen wäre. Erwartungsvoll steigt er also vor dem Arrestator her, bis dieser ihm ein gebieterisches »Halt« zuruft.
    »Hier herein geht es! Das ist unser städtisches Arrest-und Budenhaus, zu dem ich stets den Schlüssel bei mir führe. Für eine Nacht ist der Aufenthalt ganz passabel. Vagabunden werden am andern Morgen freigelassen, und schwere Inculpaten transportirt man weiter; daher hat man es noch nicht für nothwendig gehalten, für solche Leute einen Fünfmalhunderttausendthalerpalast herzubauen. So, da ist die Thüre auf, und nun nehme er gefälligst Zutritt!«
    Er weigert sich nicht, einzutreten, denn es ist ihm ein glücklicher Gedanke gekommen. Bergmann verschließt die Thür sorgfältig von außen, wünscht eine »geruhsame Nacht« und geht dann weiter.
    »So, da bin ich in eine schöne Tinte gerathen! Das hat man davon, wenn man seine Illumination im Omnibus verschlafen will, und ich möchte nur das Halloh sehen, wenn mich der Bergmann durch die Gassen führt! Aber so wohl soll es ihm nicht werden, und wenn ich mir mit dem Kopfe ein Loch durch diese alte, wackelige Hütte rennen müßte! Eigentlich ist es eine schauderhafte Unvorsichtigkeit, mich, einen Mann von Fach, in so ein mürbes, morsches Ding zu stecken und mir dabei zuzutrauen, daß ich gemüthlich warte, bis man mich wie einen gezähmten Bären zur Schau stellt. Wollen doch einmal nachsehen, ob sich irgend ein Ausweg finden läßt!«
    Er tastet sich in dem Raume umher und findet, daß derselbe fast ganz mit Theilen von Jahrmarktsbuden angefüllt ist. Läden sind jedenfalls auch da, aber so hoch angebracht, daß er sie nicht erreichen kann; es bleibt ihm also nur die Thür übrig. Das Schloß derselben ist von uralter Construction und außerordentlich fest; auf dieser Seite ist Nichts zu thun. Jetzt lehnt er sich an die Angelseite der Thür, um zu sehen, ob ein Druck vielleicht von einigem Erfolge sei. Es prasselt. Er nimmt einen festeren Halt mit dem Fuße, lehnt sich mit der Schulter

Weitere Kostenlose Bücher