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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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nach ihrem Gesicht, hielt ihr Kinn fest und schaute sie an. Ihr wurde übel und wohlig und schwindelig. Sie wusste, dass sie noch auf dem Zaun saß, aber sie spürte ihn nicht mehr unter dem Hintern.
    »Schön«, sagte er nachdrücklich.
    In dem Augenblick wusste sie, was gleich geschehen würde. Dass nämlich sie, Leslie MacGregor, im nächsten Augenblick zum ersten Mal in ihrem Leben geküsst werden würde. Sie sah sein Gesicht, es kam ihr fremd vor, sie sah seine Lippen und fragte sich, wie es sich anfühlen würde, sie auf ihren zu spüren.
    Ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, beugte sie sich vor, küsste ihn flüchtig auf die Nasenspitze und grinste ihn spitzbübisch an. »Ich finde dich auch schön, Oliver Hegeling. Wunderschön!« Damit sprang sie vom Zaun und lief über die Wiese und zu den Kühen. Halb hoffte sie, er würde ihr hinterherlaufen, aber er tat es nicht. Als sie bei Mabel ankam, sah sie sich um, und da saß er noch immer auf dem Zaun und starrte ihr hinterher.
    Und danach war er nicht mehr zu ihr auf die Weide gekommen. Nie mehr.
    »Tja«, murmelte sie. »Und so blieb Leslie MacGregor für immer ungeküsst.« Im Nachhinein, dachte sie, war es vermutlich besser so.
    Etwas verstimmt machte sie sich auf den Weg zu Gins Haus. Zu ihrer Überraschung fand sie die Tür offen. »Gin?«
    Der Gestank traf sie so plötzlich, als wäre just in diesem Augenblick etwas explodiert. Würgend taumelte sie zurück. Es roch, als habe sich der fauligste Sumpf der Welt übergeben, und jemand hätte das gashaltige Erbrochene angezündet.
    »Gin?« Angst schoss in ihr hoch, kurz lähmte sie ihre Gedanken und auch ihre Beine, sie konnte sich nicht rühren. Dann presste sie den Ärmel vor die Nase und hastete hinein.
    Gin kauerte auf dem Boden, einen Lappen in der Hand. Neben ihr ein Eimer. Totenbleich war ihr Gesicht, die Augen wirkten groß und schwarz. Sie sah nicht auf. Sie wischte etwas auf, tauchte den Lappen in den Eimer, drückte ihn aus und wischte weiter.
    Leslie wollte etwas sagen, aber es kam nur ein Würgen heraus. Auf dem Küchentisch sah sie einen geöffneten Tiegel mit Salbe. Sie taumelte dorthin, über glitschigen Schleim hinweg, auf dem sie fast ausrutschte, und rieb sich etwas davon unter die Nase. Der unerträgliche Gestank verflüchtigte sich, ihre Nase wurde taub.
    »Was …«
    Gin starrte durch sie hindurch. »Hat Benny dich gefunden?«
    »Benny?«
    »Er ist in den Supermarkt gekommen. Er wollte dich suchen.«
    »Nein. Ich war … was ist passiert?« Fassungslos sah Leslie sich um. Überall klebten kleine Stücke … von was?
    Sie ahnte es. Sie roch es.
    »Sil«, sagte Gin. Es war wie ein Aufschrei.
    »Was ist mit Sil?«
    Leslie kannte die Antwort, bevor Gin etwas sagte. Sie sah sie in Gins Augen. Sie spürte es an der Leere, die sich schlagartig in ihr ausbreitete.
    Doch es war nicht Gin, die antwortete. »Fort«, sagte eine schüchterne kleine Stimme. Langsam drehte sich Leslie um und sah Lumpi auf dem Herd kauern. Auf Sils Herd. Irrationale Wut überkam sie, sie ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten und biss die Zähne zusammen, dass es schmerzte, um sich zu beherrschen und den kleinen Kerl nicht zu packen, der es nicht gewagt hätte, den Herd zu berühren, solange Sil noch hier war.
    »Da«, sagte Lumpi und zeigte auf eine Stelle am Boden. Leslie und Gin folgten seinem ausgestreckten Finger. In Gins Augen standen Tränen. Sie wusste es schon. Hatte es schon gesehen, und Leslie wusste, was sie sehen würde. Aber sie schaute trotzdem hin, und es traf sie so hart, dass sie wankte.
    Ein winzig kleiner Brandfleck im Holz. Kein Körper, kein Sil, keine andere Spur. Nur ein Brandfleck, kaum so groß wie Leslies Daumenabdruck.

33 Heisser Tee und hübsche Märchen
    33 HEISSER TEE UND HÜBSCHE MÄRCHEN
    I m Herrenhaus brannten Lichter. Das Untergeschoss war erleuchtet, im Obergeschoss nur ein Zimmer – das Eckzimmer. Verwundert schaute Leslie hinauf, ehe sie eintrat. Es war noch nicht richtig dunkel, aber dämmrig, und es nieselte leicht. Seltsam – sie hätte geglaubt, es sei kalt genug für Schnee. Aber sie hatten seit Jahren keinen richtigen Schnee mehr gehabt, vor allem nicht so früh im Jahr.
    Eingangshalle und Küche waren leer. »Mister Kerrigan?«, rief sie. Aber niemand antwortete. Also stieg sie die Treppen hoch und ging zum Eckzimmer, das am Ende des Flurs lag. Die Tür knarrte ein wenig. Der Duft frisch aufgegossenen Earl Greys stieg ihr in die Nase. In der Fensternische

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