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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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die Namen Villalcázar und Martin de Salvedra in den Sinn. Ich verbannte sie rasch. Kein Haß, keine Freundschaft. Jedes Gefühl meiden, das über meine Kräfte ging und einer noch anfälligen Gemütsruhe gefährlich gewesen wäre. Ich lernte wieder leben, ganz verhalten, eine Lebensweise, die mir nicht sehr entsprach, aber mehr traute ich mir noch nicht zu.
    Als das Korn und die verschiedenen Trockengemüse gespeichert wurden, war es so weit, daß ich einen großen Plan verwirklichen konnte: ich richtete in der Wohnung, die mir der Curaca lieh, eine Werkstatt ein.
    Unsere Frauen sind außerordentlich geschickt im Verarbeiten der Wolle. Wir werden gleichsam mit einer Spindel in den Fingern geboren, und unser Erwachen wird von den Bewegungen unserer Mütter gewiegt, die mehrere Stunden des Tages beim Weben zubringen: zwei Holzstöcke sind es nur, einer ist an die Hüttenwand oder an einen Baum gehakt, der andere an einem Gurt um die Taille der hockenden Weberin befestigt, die mit ihrem Körper die Fadenspannung reguliert. Zwei weitere Stäbe, parallel zu den beiden ersten zwischen die Fäden geschoben, bahnen der langen Holznadel den Weg, die den Webfaden führt. Ein ganz einfaches Werkzeug, alles hängt ab von Geschick und Geschmack. Unsere Frauen haben beides. Natürlich erwarben wir uns in den Acllahuasi, wo die Kleider des Inka und der Coya gefertigt wurden, dank der Erfahrung der Mamacunas, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde, eine Meisterschaft, eine Eleganz und Verfeinerung im Färben und in der Vermählung der Farben, die von den Frauen im Dorf nicht erreicht werden konnten.
    Ich hatte mir vorgenommen, meine Ayllu in diese Geheimnisse einzuweihen. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen schien es mir den Versuch wert, unsere Kunst vor dem Aussterben zu bewahren. Denn Eure Landsleute in ihrer Tugendhaftigkeit hatten die Acllahuasi geschlossen. Sie nahmen sich der Erziehung unserer kleinen Jungfrauen nun persönlich an, und bestimmt ermunterten sie die kleinen Hände der Mädchen nicht gerade, ihre Talente in der Weberei zu entfalten!
    Eines Nachmittags begeisterten wir uns, die Frauen und ich, an einem Färbebad, das ein prachtvolles Violett ergab. Wir hatten es durch mehrere aufeinanderfolgende Arbeitsgänge erreicht, indem wir Indigoblau mit dem Rot der Schildlaus mischten, dem wiederum eine Spitze Gelb aus der Rinde des falschen Pfefferbaums beigefügt wurde. Wir schickten uns gerade an, die Wollstränge hineinzutauchen, als eine Schar Jungen in den Raum gestürzt kam: unten, unterhalb der Feldterrassen, sei ein weißer Mann.
    »Der Mann hat ›Asarpay!‹ gerufen, ein paar Mal!« plapperten die Kinder. »Wir haben sein Gesicht gesehen. Puah! Wie gekochtes Fleisch. Haben die Fremden kein Blut, daß sie so fahl aussehen?«
    »Geh nicht hin«, flehten die Frauen mich an. Und einige fingen an zu barmen und zu weinen.
    Ich ging zur Tür.
    »Dein Gürtel, deine Lliclla, edle Mutter! Und warte wenigstens, bis ich dich gekämmt habe!« erregte sich die zweite Frau des Curaca, die mich wie einen weisen Affen hätschelte und diese Fürsorge keiner anderen überließ.
    Die Nachricht hatte sich im Flug herumgesprochen. Draußen drängte sich eine Menge. Männer, ihre Taklla geschultert, folgten mir auf dem holprigen Feldweg hinab zu den Pflanzterrassen. Und einer nach dem anderen kamen sie hinter mir die ›Treppen‹ herunter – wenn man die an den Stützmauern stufig angelegten großen flachen Steine so bezeichnen kann, über die man schnell von einer Terrasse zur anderen gelangte.
    Ganz unten erkannte man einen Mann in europäischen Kleidern. Ich weiß nicht warum, unsinnigerweise hatte ich zuerst an Villalcázar gedacht, aber diese fröstelnde Gestalt da …
    Ich wandte mich zu meiner Eskorte um: »Wir haben nichts zu fürchten, es ist ein Freund!«
    ***
    Martin de Salvedra betrat die Schwelle unserer Hütte durch eine doppelte Hecke von Gaffern. Er war erschreckend mager und schmutzig, das Gesicht von einem wilden Bart überwachsen, der Blick … Es war dieser Blick, der mich bannte. Denselben Blick hatte ich während der großen Jagden bei Hirschen und Rehen gesehen.
    Er sackte auf den Boden nieder.
    Ich kauerte mich ihm gegenüber.
    »Martin, was ist mit Euch?«
    »Seit Diego gefangen ist, Almagros Sohn …«
    »Gefangen?«
    »Wie, das wißt Ihr nicht!«
    Die Verblüffung belebte ihn ein wenig.
    »Nein«, sagte ich, »ich weiß von nichts. Nachrichten erfährt man hier nur durch die

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