Die Favoritin
erwartete ich andauernd eine heimliche Zusammenkunft, irgendein Zeichen. Ich lenkte meine Ungeduld ab durch lange Bäder, frisierte mich, probierte Kleider, ich ging alle meine Schmucksachen durch, beschäftigte mich mit meinem Aussehen.
Qhora sah mir seufzend zu.
Eines Abends, als ich im Garten dem Sonnenuntergang zuschaute und dachte, daß es wohl morgen genauso sein würde wie heute, schmiegte sie sich an meinen Rock.
»Hast du jemals bedacht, wie tief du den Inka gekränkt hast?« murmelte sie. »Du sagst immer, er hat dich verjagt. Aber du wolltest fort, du hast dich aufgelehnt … Sich auflehnen gegen den Inka! Nimmt ein Gott eine Beleidigung hin wie ein einfacher Mann einen Schmutzfleck auf seinem Mantel?«
»Es ging um Zara.«
»Hast du dich bis ins Herz entrüstet, als die Spanier Titu Cusi raubten, seinen Lieblingssohn, und er die Entführer nicht verfolgt hat? Er konnte es nicht, ebensowenig wie bei Zara.«
»Titu Cusi war nicht mein Sohn. Eine Mutter beschützt ihr Kind. Anscheinend bist du …«
Qhora rückte von mir ab.
»Zara war das Kind, das ich nie haben werde. Ich hätte gehandelt wie du. Aber du mußt dich damit abfinden: der Inka verzeiht nicht.«
Ich schrie: »Verschwinde, Hexe!«
Als meine böse Wut sich erschöpft hatte, dachte ich nach. Qhora hatte nicht ganz unrecht. Mir wurde klar, daß ich in meinem Groll gegen das irdische Wesen, gegen den Liebhaber und Vater, den Gott übersehen hatte. Offen gestanden, Pater Juan, und was ich Euch da anvertraue, ist ein sehr lästerlicher Gedanke, ich habe Manco trotz der ehrerbietigen Anredeformeln, die der Brauch von mir erheischte, niemals als den Gott angesehen. Dafür war er in der Leidenschaft zu menschlich! Und bei zu vielen Gelegenheiten hatte ich ihn arm und bloß gesehen. Das Bild des Inka darf durch keinen Makel getrübt werden. Doch wie dem auch sei, wenn ich meinem Stolz abschwören mußte, damit dem seinen geschmeichelt würde, war ich dazu bereit.
Wieder ging ich zu Inkill Chumpi und erfuhr, was ich wissen wollte.
Beim dritten Besuch hieß ich die Träger mich nicht in meinem einstigen Palast, sondern in den Gärten absetzen. Und ich wählte den grünen Irrgarten vor einer Terrasse, die mit Büschen bepflanzt war und wo sprudelnde Fontänen sangen. Manco hatte ihre erquickende Einsamkeit zu meiner Zeit sehr geschätzt.
Laut Inkill Chumpi kam er noch immer täglich zur selben Stunde dorthin, zur blauen Stunde der Dämmerung, die der Seele Besänftigung schenkt.
Ich hatte mich sorgfältig gekleidet. Weiße Tunika und Lliclla. Keine Stickerei, kein Schmuck, nur ein schlichtes Flechtband in den offenen Haaren.
Als Manco auftauchte, ließ ich mich quer über den Weg fallen wie eine Tote.
Wenig darauf hörte ich seine Stimme.
»Ich hatte dir soviel Verstand zugetraut, daß du uns eine Szene von solcher Lächerlichkeit ersparst. Steh auf.«
»Wozu aufstehen, wenn das Licht des Inka sich abwendet und mich in der Finsternis allein läßt!« sagte ich. »Ich habe mich vor dir, mein Gebieter, sehr schuldig gemacht. Aber gabst du mir Gelegenheit, deine Vergebung zu erflehen?«
»Asarpay, Asarpay! Ich kenne dich. Du fühlst kein Bedauern, keine Reue. Hör auf mit der Komödie, sie steht dir nicht.«
»Erhabener …«
»Höre«, sagte Manco, »wenn der Krug bricht, läuft er leer. Das Herz ebenso. Steh auf.«
Ich gehorchte.
Sein schwerer, kalter Blick erschreckte mich.
Ich warf mich vor ihm nieder, ergriff seine Hand.
»Ich liebe dich!« schrie ich. »Du kannst nicht …«
»Ich hätte dich für immer aus der Stadt verbannen, dich töten können. Ich kann alles. Das hast du vergessen.«
»Es ging um unser Kind, dein Kind!«
»Durfte ein Kind dir mehr gelten als der Wille deines Gebieters? Ich habe geglaubt, deine Liebe sei grenzenlos, Asarpay. Du hast mich enttäuscht.«
»Aber ich habe dir alles gegeben.«
»Hast du nicht alles bekommen?«
Kläglich sagte ich: »Manco, ich beschwöre dich, denk an …«
»Nein. Mein Gedächtnis hegt nur meinen Haß. Du kannst hier in Ehren leben, erwarte nicht mehr. Jetzt geh und besinn dich, damit du wieder zur Vernunft kommst.«
Martin de Salvedra lebte mit den Männern Almagros.
Es waren fünf: Diego Mendez, Gomez Perez, Francisco Barba, Cornejo und Monroy. Ich mochte sie nicht. Ich witterte bei ihnen eine heimtückische Verkommenheit, einen üblen Beigeruch. Dennoch ließ ich meine Sänfte um Martins willen halten, wenn ich auf sie traf.
Martin sah gut aus, er trug reiche
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