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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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hier bist, obwohl du gottverdammt noch mal weißt, dass du hier nichts verloren hast, und ich dir erst gestern gesagt habe, du sollst dich gefälligst von Glen fernhalten?«
    Sie wich zurück.
    »Ja.« Er folgte ihr. »Ja, das alles weiß ich. Weißt du es auch?«
    »Ich muss mit dir …«
    »Reden? Das hatten wir gestern. Was soll das? Ich habe keine Zeit, mir ständig dein Gestammel anzuhören. Falls es dir entgangen ist – im Gegensatz zu dir habe ich zu tun. Ich hüpfe nicht den ganzen Tag auf Wiesen herum, streichle Kühe und füttere verfluchte Kelpies und rezitiere irgendwelchen dämlichen Wassernymphen Gedichte. Ich habe Unterricht, ich kümmere mich um den Zirkel, ich verwalte einen Großteil unserer familiären Angelegenheiten. Angelegenheiten, die dich übrigens, wenn ich das mal am Rande erwähnen darf, überhaupt nichts angehen. Auch wenn du dir offenbar in letzter Zeit etwas anderes einbildest.«
    Sie machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, da erreichte er sie mit zwei raschen Schritten, die ihr vorkamen wie ein Sprung, packte ihre Arme und knallte sie hart gegen die Wand. Benommen blinzelte sie zu ihm hoch. Sein Gesicht war nah vor dem ihren. So viel Zorn. So viel hilflose Zuneigung in ihr, die ihren Gliedern die Kraft raubte. Es tut mir leid, dass du so vieles ertragen musst, dachte sie und schaute ihn an. Dass du so viel Verantwortung trägst mit gerade einmal siebzehn Menschenjahren. Dass du …
    »Ich … will … dich … hier … nicht … mehr … sehen«, knurrte er. Mit jedem Wort knallte er sie erneut gegen die Wand. Sie spannte den ganzen Körper an, vor allem den Nacken, um die Stöße abzufangen. Trotzdem wurde ihr schwarz vor Augen. »Ich …«
    »Ich will nichts hören«, brüllte er. »Es interessiert mich nicht.« Offenbar erinnerte er sich daran, wo er war, denn er atmete tief durch, rang sichtlich um Beherrschung und senkte die Stimme. »Du hast hier nichts verloren, und du hast mit den Angelegenheiten auf Glen nichts zu tun. Du bist nichts weiter als … ein Ding. Hüpf auf den Wiesen herum, füttere deinen Kelpie, ich dulde ja einiges. Aber komm mir nicht mehr in die Quere, hast du verstanden? Und vor allem – lungere nicht nachts in der Nähe der Burg herum. Vor allem nicht zusammen mit diesem verdammten Köter!« Er sah ihren überraschten Blick und kniff die Augen zusammen.
    »Ich …«
    »Du hältst dich von Glen fern. Hast du verstanden?«
    Irgendwo zu ihren Füßen zischte es. Zee. Letztes Mal, als Alasdair wütend auf sie gewesen war, hatte sich Zee urplötzlich auf sie gestürzt und ihr die scharfen Zähne ins Bein geschlagen, knapp unterhalb des Knies.
    »Ob … du … verstanden … hast.« Wieder unterstrich er jedes Wort mit einem harten Ruck, sie passte nicht auf und knallte mit dem Kopf gegen die Mauer. Kurz sackte die Welt weg. »Mariah«, keuchte sie, als sie wieder auftauchte und das Tageslicht, das durch die hohen Fenster einer nahen Nische einfiel, ihr grell in die Augen stach. »Mariah Logan. Sie ist …«
    »Mariah Logan interessiert mich nicht! Sie interessiert mich ebenso wenig wie dein Kelpie oder deine wilden Verschwörungstheorien.«
    »Sie hatte einen Schlaganfall«, schrie sie auf. »Nur, dass es keiner war. Grau und ich haben in der Nacht …«
    »Grau!«, knurrte er.
    »Wir waren hier. Das heißt, er war nicht im Dorf. Und da hat sie …«
    »Um Grau muss man sich beizeiten kümmern.«
    »Sie hat sich Mariah Logan geholt! Frag Lumpi, ihren Hausgeist! Er hat sie gehört. Er hat die Schwarze Banshee …«
    »Halt das verdammte Maul! Du und Grau … halt dich von dem Vieh fern. Ich werde mich um ihn kümmern, hast du verstanden? Ich kümmere mich um deinen Grau, du wirst schon sehen. Ich habe die Schnauze voll davon, dass er an der Brücke herumlungert.« Der Zorn verzerrte Alasdairs Gesicht so sehr, dass sie ihn kaum erkannte, seine Finger umklammerten ihre Oberarme so fest, dass sie spürte, wie das Gewebe darunter gequetscht wurde und Blut zu blauen Flecken zusammenströmte. Kaum spürte sie, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Jahrelang hatte sie nicht geweint, jetzt tat sie es offenbar andauernd. »Grau«, flüsterte sie. »Grau rührst du nicht an.«
    »Wirst du schon sehen«, knurrte er. »Und jetzt …«
    »Sie hat Mariah Logan geholt«, schrie sie auf. Sie stieß ihn zurück, stolperte fast und schrie ihn aus voller Kehle an: »Hast du mich überhaupt gehört? Die Schwarze Banshee hat Mariah geholt! Sie ist völlig außer Kontrolle!

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