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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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Goldschimmer überstrahlt in meinen Erinnerungen die folgenden Tage. Ich war vom Morgen an im Palast und kehrte erst bei Fackellicht zurück.
    Qhora erwartete mich und fragte mich aus: »Habt ihr miteinander gesprochen?«
    »Das ist gar kein Ausdruck! Meine Kehle ist ganz ausgetrocknet.«
    »Ich meine: hat der Inka etwas zu dir gesagt … etwas, das anzeigt, daß du außerhalb der Dienste, die du ihm leistest …«
    »Qhora! Haben die Götter dich an meine Seite gestellt, um mir ständig vor Augen zu führen, daß das Leben ein Sumpf ist? Zur Zeit ist Mancos Blick auf Cuzco gerichtet … Entscheidend ist doch, daß er mich braucht, und vor allem, daß er es zugibt. Das Übrige wird schon kommen. Die Würdenträger täuschen sich darin nicht! Sie haben plötzlich ihr Gedächtnis wiederentdeckt und überhäufen mich mit Aufmerksamkeiten.«
    ***
    Diego Mendez erwies sich kraft seiner Persönlichkeit als Anführer der fünf Spanier. Also ging er als Bevollmächtigter zum Vizekönig nach Lima.
    Während wir seine Rückkehr erwarteten, nahm ich meine Weberei wieder auf.
    Martin hatte sich eingestellt.
    Mich verlockte es nicht mehr, an den Haaren oder an den Füßen aufgehängt zu sterben. Ich sah eine Möglichkeit, meine Privilegien, meine Bedeutung und, vielleicht, Manco wiederzugewinnen. Ich verabschiedete Martin. Freundschaftlich … und mit Versprechen, von denen ich glühend wünschte, sie nicht halten zu müssen. Es war nicht leicht. Verwünschungen wären mir lieber gewesen als seine Ergebenheit.
    Diego Mendez kam zurück.
    Nichts gefiel mir an diesem Spanier, seine ungesunde Dickleibigkeit so wenig wie die schütteren roten Haare; er tauchte seinen Bart in die Chicha, vermischte Hochmut und Grobheiten, und vergeblich suchte man seinen fahlen Blick unter den schlaff hängenden Brauen. Aber wie sollte man einen Mann nicht als Freund empfangen, der einem den Frieden wiederbrachte und, mit einer Stimme wie tausend Trompeten, uns die Tore von Cuzco aufstieß?
    Zehn Jahre Kampf zwischen dem Inka und Seiner Spanischen Majestät näherten sich dem Ende. Mancos Heroismus und Beharrlichkeit triumphierten. Sicher mußte man den Interessen der Krone Genüge tun, die Teilung der Macht in Erwägung ziehen, aber teilen ist besser, als eine hohle Hand zu schwingen, und Manco schien es endlich einzusehen. Die Vorbereitungen zum Aufbruch begannen. Manco ließ mich wissen, daß ich ihn nach Lima begleiten würde, um zwischen ihm und dem Vizekönig zu dolmetschen. Sonne, Sonne! Meine Sänfte schwamm auf rosa Federn, ich berührte den Boden nicht mehr.
    Und es kam der Morgen, da alles ins Wanken geriet.
    Es war vier Tage vor unserer Abreise. Ich ruhte in meinem Schlafgemach.
    Qhora hatte mir am Abend eine Maske ihrer Erfindung aufgetragen, die meiner Haut jugendliche Frische geben sollte … Lacht nur, lacht, Pater Juan. Falten verstärken bei einem Mann die Männlichkeit; bei einer Frau ist jede Falte ein Abstrich ihrer Verführungskaft! Da lag ich also und flog in Gedanken den erlesensten Aussichten entgegen, was, nebenbei gesagt, die Jugend sicherer bewahrt als jede Maske – da plötzlich kam Qhora.
    »Der Fremde ist in deiner Werkstatt.«
    »Martin?«
    »Soviel ich weiß, empfängst du keinen anderen.«
    Ich erhob mich.
    »Ich hatte ihm doch gesagt …«
    Ich riß die Maske ab, die sich löste wie eine Haut, und lief hinaus. Ich war wütend und verwünschte Martin. Über ein Jahr hatte ich ihn unbesorgt in meinen Armen empfangen. Jetzt wollte mir allein dadurch, daß ich ihn bei mir wußte, der Boden unter den Füßen schwinden.
    Ich betrat die Werkstatt.
    »Martin, ich hatte Euch gesagt …«
    »Asarpay, ich habe soeben ein Gespräch meiner Kameraden belauscht. Sie sagen mir ja nichts. Man muß den Inka warnen. Diego Mendez und seine Freunde haben vor, ihn zu ermorden.«
    »Manco ermorden! Ihr sagt: ermorden?«
    »Ja.«
    Ich lehnte mich an die Wand.
    »Das ist …! Und wie wollen sie das anstellen? Sie sind nur fünf.«
    »Mehr habe ich nicht gehört.«
    »Das ist doch Unsinn! Welches Interesse sollten sie daran haben?«
    »Asarpay, überlegt. Für Spanien wären mit dem Verschwinden des Inka die Probleme hier grundsätzlich gelöst, da er der einzige Vertreter der Interessen der Indios ist. Womöglich ist Diego Mendez in Wahrheit schon nach Lima gegangen, um über dieses Angebot zu verhandeln? Mord gegen Mord. Der Mord am Inka macht den an Pizarro wett! Oder kam die Idee von Seiten des Vizekönigs? Ich weiß es nicht.

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