Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
Vom Netzwerk:
»Trink deinen Kakao aus. Wir sollten allmählich mal zurück.«
    Verwirrt gehorchte er. Danach griff er zögernd nach der Teetasse, aber Leslie winkte ab und stand auf. »Danke, Gin«, sagte sie und umarmte die Kassiererin.
    Gin strich ihr übers feuchte Haar. »Immer gern. Kommt bald wieder vorbei, wenn ihr mögt.«
    »Ich bin ja dann nicht mehr da«, bemerkte Benny. »Also – danke für die heiße Schokolade. Und, äh … den Tee. Bis dann. Also – auf Wiedersehen. Mach’s gut, meine ich.« Er streckte die Hand aus, die sie ergriff und einen Moment lang festhielt.
    »Alles Gute«, sagte sie ernst. Ihre Augen waren grün mit winzigen goldbraunen Sprenkeln darin. Unwillkürlich dachte er, dass sie zu den Leuten gehörte, deren Alter schwierig zu schätzen war. Als sie hereingekommen waren, hatte er sie für alt gehalten, mindestens sechzig, aber jetzt sah sie viel jünger aus. Ihr Haar war kastanienbraun und dicht, fast ein bisschen struppig, und die Haut im runden Gesicht ganz glatt, bis auf tiefe Fältchen um Augen und Mund.
    »Ja, äh – danke«, murmelte er verlegen, als er merkte, dass er sie angestarrt hatte.
    Die wohlige Stimmung war ganz verflogen. Verwirrt folgte er Leslie, die eilig hinausstrebte. »Ist vielleicht besser«, sagte sie, als sie wieder in das graue, klamme Nieseln hinaustraten, »wenn du sie nicht allzu lange warten lässt. Komm.«
    »Ich …«
    Aber sie lief schon los. Verärgert folgte er ihr. Stimmte mit ihr irgendwas nicht? Erst ganz gemütlich, fast aufdringlich, und jetzt schien es fast, als wollte sie ihn so schnell wie möglich loswerden. Sollte ihm aber auch recht sein, schließlich ging auch sie ihn bald nichts mehr an.
    Auf halbem Weg fiel ihm ein, dass er jetzt keine Schokolade oder etwas anderes für den Rückweg gekauft hatte. Das war blöd, weil die Stimmung später sicher nicht so entspannt sein würde, dass sein Vater bereitwillig anhielt, damit er noch etwas kaufen konnte. Beim Gedanken an das, was ihm gleich bevorstand, wurde ihm mulmig, aber er straffte den Rücken und beschloss, es einfach auszusitzen.
    In Sichtweite der Burg blieb Leslie abrupt stehen. »Denk daran«, sagte sie leise und so eindringlich, dass er unwillkürlich lauschte. »Alasdair will dich nicht dort haben, und er ist es nicht gewöhnt, respektlos behandelt zu werden. Leg dich nicht unnötig mit ihm an. Und auch nicht mit den anderen. Sei ein bisschen vorsichtig. Der Rest wird sich finden.«
    »Bitte was?«
    Sie lächelte zu ihm auf, stupste ihn mit der Hand nicht gerade sanft vor die Brust und wandte sich ab, um im Galopp die Straße wieder hinaufzulaufen. Sie sah aus wie ein Kind, das spielt, es sei ein Pony. Irritiert starrte er ihr hinterher. Dann schüttelte er verärgert den Kopf. Ganz bei Trost schien hier keiner zu sein.
    Ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, drehte er sich um und marschierte auf Glenshee Castle zu, das hoch und kalt und grau vor ihm aufragte.

3 Willkommen auf Glen
    3 WILLKOMMEN AUF GLEN
    D er kleine knallblaue Mietwagen war fort, und es dauerte einige Herzschläge lang, bis sein Verstand begriff, was die Augen sahen. Stumm stand er im allmählich kräftiger werdenden Regen und starrte auf den leeren Fleck. Es war so absurd, dass er einen verstörenden Augenblick lang glaubte, sich einfach geirrt zu haben – sicher hatte das Auto nicht hier gestanden, sondern woanders. Aber da waren die tiefen Reifeneindrücke im Kies. Und dort der Busch, dessen tief hängende Zweige beim Parken über die Flanke des Wagens gescharrt hatten, so dass sein Vater beim Aussteigen besorgt nachgesehen hatte, ob es einen Kratzer gegeben hätte.
    Hatte er vielleicht den Wagen im Burghof geparkt? Benny schaute hinüber zum Tor. Waren da Reifenspuren? Er war nicht sicher, immerhin waren dort auch die Busse entlanggefahren. Nach der Starre setzte das Herzklopfen so plötzlich ein, dass ihm schwindlig wurde. Fast stolperte er, als er in den Hof rannte. Dort standen die Busse, wie zuvor. Keine Spur des Leihwagens. Wie ein Idiot sah er hinter den Bussen nach, dazwischen, sogar darunter , er suchte an den unmöglichsten Stellen. Als er nichts fand, schaute er noch einmal nach, um zu prüfen, was offensichtlich war. Nichts. Keine Spur. Absolut nichts.
    Sein Puls jagte dahin wie ein Pferd, das ihn abzuwerfen versuchte, und er hatte längst begriffen, was er nicht begreifen wollte. Mit rasendem Puls stürmte er in die Halle, den verwischten, verschwommenen Gedanken im Kopf, er müsste zu dieser Direktorin

Weitere Kostenlose Bücher