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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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Soldaten mit Schleudern, Wurfkeulen und Bögen. Provinzgouverneure, denen der große Aufzug verdächtig war, haben es mir gemeldet. Der Bastard enthüllt seine Schurkennatur. Ich muß ihn vernichten. Wenn er siegen würde, wenn er Cuzco einnähme … Unser Leben ist uns nur geliehen, auch ich kann aufhören zu sein, aber ich will nicht, daß Atahuallpa Hand an diese Kette legt, sie ist das Symbol der Liebe, die Huayna Capac für mich hegte, bevor er sie diesem Hund zuwandte. Wenn ich sterbe, soll die Kette dir gehören samt allem, was du hier siehst, Geschmeide, Vasen, Kostbarkeiten. Jetzt schwöre, daß du dich niemals von der Kette trennst … Asarpay! Hörst du mich? Schwöre.«
    Ich schwor es, und zur Bekräftigung meines Schwurs küßte ich die Erde.
    Vor meinen tränenverschleierten Augen wurde das Gold zu flüssigem Feuer.
    Huascar drückte mich an sich, dann schob er mich weg.
    »Dies ist mein Abschied. Ich gehe nach Cuzco und stelle ein Heer auf.«
    »Lebe wohl. Aber, mein geliebter Herr, ist es nicht Brauch, daß der Inka seine Lieblingsfrauen mitnimmt in den Krieg?«
    »Ich nehme Frauen mit. Aber dich, meine Taube, mein grünes Reis, dich nicht!«
    Da wußte ich, daß er mich vor dem Schlimmsten bewahren wollte. Und ich wußte, daß er sterben würde und daß auch er es wußte.
    Wir gingen zurück, wieder unter den tosenden Wassern hindurch. Der Wald schloß sich um uns. Ich weiß, daß ich wünschte, er möge uns noch enger umschlingen und aufnehmen für immer.
    Am Fort warteten die Träger.
    Bis zum Fluß wies mir Huascar die Zeichen, um zu dem Wasserfall zurückzufinden. Mein Gedächtnis vermerkte sie mechanisch. »Es wird nicht nötig sein«, sagte ich wieder und wieder, »die Götter in ihrer Gerechtigkeit können nur für den Inka sein.« Er gab darauf nicht einmal Antwort.
    Wir überquerten die Brücke. Das schmale Band schwankte. Durch das Geländer aus Agavenfasern sah man die grünlichen Wasser des Urubamba wie von blindwütigen Furien gehetzt gegen die Felsen schlagen und riesige Gischtwolken aufwerfen, in die sich rötliche Schlammfetzen mischten.
    Am anderen Ufer machten die Träger halt. Huascar hieß mich aus der Sänfte steigen.
    Er ging zu der Brücke, betrachtete den Urubamba, rief die Träger und sprach zu ihnen, indem er mit einer Hand in die entfesselten Fluten wies. Die Träger kamen, packten die Sänfte bei den Holmen, und als sie an der Brücke anlangten, stießen sie sie hinunter. Sie wurde von einem Wirbel verschluckt, der ein paar Holzstücke freigab. Die Strömung trug sie davon.
    Ich sah zu, ohne zu verstehen.
    Dann warf sich der älteste Träger mit erhobenen Händen vor Huascar nieder, stand auf, blickte prüfend um sich, dann betrat er einen Felsvorsprung über dem Fluß, kauerte sich abermals, er warf dem Urubamba Kußhände zu und Wimpern, die er sich ausriß, denn so grüßen wir die Götter … und sprang. Einer nach dem anderen folgten ihm die Gefährten mit demselben Ritual.
    Huascar entfernte sich bereits.
    Ich warf meine Betäubung ab, lief ihm nach.
    Er drehte sich um.
    »Ich habe dir gesagt, der Mund der Toten ist stumm. Vergiß nicht, daß du es genauso halten mußt, wenn du einmal hierher kommst.«
    Ich weiß, Pater Juan, Ihr seid entsetzt.
    Barbarei! schreit Euer Herz. Aber wenn Gott und seine Heiligen es befehlen, geht Ihr dann nicht ins Martyrium wie zu einem Fest? … Der Inka war unser Gott. Ob länger leben, ob kürzer, kam es darauf an? Was galt, war einzig, daß man sich einer Ewigkeit seliger Tage gewiß war und daß man in vollkommener Übereinstimmung mit seinem Glauben und seinem Gewissen Abschied nahm.
    Nach einer halben Meile Weg warteten die andere Sänfte und ihre Träger. Zwischen den violett braunen Bergen lag das Tal fast schwarz. Die Rückreise ging schneller vonstatten, die Träger waren ausgeruht. Huascar verließ mich vor dem Palast und ging. Es gab keine Tränen. Alles war gesagt.
    Nachts konnte ich nicht schlafen, ich stand auf, machte eine Tafel aus Ton und ritzte den Weg zur Grotte ein. Dann barg ich die Tafel in einem Versteck.
    ***
    Im folgenden Monat fand nahe Cuzco die Begegnung statt. Atahuallpas Truppen, von den großen Feldherren Huayna Capacs befehligt, trugen einen leichten Sieg über Huascars eilig gesammeltes und wenig erfahrenes Heer davon. Blut tränkte das Gras der Ebene wie Regen. Zu allem Unglück wurde der Inka gefangengenommen.
    Mir wurden die Schreckensnachrichten von Manco überbracht.
    Wenn ich bis jetzt nicht

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