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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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weiß, aber auch da überlegen wir uns etwas. Immerhin musst du ihn für den Anfang nicht mehr riechen. Besser als nichts, oder?«
    »Ja ja«, gab er widerwillig zu. »Ein ganz kleines bisschen besser als nichts.«
    »Hier«, sagte Gin und reichte ihm eine kleine Schachtel mit Hustenbonbons, wie man sie im Supermarkt kaufen konnte.
    »Danke«, sagte er verwirrt und nahm sie entgegen. Sie war sehr leicht.
    »Eine beim Einschlafen lutschen. Auf keinen Fall mehr als eine am Tag.«
    »Ich …« Er öffnete die Schachtel, sie war nicht mehr eingeschweißt. Darin lagen ein paar kleine schwarze Pastillen, fünf oder sechs nur.
    »Gegen die Träume«, erklärte sie mit unbewegtem Gesicht. »Je seltener du einen lutschst, desto besser. Damit ist nicht zu spaßen, das sind keine Bonbons. Aber ich dachte, du kannst es gebrauchen.«
    »Gegen die Träume?«, fragte er erstaunt. »Woher weißt du …«
    »Empfindsame Naturen schlafen schlecht auf Glen. Liebe Güte, selbst in der Nähe dieser Burg schlafe ich inzwischen schlecht. Und mir hockt kein Krötenkobold auf der Brust und lässt Gift in meine Träume sickern.«
    »Die Träume kommen vom … vom Kobold?«
    »Einige. Vielleicht die meisten.«
    »Und … was träume ich, wenn ich diese Dinger lutsche?«
    »Wenn du eins lutschst«, korrigierte sie nachdrücklich. »Genau eins pro Tag. Auf keinen Fall mehr.«
    »Okay, ich hab’s verstanden. Was träume ich, wenn ich davon genau eins vor dem Einschlafen lutsche?«
    »Gar nichts«, erwiderte sie.
    Er hätte sie küssen mögen. Da stand sie, mollig und mit ihrem etwas müden Gesicht inmitten der Wolke aus kastanienfarbenem Haar, und sah aus, als hätte sie seit Wochen nicht richtig geschlafen. Und machte ihm das größte Geschenk, das er seit … das größte Geschenk, so schien es ihm, das er in seinem ganzen Leben bekommen hatte. Eine Nacht ohne Träume. Eine ganz und gar traumlose Nacht. Vorsichtig schob er das kostbare Päckchen in die tiefe Tasche seiner Trainingshose. Die Aussicht auf eine traumlose und erholsame Nacht war so verlockend, dass ihm alles andere auf einmal unwichtig erschien. »Danke, Gin. Vielen, vielen Dank.«
    »Viel hilft es ja nicht«, sagte sie zögernd.
    »Das reicht erst mal völlig. Danke!«
    In ihrem Blick lag Zweifel, als wüsste sie mehr als er. Und das war ja auch so. Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Auch nicht über das Frühstück morgen. Jetzt wollte er nur darüber nachdenken, sich die Salbe unter die Nase zu reiben, sich im Bett auf die Seite oder sicherheitshalber auf den Bauch zu drehen und tief und traumlos zu schlafen. Eine ganze, kostbare Nacht lang.
    Er schaute zum Fenster, doch durch die Vorhänge konnte er nicht sehen, wie dunkel es inzwischen draußen sein mochte. Beim Anblick der Fensterbank fiel ihm der kleine Herdgeist wieder ein. Sil. Sehr viel netter als sein Krötenkobold, er hätte die beiden gern miteinander vertauscht.
    »Darf ich noch einen Keks für den Weg mitnehmen?«, fragte er Gin.
    »Natürlich«, sagte sie überrascht. »So viele du willst.«
    Benny nahm zwei Kekse. Als er aufstand, legte er unauffällig einen davon auf die Küchenbank und schaute zur Fensterbank hinüber. Es war nichts zu sehen. Vermutlich war der kleine Kerl gar nicht mehr da. Trotzdem ließ er den Keks liegen, wo er war, nur für den Fall. Nach Kelpie und Krötenkobold und Schwarzer Banshee empfand er tiefe Dankbarkeit für die Existenz eines netteren Geschöpfs.

30 Diebe
    30 DIEBE
    I m Feuer gab es keinen Gesang mehr. Der Feuersänger war fort. Das fand Sil schwer zu verstehen, und es fiel ihm immer ein, wenn er durch das Feuer ging. Immer, immer lauschte er, und nie hörte er etwas. In ihm war ein kleiner Fleck, der leer war. Ein Gefühl wie Hunger. Die Großfüße sagten gern, dass man einen leeren Magen hatte, wenn man Hunger hatte. Sil war zumute, als hätte er einen zweiten Magen, einen, der den Feuersänger wollte, keine Schokolade. Aber der Feuersänger war fort. So wie die Großfußfrau, die früher in Sils Haus gelebt hatte. Nur hatte er nichts übrig gelassen. Die Großfußfrau hatte ihren Körper dagelassen, er hatte dagelegen, bis zweimal die Sonne aufgegangen war, riesig und reglos war er gewesen, dieser Körper, und Sil war scheu darum herumgeschlichen, weil er nicht verstand, was los war. Er verstand es nie, diese Körper, die sie zurückließen. Warum nahmen sie sie nicht mit? Brauchten sie sie nicht mehr, dort, wo sie hingingen?
    Der Feuersänger hatte keinen

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