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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihr Alter bildet sich Wunder was darauf ein, daß er der vierzehnte Bachmann ist und ich erst der dreizehnte Hillmann; ein einziger Bachmann wäre ebenso viel werth wie zehn Hillmänner, hat er gesagt, und über meine neue Schnarre hat er sich auch sehr lustig gemacht und mich deshalb einen Bretzeljungen genannt. Soll ich das etwa ruhig hinunterschlucken? Uebrigens sind schon zur Zeit des starken August die Hillmänner den Bachmännern nicht grün gewesen; im siebenjährigen Kriege haben zwei neben einander gedient und sich wegen eines Mädchens bald todtgeschlagen; nachher, als die Franzosen gekommen sind, ists wieder so gewesen; da ist in der Schlacht bei Leipzig ein Hillmann – und das war der Großvater, Gott habe ihn selig – mit übergegangen, und ein Bachmann – das war auch dem Jetzigen sein Großvater – bei Napoleon geblieben, und das hat später vielen Streit gemacht. Und jetzt – jetzt, da ists nun reine ganz aus, ich bin nationalliberal, und er hälts mit dem Fortschritt, wie ich mir habe sagen lassen. Hahaha, Fortschritt – und lacht über meine Schnarre! Ich als Nachtwächter kann doch gar keinen größern Fortschritt machen! Mag der Kerl immerfort in sein Ochsenhorn hineinduten, aber mich laßt in Ruhe mit ihm!« – – –
    Grad um dieselbe Zeit saß auch Bachmann hinter seinem Ofen, hatte die fetten Hände um das dicke Bäuchlein – ein seltsames Naturstück bei einem Schneider – geschlungen, sah behaglich dem Treiben der Schneeflocken zu und warf dann zuweilen zur Abwechslung einen liebevollen Blick auf die beiden Frauen, welche eben bemüht waren, einen warmen Kaffee nebst Zubehör auf den Tisch zu stellen.
    »’S ist doch nirgends schöner in der Welt, als im Bette und hinter dem Ofen!« sagte er. »Wenn man bei solchem Heidenwetter die ganze Nacht da draußen herumlaufen muß, da merkt mans erst, was ein Bett und ein Ofen in der Weltgeschichte zu bedeuten hat. Es geht doch nichts über etwas Warmes, besonders im Winter!«
    »Da hast Du Recht, Alter! Drum komm her, ehe der Kaffee wieder kalt wird!«
    Er folgte der freundlichen Aufforderung seiner sorgsamen Hausfrau, und die Beharrlichkeit, mit welcher er zulangte, zeigte, wie trefflich ihm der Weihnachtskuchen mundete.
    »Das ist aber doch keiner von Unserm?« fragte er, ein ganz besonders appetitliches Stückchen, welches er eben in seiner Hand behielt, betrachtend.
    »Der ist vom Herrn Bürgermeister. Er schickte vorhin einen ganzen Teller voll für das hübsche neue Lied, was Du gestern Abends gesungen hast.«
    »Ach so!« rief er lachend. »Na, da hat mir die Schnurre doch ‘was eingebracht!«
    »Was wars denn für ein Lied?« fragte die Tochter neugierig.
    »Habs selber gemacht; wirst’s schon auch noch hören!«
    »Ja,« meinte die Frau stolz, »so ein Nachtwächter ist ‘was werth, der sich seine Lieder selber machen kann. Da kann man Jedem vor seinem Fenster ‘was singen, was er gern hört und was auf ihn paßt, und darum haben sie Dich auch alle so gern. Ich glaube, das hat noch kein Hillmann zusammengebracht.«
    »I bewahre. Die zwölf Hillmänner sind ganz brave Leute gewesen, aber eine poetische Ader hat Keiner gehabt, und der jetzige, der dreizehnte, erst recht nicht. Ich möcht nur wissen, wie man mit so einer dummen Holzschnarre laufen kann; das hat doch weder Saft noch Kraft!«
    »Ich kenne ihn noch gar nicht so recht; aber sein Sohn, der Eduard soll ein braver und auch ein schmucker Bursche sein.«
    »Soll?« fragte Bachmann mit einem pfiffigen Gesichtsausdrucke. »Höre, Alte, Du willst doch nicht etwa erst jetzt anfangen, mir Flattusen vorzumachen! Wer hat denn am Tage vor dem heiligen Abende hier an dem Tische mit Rosinen gelesen, he? Wer ist denn nachher hier in Wummershausen in den Metten gewesen – giebts etwa in Ammerstadt keine Kirche? Wer hat denn gestern da der Minna die neuen goldenen Ohrglocken zum heiligen Christ gegeben, he? Und wer will denn heut Abend in die ›goldne Ente‹ kommen, wohin unser junges Volk zu Balle läuft und wenns meinetwegen unterwegs Heugabeln schneit? Na, so antworte doch!«
    Trotz dieser Aufforderung blieb sie die verlangte Antwort schuldig, und auch das Mädchen blickte verlegen vor sich nieder.
    »Ja, da sitzt Ihr nun und könnt nicht bis drei zählen! Ihr denkt Wunder, wie gescheidt Ihrs angefangen habt; aber ein Bachmann läßt sich nicht so leicht an der Nase herumführen.«
    »Na, so zanke nur nicht, Alter! Wir habens ja nicht bös gemeint.«
    »Zanken, das fällt mir

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