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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in allen möglichen Farben schimmern; lang und dürr sind die Arme, mit denen er, jetzt grad in einer Rede begriffen, wie mit Windmühlenflügeln in der Luft herum gesticulirt; lang und dürr ist auch das Gesicht, aus welchem eine Nase hervorragt, deren scharfen Rücken man sofort als Rasirmesser benutzen könnte, während die graden und dünnen Lippen und die kleinen, unruhig funkelnden Augen auf einen Charakter schließen lassen, mit dem nicht gut Kirschen essen ist. Lang und dürr ist Alles an ihm, nur nicht das zweifelhafte Kleidungsstück, welches nicht viel mehr als die Hälfte seines Oberkörpers bedeckt und in ein Paar Aermel mündet, welche die gefährliche Passage über den spitzen Ellbogen hinweg schon seit langer Zeit nicht mehr gewagt zu haben scheinen.
    Dieses Ding war zu Urgroßvaters Zeiten einmal ein Pelz und hat gar manchen, manchen Sturm erlebt, was am Ende nicht viel zu bedeuten hätte, denn so eine alte, gutwillige Schafhaut vermag schon Etwas auszuhalten, aber – die Motten, die unglückseligen Motten, die haben den Amtspelz der Hillmänner von jeher zu ihren Sommerlogis gemacht, und da sie immer eine besondere Vorliebe für die untere Parthie desselben hatten, so waren dort regelmäßig mit Anfang Dezember die Haare verschwunden, der zerfressene Streifen mußte abgeschnitten werden, der Pelz wurde von Jahr zu Jahr kürzer und stieg endlich an der langen Gestalt seines jetzigen Besitzers so weit in die Höhe, daß zwischen seinem untern Saume und der Hosenschnalle ein zärtliches Verhältniß entstand, welches bei den Angehörigen des Nachtwächters ein solches Aergerniß erregte, daß sie sich entschlossen, dem Gatten und Vater einen neuen Pelz zum heiligen Christe zu geben.
    Da aber waren sie schön angekommen, denn der Beschenkte erblickte in der Liebesgabe eine Realinjurie auf das bisher so heilig gehaltene Erb-Mottenquartier und befand sich eben jetzt dabei, diesem Letzteren eine feurige Lobrede zu halten.
    »Ja ja, so gehts! Zwölf Hillmanns, hört Ihrs, ein ganzes Dutzend Hillmanns sind hinter einander Nachtwächter gewesen und haben den Schafpelz getragen und in Ehren gehalten; Keinem ist er zu kurz gewesen, und mir auch nicht, denn was ihm eigentlich an der Länge fehlt, das habe ich zu viel, und nun plötzlich soll er nicht mehr gut genug sein. Heiliger Knieriem, ich weiß schon, worauf das hinzielt!«
    »Worauf anders solls denn hinzielen,« sprach die Frau, welche am Tische saß und strickte, »als daß Du des Nachts nicht mehr so frieren sollst!«
    »Frieren? Wer hat Euch denn weiß gemacht, daß michs friert, mich, den dreizehnten Hillmann? Nichts da – mich macht Ihr nicht dumm! Weil der Bachmann, der Großthuer, vor’m Jahre von seinem Mädel einen neuen Pelz gekriegt hat, soll ich nun auch mich mit einem so unnützen und theuren Dinge in der Welt herumschleppen. Heiliger Knieriem, daraus wird nichts! Euch zu Liebe will ich ihn heut noch einmal anziehen, dann aber ists ab!«
    »Ich weiß gar nicht, was Du nur immer mit dem Bachmann hast! Der wohnt in Wummershausen und Du in Ammerstadt; Ihr geht Euch einander nichts an, und – –«
    »Thu doch nur nicht, als ob Du nichts wüßtest! Aber Ihr sollt Euch alle Beide doch verrechnet haben mit Euern saubern Plänen, die Ihr da hinter meinem Rücken schmiedet!«
    »So! Was wären denn das wohl für Pläne?«
    »Höre, bringe mich nicht in die Wolle zum zweiten Feiertage! So eine Frau thut, als könne sie kein Wässerchen trüben, und dabei hat sie es hinter den Ohren und hilft dem Jungen noch in seinen Dummheiten.«
    »Aha, jetzt komme ich auch an die Reihe!« klang es vom Fenster her, wo der Sohn Hillmanns, ein hübscher, kräftiger, etwa zweiundzwanzig jähriger Bursche stand.
    »Ja freilich kommst Du auch noch an die Reihe, du Taugenichts – oder willst Du mir etwa sagen, von wem Du die schönen gestickten Hosenträger gestern geschenkt bekommen hast?«
    Der junge Mann konnte eine leichte Röthe nicht verbergen, welche sein Gesicht überzog, und verzichtete auf eine Antwort.
    »Nun? warum wirst Du roth? Warum stehst Du nicht Rede und Antwort? Nicht wahr, ich habs getroffen? Denkst Du denn, ich hätte das M.B. nicht gesehen, was mit draufgestickt ist, und wüßte nicht, daß das ›Minna Bachmann‹ heißen soll?«
    »Aber was hast Du denn eigentlich gegen das Mädchen?« fragte der Sohn.
    »Gegen das Mädchen? Heiliger Knieriem, nicht nur gegen das Mädchen habe ich was, sondern die ganze Sippschaft kann mir gestohlen werden!

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