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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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auf ihn muß Eure ganze Aufmerksamkeit gerichtet sein, vergeßt es nicht.«
    Mir brannte mehr Zorn als Liebe im Herzen.
    Ich war mit den besten Vorsätzen zurückgekehrt, entschlossen, den schrecklichen Streit, der uns getrennt hatte, auf meine Kappe zu nehmen, kurz, Manco seine Grausamkeit zu verzeihen und sogar – sogar! – seine Gleichgültigkeit gegenüber Zara. Sind Männer denn fähig, so zu fühlen wie wir, die wir die Kinder in unserem Leib austragen und sie von unserem Blut ernähren? So hatte ich mir, offen gestanden, ein bißchen feige zugeredet, weil ich unbedingt eine Entschuldigung für ihn finden wollte, um ihn von neuem ganz lieben zu können … Aber hatte ich dieses Warten, all dieses schmähliche Gebaren verdient? Wer hatte ihn zum Inka gemacht? Was wäre er denn, hätte meine Hand nicht Tupac Huallpa das Gift eingeträufelt? Was wäre er, hätte ich ihn nicht aus den Kerkern von Sacsahuaman befreit, indem ich hundertmal mein Leben aufs Spiel setzte?
    Empörung im Sinn, warf ich mich ohne überschwengliche Bekundungen vor ihm nieder. Hinter mir kniete Martin.
    »Was will der Fremde?« fragte Manco.
    Ich antwortete für ihn: »Martin de Salvedra war ein Freund Almagros, mein Gebieter. Erinnerst du dich? In Cuzco hat er dich häufig besucht. Er kam in mein Dorf, wohin ich geflüchtet bin, nachdem …«
    Manco schnitt mir das Wort ab.
    »Sprich von dem Fremden. War er an dem Mord an Pizarro beteiligt?«
    »Er ist ein treuer Freund, eine aufrichtige Seele. Er hat nach seinem Gewissen gehandelt. Geruhe, Herr, ihm deine Gastfreundschaft zu gewähren.«
    »Er kann bleiben. Er findet Gesellschaft. Diese Männer waren bei der Ermordung des Statthalters auch dabei. Sag ihm, er ist willkommen. Sag ihm auch, er darf die Stadt nicht verlassen.«
    Hierauf übersetzte ich dem Inka Martins Dankesworte, dann machte der Inka ein Zeichen.
    Einige Frauen erhoben sich. Drei von ihnen, runde glatte Lärvchen, hatten kaum das Alter, in dem man das Acllahuasi verläßt. Die vierte streifte mich mit feuchtem Blick: es war Inkill Chumpi. Sie hatte zugenommen.
    Inkill Chumpi reichte Manco zwei kleine Goldbecher voll Chicha. Manco nahm die Becher, streckte Martin mit seiner linken Hand den einen hin. Der Hof lauerte: nach dem Zeremoniell des Zutrunks richtete man sein Verhalten. Die linke Hand ehrt einen Gast nicht so wie die rechte, und die Größe der Becher drückt die Wertschätzung aus. Zum Glück wußte Martin nichts davon, sonst wäre sein geringes Selbstvertrauen noch mehr geschrumpft!
    Die Chicha war getrunken, Manco forderte Martin auf, sich zu den Spaniern zu gesellen. Nun folgten jene freudigen und lautstarken Umarmungen, die bei den Eurigen gang und gäbe sind, Pater Juan, auch wenn man die Absicht hegt, sich anderntags zu ermorden.
    Ich blieb allein.
    Hunderte Augen beobachteten mich unter gesenkten Lidern. Obwohl ich mit allen in diesem Saal die Gefahren, Entbehrungen und Hoffnungen des langen Marsches geteilt hatte, der uns von Ollantaytambo bis in Mancos Stadt geführt hatte, wagte es niemand, mir irgendein Gefühl zu bekunden, solange der Inka meine Stellung nicht bestimmt hatte. Mir war heiß und kalt, ich hatte Durst, meine Schläfen pochten. Aber Ihr kennt mich jetzt genug, Pater Juan, um zu wissen, daß Demütigung mich stärker macht.
    Mancos Jaguar zerrte an seiner Kette. Krieger der Antis hatten seine Mutter getötet und ihn, nicht viel größer als ein Meerschweinchen, zu uns gebracht. Manchmal hatte ich ihn in meinen Palast geholt, Zara hatte ihn mit ihren kleinen Armen umschlungen, ihn geküßt und dabei gejuchzt …
    Auf Mancos Wort streckte sich der Jaguar auf den Boden. Und nun erst, als habe ihn das Tier an meine Anwesenheit erinnert, wandte er sich zu mir.
    »Für dich steht eine Wohnung bereit. Man wird dich hinbegleiten.«
    Ich küßte seine Sandalen in dem heißen Wunsch, zuzubeißen, und verließ hinter den Dienern den Saal.
    Zugegeben, die Wohnung war schön. Mehrere Räume um einen grünen und blühenden Innenhof. Das Anwesen lag im Westen, im Viertel der Inti Cancha, des heiligen Platzes, wo der Hohepriester und die Amauta ihren Sitz hatten, aber ziemlich abseits davon, an den Grenzen der Stadt, und vom Garten führten gewundene Pfade, die sich wie kleine Wurzeln verzweigten, in buschbestandene, jungfräuliche Weiten.
    Für viele ein privilegierter Ort. Für mich das Exil, die Trostlosigkeit.
    Vorher hatte ich von meinem in Mancos Gärten gelegenen Palast freien Zugang zu seinen

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