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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Mariah Logan, alt und allein und schon lange recht müde, war es schnell gegangen. Würde es bei dem sturen alten Mistkerl länger dauern? Oder klappte er womöglich ganz widerstandslos zusammen? Von was würde ihm die Schwarze Banshee wohl etwas singen – von seiner gescheiterten Ehe, der verschwundenen Nichte? Oder fragte sie auch ihn, ob er nicht müde sei?
    Ehe sie sich’s versah, war sie auf dem Weg zu seinem Hof.
    Das Wohnhaus und der Stall im fast rechten Winkel zueinander, im Winkel ein alter Traktor, rostig und längst aufgegeben, der fast unter dem angehäuften Schrott vieler Jahre verschwand. Im Stall zwei zerbrochene Fenster, eins davon mit Pappe verklebt. Kuhdung auf dem Hof und Hundescheiße. Luke kam ihr bellend entgegen. Es war der sechste oder siebte Luke, dieser hier stammte aus einem Wurf aus einem der Küstenorte und war ein halbhoher Mischling mit goldbraunem Fell, fast so zottig wie das der Hochlandrinder. Der alte Conway war wütend darüber, dass er als einziger Welpe des Wurfs recht klein geblieben war, und trat ihn regelmäßig aus dem Weg. Luke war trotzdem ein netter Kerl geblieben, er ließ es sich nur nicht immer anmerken. Also wartete Leslie, bis er seiner Pflicht Genüge getan und sie ordentlich verbellt hatte, dann setzte sie sich auf den Boden, öffnete die Keksdose und schnüffelte hingebungsvoll an ihrem Inhalt. Leise winselnd kam Luke näher und legte den Kopf schräg.
    »Du hast so freundliche Augen wie die Kühe, du kleiner Trottel«, tadelte sie. »Wie soll man jemandem mit solchen Augen denn abnehmen, dass er beißen würde, hm?«
    In sicherer Entfernung setzte sich Luke hin und betrachtete sie. Vertrauen, das war etwas, das sich bei ihm nicht lange hielt, man musste es bei jeder Begegnung neu erarbeiten. Menschen waren mal nett, mal traten sie nach einem und fluchten, das war unberechenbar, so hatte er es gelernt, und deshalb schaute er, wenn er jemanden traf, immer erst einmal, in welcher Stimmung er war.
    »In Keksstimmung«, versicherte sie ihm. »Wie immer, dummer kleiner Luke.«
    Er stand auf, kam einen Schritt näher und setzte sich wieder. Fragend beäugte er die Dose. Sie warf ihm einen Keks zu. Er fing ihn nicht auf, sondern wich aus, näherte sich ihm dann vorsichtig und prüfte ihn gründlich, bevor er ihn ins Maul nahm. Luke war der einzige Hund, den Leslie kannte, der sorgfältig kaute. Fast nachdenklich sah er dabei aus, aber die braunen Augen waren schon wieder verlangend auf die Dose gerichtet.
    »Ist dein Herrchen in Ordnung?«, fragte sie ihn und warf ihm einen zweiten Keks zu, mit dem er ebenso verfuhr. Die Dose war noch halb voll, aber sie durfte Sil nicht verraten, dass sie auch nur einen der kostbaren Kekse an Luke verfüttert hatte. Dann würde er den ganzen Tag über den schmutzigen, nichtguten Hund schimpfen. Bei dem Gedanken grinste sie.
    »Ich mache mir ein bisschen Sorgen um ihn«, erklärte sie Luke. »Er ist …«
    »Was machst du verschissene Göre auf meinem Besitz?«, hallte eine Stimme quer über den Hof, rau und heiser von jahrelangem Saufen und Brüllen. »Hau ab, ehe ich dich abknalle! Weg von meinem Hund! Du unnützer Scheißköter, dir werde ich Beine machen!«
    Leslie schloss die Augen, als brause eine Böe über sie hinweg. Als sie sie wieder öffnete, war Luke verschwunden. Dafür stand der alte Conway in Unterhose und schmuddeligem Feinripp in der Tür, seine Schrotflinte in der Hand. Mit der hatte er einmal, vor langer Zeit, auf Oliver und Richard geschossen, als sie auf seinen Rindern geritten waren. Sie war so verzogen, dass er auf zehn Meter Entfernung zwanzig danebenschoss.
    »Guten Morgen, Mister Conway. Ich wollte nur nach ihnen schauen. Sind Sie wohlauf?«
    »Verpiss dich«, knurrte er und spuckte auf den Boden. »Meinem Hund Kekse geben, ja? Dir werde ich beibringen, was sich gehört. Meinen Hund fütterst du nicht, klar? Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, du verdammtes Balg, und wenn dein Vater tausendmal der alte MacGregor ist, ich brenne dir eins auf den Pelz, dass du’s dir merkst. Wirst du wohl zusehen, dass du abhaust?«
    »Ich sehe, es geht Ihnen hervorragend«, erwiderte sie und strahlte ihn erleichtert an.
    Er richtete die Schrotflinte auf ihre Brust. »Eins«, bellte er. »Zwei …«
    »Schönen Tag noch, Mister Conway.« Sie winkte ihm zu und wandte sich ab.
    »Verschissener Wechselbalg«, brüllte er ihr hinterher. »Dreckiges kleines Miststück. Und bleib ja von meinen Kühen weg, klar? Ich weiß genau,

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