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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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Todesqual einer Frau peitscht die männlichen Instinkte auf – übrigens bei allen Rassen. Töten ist eine Weise zu besitzen, nicht wahr?
    Ich beschloß, mich in der Nacht davor mit meinen Haaren zu erdrosseln. So machen wir Frauen es meistens. Qhora würde mir dabei helfen. Als das feststand, dachte ich an das Los meiner Gefährtinnen.
    Wenn Hernando Pizarro das Gold auch über jeden Verstand liebte, hatte er doch kein grausames Wesen wie seine Brüder. Er würde wahrscheinlich einwilligen, die beiden Unschuldigen zu verschonen und zur Familie Inkill Chumpis geleiten zu lassen.
    Qhora weigerte sich rundweg.
    »Wir gehen gemeinsam, du und ich.«
    »Du gehst mit Inkill Chumpi! Ich weiß wenigstens, wofür ich sterbe. Hernando will sein Recht. Ich kann es ihm nicht verdenken, wir würden es nicht anders machen.«
    Ich rief die Soldaten und verlangte, ihn zu sprechen. Mir wurde erwidert, Seine Exzellenz halte Rat. Heute abend vielleicht …
    Aber am selben Abend erschienen Mancos Krieger auf den Hügeln.
    Die Belagerung von Cuzco begann.
    Wir schliefen nicht, wir lauschten dem Klang der Meeresmuscheln, der Flöten und Trommeln, der durch das Strohdach drang. Inkill Chumpi sagte immerzu: »Da ist unser allmächtiger Herrscher. Du mußt nicht sterben, Asarpay!« Und sie lachte, tanzte, als wären wir schon dort oben auf den Hügeln, unter den Unsrigen, im Glück.
    Am nächsten Morgen schickte ich Qhora aus, Nachrichten einzuholen. Sie kam mit ein paar Handvoll Mais und mit strahlendem Gesicht wieder.
    »Ich bin hinausgekommen. Die Spanier sind wie verrückt. Sie haben auf dem Platz Zelte errichtet und dort die Pferde eingestellt. Wenn du die Hügel sehen könntest … Man sieht kein Gras, keine Felsen mehr, nur Krieger!«
    »Was tun sie?«
    »Nichts. Sie sind da. Sie blicken herab. Wie eine Riesenschlange, die eine Ginsterkatze anstarrt, bis sie halbtot ist vor Angst, wenn sie sie verschlingt.«
    »Vergiß nicht, daß wir im Augenblick noch im Schlund der Ginsterkatze stecken!« sagte ich.
    Der Tag verrann.
    Abends verboten die Soldaten, daß Qhora den Raum zum Essenholen verließ. Ich protestierte. Sie sagten: »Du, ›Indierin‹, brauchst bei dem bißchen Zeit, die dir bleibt, nichts mehr zu essen.«
    Ihr Schweiß roch scharf. Mut verhindert nicht Angst. Übrigens macht das Bewußtsein der Gefahr ihn erst wirklich zur Tugend, meint Ihr nicht, Pater Juan?
    Das Lärmen der Krieger, das Brüllen der Meeresmuscheln, der ununterbrochene Trommelwirbel ersetzten uns die Abendmahlzeit. Welch göttliche, nervenzehrende Nahrung! Mancos Männer so nahe zu wissen … Das Gefühl meiner Ohnmacht machte mich rasend. Diesmal stand es außer Frage, nach dem heiligen Grundsatz des Vaters meines Vaters zu handeln: ›Pack das Unglück beim Kragen, und die Götter stehen dir bei‹ … Die Götter waren auf dem Hügel und wir, an Händen und Füßen gebunden, die Beute der Dämonen.
    Ich sprach mit meinen Gefährtinnen darüber.
    »Ich denke, wir haben nur eine Chance: falls der Angriff gleichzeitig an allen Fronten erfolgt und die versprengten Spanier uns vergessen. In dem Fall können wir vielleicht entkommen und uns zu den Unsrigen durchschlagen.«
    Wir hatten in der vorigen Nacht nicht geschlafen. Ich bestimmte eine Wachablösung. Als ich mich endlich niederlegen konnte, fällte mich der Schlaf …
    Ich hustete. Qhora und Inkill Chumpi knieten, über mich gebeugt, und rüttelten mich. Als ich ihre tränennassen Augen sah, war mein erster Gedanke, man komme mich zum Galgen holen, und ich schloß die Augen. Dann roch ich Rauch und öffnete sie wieder.
    Eine Stimme schrie: »Kommst du endlich, Hexe! Von mir aus könntest du hier schmoren, aber anscheinend bist du noch zu was gut!«
    Wir eilten von Raum zu Raum. Überall war der beizende Geruch, Augen und Kehle brannten, aber kein Feuer war zu sehen, keine Flammen.
    Draußen auf dem Platz, in den Zelten der Spanier, drängten sich die verängstigten Pferde Kruppe an Kruppe. Kaum hatten wir das Tor durchschritten, erfüllte ein gewaltiges Fauchen meine Ohren. Nach ein paar Schritten hielt ich vor Entsetzen inne. Der größte Teil der Oberstadt, der an den Hügeln lehnte, stand in Flammen! Ich sagte Euch doch, Pater Juan, daß unsere Dächer alle auf dieselbe Weise gebaut sind: ein Gerüst aus Balken und Pfeilern, das mit dichten Strohbündeln gedeckt ist, langes, geschmeidiges und sehr widerstandsfähiges Stroh, das Ichu, es ist ein vorzüglicher Schutz gegen Hitze und Kälte, wie

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