Die Feen - Hallmann, M: Feen
nicht in den Zirkel aufgenommen und eingeweiht wurde, Feen sehen konnte. Und da …«
»Der Zirkel?« Benny verschluckte sich, hustete und griff, als er einen Schluck Tee trinken wollte, daneben. Verwirrt versuchte er es noch einmal, diesmal erwischte er die Tasse, vergaß aber, was er damit gewollt hatte. »Der Zirkel …«
»Ja, die Zirkelmitglieder sind eingeweiht. Das ist ein Teil des Deals – dass die Familie MacGregor sehen und ausgewählte Personen ebenfalls einweihen kann. Um ein Netzwerk aufzubauen, das meiner Familie Einfluss sichert, der weit über Glenshee hinausgeht.«
Benny blinzelte. »Okay. Das ist …«
»Das muss dich nicht interessieren«, beschied sie ihm barsch. »Das ist allein mein Problem.«
»Leslie …«, mahnte Gin.
»Ist doch so.«
Eine Weile starrten die beiden einander an. Als sie damit offenbar gar nicht mehr aufhören wollten, räusperte sich Benny. »Wenn mich das alles nichts angeht, weshalb bin ich denn dann überhaupt hier?«, erkundigte er sich bescheiden. Und dann fiel es ihm selbst ein. Es traf ihn wie der Hieb einer riesigen Keule. »Alasdair. Ich habe ihn geschlagen.«
»Richtig.« Leslie musterte ihn interessiert, als sei sie erstaunt, dass er von selbst darauf kam.
»Sie nimmt mir das übel, richtig?«, fragte er. Ihm war schwindelig. »Sie nimmt mir das richtig, richtig übel.«
»Davon ist auszugehen«, stimmte Leslie ihm zu. Ihr Gesicht war ernst, aber er fand, es hätte mitfühlender sein können.
»Deshalb war sie am See«, stieß er hervor. »Sie wollte mich ins Moor locken.«
»Wir gehen davon aus«, sagte Gin. »Wir wissen es nicht mit Sicherheit, aber wir gehen davon aus. Und deshalb musst du sehr, sehr vorsichtig sein. Wir haben keine andere Möglichkeit gesehen, als dir zu zeigen, wie man sieht. Damit du uns nicht für verrückt hältst, sondern begreifst, womit du es zu tun hast. Und damit du eine Chance hast zu bemerken, wenn du es mit etwas zu tun hast, das von der anderen Seite stammt.«
»Sie wollte mich ins Moor locken«, wiederholte er fassungslos. »Was hätte sie dann getan? Was hatte sie vor?«
»Dir ein Schlaflied singen, nehme ich an«, sagte Leslie trocken.
Benny starrte sie an. Er dachte an William Davenport und daran, wie haarscharf er daran gewesen war, ebenso zu enden. »Felix hat mir das Leben gerettet, stimmt’s?«, fragte er.
»Vermutlich. Also – vielleicht nicht direkt das Leben. Nicht den Körper. Aber den Verstand.«
In Benny zogen sich die Eingeweide so fest zusammen, dass sie zu einem fetten Klumpen zusammenschmolzen. Er versuchte sich zu erinnern, was er als Letztes zu Felix gesagt hatte, aber es wollte ihm nicht einfallen. Er sah den kleinen, dicken Felix davonwanken, an seiner Seite den Wolfshund, den Gin Grau nannte. Gequält stöhnte er auf.
Leslie trat ihm kräftig vors Schienbein. »Keine Schuldgefühle heranzüchten«, mahnte sie unerwartet freundlich. »Die helfen keinem.«
»Hat die Schwarze Banshee …«
»Was denn?«
»Hat sie … Felix? Ist er deshalb gesprungen? Hat sie ihn erwischt?«
Die beiden schauten einander an, dann sah Leslie zum Fenster. »Ich glaube, du solltest allmählich mal los. Sortier dich ein bisschen. Schlaf drüber. Und morgen …«
»Schlafen.« Spöttisch schnaubte er. »Mit dem Krötenkobold auf der Brust. Verzeih, aber ich weiß nicht, wie ich schlafen soll. Oder essen. Und dann das mit der Schwarzen Banshee …«
»Darum werden wir uns kümmern«, versprach sie. »Grau und ich, wir halten Wache.«
»Die ganze Nacht«, sagte er.
»Ja. Die ganze Nacht.«
»Und der Kobold?«
»Schlaf auf der Seite, dann ist es nicht so schlimm, wenn er sich auf deine Brust setzt. Und wegen des Geruchs …« Sie schaute Gin an.
Die stand wortlos auf und wühlte im Küchenschrank herum. Als sie zurückkehrte, hatte sie einen kleinen Tiegel dabei. »Habe ich heute frisch gemacht«, sagte sie. »Dachte mir, dass du es brauchen wirst.«
»Was ist da drin?«, wollte er misstrauisch wissen, öffnete den Tiegel und schnupperte daran. Es roch nach gar nichts.
»Das willst du nicht …«, setzte Leslie an.
»Schlüsselblumen und Kreuzkraut«, unterbrach Gin sie. »Überwiegend Schlüsselblumen und Kreuzkraut.«
»Mh«, machte er und schraubte das Ding schnell wieder zu.
»Ein bisschen davon unter die Nase«, wies Leslie ihn an. »Ganz sparsam, nur einen Hauch. Dann riechst du ihn nicht mehr.« Ein Lächeln flackerte über ihr seltsames kleines Gesicht. »Hilft nicht, was das Essen betrifft, ich
Weitere Kostenlose Bücher