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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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hat, so wie es seit Jahrhunderten und Jahrtausenden Tradition bei den Kerrigans ist.«
    »Natürlich.« Benny nickte. »Entschuldige. Das war eine dumme Frage.« Er betrachtete ihr Gesicht, aber sie sah nicht aus, als scherze sie. »Er hat was?«
    »Meine Mutter war damals schwanger. Dem Internat ging es nicht gut. Überhaupt nicht gut. Fast hätte er alles verloren. Da hat er einen Deal mit den Kerrigans abgeschlossen, ihnen das Ungeborene versprochen – zu seiner Erleichterung stellte sich später heraus, dass es ein Mädchen war –, und sie haben sie direkt nach der Geburt mitgenommen.«
    »Verstehe«, sagte er aufgeräumt. »Das ist nicht besonders nett gewesen von deinem Vater.«
    »Nein, nicht sehr.«
    »Was hat deine Mutter dazu gesagt?«
    »Sie hat den Verstand verloren.«
    Benny verlor den Faden. Er starrte Leslie an. »Ehrlich?«
    Sie nickte.
    »Tut mir leid.«
    »Danke.«
    Er räusperte sich. Niemand sagte etwas. Es dauerte eine Weile, bis er seine Stimme wiederfand. »Wer, eh … wer sind denn diese Kerrigans?«
    »Ein Clan von Kobolden. Leprechauns, um genau zu sein.«
    »Das sind doch diese grünen Typen mit den Schnallenhüten, oder?«
    »Korrekt.« Sie nickte.
    Er lachte laut auf. Sie starrte ihn an.
    »’tschuldigung«, sagte er.
    Ihr Blick war nicht gerade freundlich. »Die Geschichte meiner Familie«, sagte sie, »geht dich im Grunde nicht viel mehr als einen Scheißdreck an. Und deine Hilfe brauche ich auch nicht. Aber wir haben über dich gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass du wissen musst, womit du es zu tun hast. Damit du nicht der Nächste bist, den sie schreiend fortbringen oder der mit leerem Blick im Moor herumstolpert oder so. Ich habe keine Zeit, dauernd auf Schüler aufzupassen, die die Nase ein bisschen zu weit in Sachen stecken, die sie nichts angehen. Ich habe auch noch anderes zu tun, weißt du?«
    Es war alles ein bisschen zu absurd, als dass er es recht fassen konnte. »Was?«, fragte er nur.
    »Hör zu«, sagte Gin. »Es ist sicher alles ein bisschen viel auf einmal, aber versuch einfach, es so hinzunehmen. Das Wesen, das du am See gesehen hast, war einmal Leslies Schwester.«
    »Sie ist meine Schwester!«, warf Leslie mit gerunzelter Stirn ein.
    »Ich glaube, sie hat dort drüben den Verstand verloren«, sagte Gin. »Und …«
    »Sie träumt«, unterbrach Leslie sie barsch. »Alasdair hat es selbst gesagt: Sie träumt. Oder sie glaubt zu träumen. Sie hat sich in einem Traum verloren, und das Einzige, was sie will, ist, ihre Familie zu beschützen.«
    Gin wandte sich ihr zu, ihre Augen standen voller Mitgefühl. »Was Alasdair sagt oder …«
    »Ich spüre es, Gin«, sagte Leslie eindringlich. »Ich habe das andere Glen gesehen, ich habe ihren Gesang gehört, und sie ist meine Schwester. Ich spüre, wie es ihr geht. Die Verbindung zwischen uns ist … ist etwas Besonderes. Ich weiß, dass sie mitten in einem Alptraum steckt, der nicht aufhört.«
    Sie starrte Benny mit so wilden Augen an, dass er sich genötigt fühlte zu nicken. »Klar«, sagte er. »Ein Alptraum.«
    Ihr Blick wurde etwas weicher. »Sie meint es nicht böse«, erklärte sie. »Sie weiß nicht, was sie anrichtet. Aber leider ist sie sehr gefährlich, wenn sie glaubt, jemand wäre eine Gefahr für ihre Familie. Für Glen. Sie will ihre Familie und das Tal mit aller Macht beschützen. Sie handelt aus Liebe, aber sie weiß nicht, was sie Sterblichen mit ihrem Gesang antut. Du musst wissen, sie hat keinen Begriff von Sterblichkeit – sie kann keinen haben.«
    Verwirrt hob Benny die Schultern. »Ja. Klar. Äh – welcher Gesang?«
    Leslie seufzte tief. »Vor einigen Jahren tauchte ein neues Geschöpf im Moor auf. Ich habe zuerst nur durch andere Feenwesen von ihr erfahren – sie nannten sie die Schwarze Banshee. Und so nennen wir sie auch. Eine normale Banshee ist nicht gefährlich. Im Gegenteil, sie haben nur einen schlechten Ruf, weil man normalerweise stirbt, wenn man sie hört und so, aber du musst dir klarmachen, dass man da die Kausalkette nicht verdrehen darf. Niemand stirbt, weil sie singen, sondern sie singen, wenn jemand stirbt.«
    Natürlich. Benny lächelte, nickte und nahm sich einen Keks.
    »Bei ihr ist es … ein bisschen andersrum«, sagte Leslie.
    »Ein bisschen«, spottete Gin. »Hör auf, es zu verharmlosen.«
    »William Davenport«, sagte Leslie und schaute Gin böse an. »Er hat Feen gesehen. Das hat Alasdair nicht gefallen. Er hat es als Bedrohung empfunden, dass jemand, der

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