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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Verstehst du nicht, was sie ist, Alasdair? Sie ist das Ergebnis eures verdammten … eures Missbrauchs! Sie ist außer Kontrolle, und du wirst sie nicht unter Kontrolle bringen. Es gibt keine andere Möglichkeit, ob du es einsiehst oder nicht. Wir müssen sie …«
    Sein Schlag schleuderte sie den Gang hinunter. Mit dem Handrücken mitten ins Gesicht, ein trockener Knall.
    Grau, dachte sie benommen und sah graues Fell vor sich. Mit dem nächsten Blinzeln wurde es zu Steinboden, auf dem sie lag. Ihr Kopf dröhnte. Sie entblößte die Zähne, wandte sich um und zischte Alasdair an, der Zee gepackt hatte und davonschleuderte, ehe er sich auf sie stürzen konnte. Nicht, um sie zu beschützen, war ihr klar. Tief in ihr wünschte sich ein kleiner Teil Leslie mit hoffnungsloser Sehnsucht, sie könnte es glauben, aber sie wusste, dass es nicht so war. Zee hatte zu gehorchen und aus dem Weg zu bleiben, wenn Alasdair es wollte. So wie sie selbst. Und jetzt war ihm alles im Weg, das sich zwischen ihn und Leslie stellte.
    Angst flammte in ihr auf, als er sie packte und auf die Füße riss. Zugleich warf sich etwas in ihr ihm entgegen. Schlag zu, schrie es. Schlag doch zu!
    Der nächste Schlag hätte sie erneut zu Boden geschleudert, ihre Beine waren auf einmal wie Wasser, sie sackte zusammen, aber er hielt sie am Oberarm fest. Durch dicke Nebel hörte sie ihn atmen. Er rang um Beherrschung, wurde ihr klar. Wenn er tat, was er tun wollte, dann brachte er sie um, hier vor den Türen der Speisesäle.
    »Wir müssen sie umbringen«, flüsterte sie. »Wir müssen die Schwarze Banshee umbringen. Ich habe sie gestern gehört, Alasdair. Ich habe sie gehört! Ich weiß, was sie ist.«
    Sein Gesicht dicht vor ihrem. Sein Mund bewegte sich, ein trockenes Lachen. »Das glaube ich kaum«, sagte er.
    Wieder riss er sie auf die Beine, die ihr Gewicht nicht tragen wollten, halb schleifte er sie mit sich, halb stieß er sie voran. Um sie aus der Burg zu entfernen, wurde ihr klar. Um sie hinauszustoßen, damit sie draußen auf taufeuchten Wiesen herumhüpfte, den Kelpie fütterte, den Windgeistern lauschte und ihm nicht im Weg war.
    Aus dem wirbelnden Schwarz und Grau und den Schlieren vor ihren Augen, die sich allmählich klärten, formte sich ein Gesicht. Zuerst verstand sie nicht. Dann, mit einem erschreckend harten Herzschlag, erkannte sie es. Benny.
    Das schmale Gesicht blass vor Zorn. Seine Augen waren blau mit kleinen grünen Sprenkeln darin. Es hieß, Menschen mit grünen Augen sähen in der Dämmerung die Feen tanzen. Das stimmte, wie so vieles, nicht. Benny sah Feen nicht, und wenn sie ihm auf die Nase spuckten. Will Davenport hingegen hatte sie gesehen, ohne jede Hilfe, und seine Augen waren braun gewesen. Braune, freundliche Augen. Bennys Augen waren blau mit grünen Sprenkeln darin, und sie waren nicht freundlich. Sie waren …
    Bennys Faust zischte knapp über ihren Kopf hinweg und traf Alasdair im Gesicht.
    Nein, dachte sie. Nein.
    Alasdair ließ sie los und taumelte zurück. Ohne seinen stützenden Griff brach sie zusammen. Benny fing sie gerade noch rechtzeitig auf, der unbeholfene Griff um ihren Oberarm schmerzte.
    Da standen sie. Beide lang und schmal, Alasdair ein Stück größer. Sie starrten einander an. Langsam hob Alasdair die Hand zum Gesicht. Zum Kinn. Man sah nur eine leichte Rötung. Leslies Herz wollte stehen bleiben.
    An der Wand kauerte ein zu Tode erschrockener Zee. Nichts schien sich zu rühren. Selbst die Luft nicht. Die Zeit nicht. Nichts.
    »Wir müssen sie umbringen«, flüsterte sie eindringlich. »Alasdair, bitte. Sie ist wahnsinnig. Sie ist vollkommen wahnsinnig.«
    Sein Blick wanderte von Bennys Gesicht zu ihrem. Seine Augen glühten. »Sie ist nicht wahnsinnig«, fauchte er sie an. »Sie träumt. Sie hat Alpträume, jede Nacht, und in diesen Träumen schlägt sie um sich und versucht, ihre Familie zu beschützen. Sie meint es gut. Sie ist nicht wahnsinnig, sie meint es gut, aber wenn sie träumt, weiß sie nicht, was sie tut.«
    Es dauerte lange. Seine Worte sickerten in ihren Verstand, so langsam, als bahne sich Wasser seinen Weg durch Fels. Dann, endlich, begriff sie. Sie begriff, und in ihr bäumte sich alles auf. Sie schrie auf, aber heraus kam nur ein Stöhnen.
    Alasdair war totenbleich, unter seiner weißen Haut glaubte sie das dunkle Netzwerk der Adern schimmern zu sehen. Er sah aus, als käme er gerade wieder zu sich. »Du«, sagte er zu Leslie, seine Stimme war klar und ruhig. »Raus. Und zwar

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