Die Feen - Hallmann, M: Feen
entgeistert.
»Ja. Schau, Felix hatte nach William Davenports Unfall auch ein Anhängsel. Weil Alasdair wissen wollte, ob er auch sieht. Seiner war nicht ganz so eklig wie deiner, aber schön war das auch nicht. Er war nicht so eklig, aber ziemlich boshaft. Das war auch nicht leicht für Felix. Natürlich, er hat ein paar Dinge tun können, weil er sowieso als abergläubisch gilt. Aber bei dir würde es auffallen, wenn du jetzt auf einmal Eisen in dein Bett legst oder so etwas.«
»Das hilft?«
»Ein wenig. Manchmal.« Sie grinste. »Vergiss es. Zu auffällig. Aber jedenfalls darfst du dir jetzt nicht vorstellen, dass Alasdair eine endlose Armee von Kobolden und anderen Wesen befehligt, die genügend Verstand und Konzentrationsfähigkeit – und Interesse für die menschliche Welt – aufbringen, dass man sie mit solchen Aufgaben betrauen kann. Seine Ressourcen sind kostbar und begrenzt. Dass das Vieh noch immer an dir dranhängt, ist, so wie auch die wenig erfreuliche Auswahl, einmal der Tatsache geschuldet, dass dich die Windgeister lieben.«
»Aha?«
»Ja. Leute, die von bestimmten Feenwesen geliebt werden, lernen manchmal zu sehen. Bei William war das wohl so. Er war ein netter, sehr verträumter Kerl, und ihn haben die kleinen, schönen Feen sehr geliebt. Morgenlichtelfen, Baumnymphen, solches Zeug. Sie haben sich ihm gezeigt. Deshalb ist Alasdair bei dir jetzt vorsichtig. Na, und außerdem ärgert es ihn, dass die Rutherford deiner Aufnahme zugestimmt hat. Das war auch tatsächlich ziemlich eigenmächtig von ihr, das hätte sie gar nicht allein entscheiden dürfen.«
»Aber da kann ich doch nichts für?«
Leslie lächelte unbestimmt. »Das interessiert doch Alasdair nicht. Für ihn bist du von Anfang an ein Ärgernis gewesen. Und dann kommst du an und brichst am ersten Abend jemandem die Nase – klar, dass er dich beobachten lässt. Aber trotzdem hätte er den Krötenkobold vermutlich schon abgezogen, wenn du dich ihm nicht so offen widersetzt hättest. Ich vermute ja, dass er extra ein so widerliches Exemplar ausgesucht hat, weil er dich nicht leiden kann, und dass es ihm nach eurem … Zusammenstoß besonderes Vergnügen bereitet zu wissen, dass das Ding dir die Träume versaut und ins Essen sabbert. Er kann dich wirklich nicht ausstehen. Für ihn gehörst du genau zu der Sorte von Leuten, die auf Glen nichts verloren haben.«
»Wie traurig«, brummte Benny. »Wo ich ihn doch so wahnsinnig sympathisch finde.«
Stille senkte sich über die Küche. Leslie und Gin sahen einander an.
»Tja«, sagte Leslie.
»Wofür brauchst du mich?«, fragte er.
Überrascht hob sie die Brauen. »Hoppla!«
»Ist doch so, oder? Du hast mir nicht aus lauter Nettigkeit Kelpie-Schleim in die Augen geschmiert und mir diese Morgenlichtelfen gezeigt. Richtig? Du willst irgendwas von mir.«
Leslie und Gin wechselten einen Blick.
»Meinst du, die Wahrheit kränkt ihn sehr?«, fragte Leslie.
»Möglich.« Gin zuckte mit den Schultern. Dann kam sie zum Tisch, setzte sich und schaute Benny an. »Das Mädchen am See«, sagte sie.
»Leslies angebliche Schwester, die sich aufgelöst hat.« Er nickte. »Was war das?«
»Meine Schwester«, antwortete Leslie für Gin. Ihre Stimme hatte einen seltsamen Unterton.
»Deine Schwester hat sich vor meinen Augen aufgelöst«, informierte er sie trocken. »Tut sie das häufiger?«
»Ich weiß es nicht.«
»Verstehe.«
»Das glaube ich kaum.«
»Richtig«, befand er. »Ich verstehe kein Wort.«
Leslie sah unglücklich aus. »Ich weiß nicht, was sie tut oder nicht tut. Schau, ich habe sie nie gesehen. Ich habe nicht mal mit ihr gesprochen. Sie ist seit achtzehn Jahren aus dieser Welt verschwunden, und die einzigen Menschen, die Kontakt zu ihr haben, sind Vater und Alasdair.«
»Schön«, sagte er. »Es bereitet mir ein bisschen Kopfzerbrechen, dass ein Mädchen, das seit achtzehn Jahren verschwunden sein soll, aussieht wie drei oder vier, aber ich nehme an, dafür gibt es eine Erklärung.«
»Sie lebt auf der anderen Seite. In der Feenwelt. Dort vergeht die Zeit anders.«
»Aha.« Er überlegte, noch einen Keks zu essen, entschied sich aber dagegen. Auch dagegen, ein bisschen sinnlos zu lachen oder das Fenster zu öffnen und hinauszuschreien. Er blieb einfach ganz ruhig sitzen, als ob nichts wäre. »Sie lebt also in der Feenwelt. Und warum tut sie das?«
»Weil mein Vater einen Deal mit den Kerrigans abgeschlossen und ihnen für ihre Hilfe sein erstgeborenes Kind versprochen
Weitere Kostenlose Bücher