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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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draußen in den kitzelnden Nieselregen, der seit dem frühen Morgen mit nur kurzen Unterbrechungen auf das Tal herabwehte. Unbehaglich musterte Benny Oliver von der Seite. Seine Lippen waren schmal und blutleer, er sah angespannt aus.
    »Was ist los?« Mit einem raschen Rundumblick vergewisserte sich Benny, dass nichts da war, das zuhören konnte. Seltsam, wie routiniert ihm das selbst vorkam – und zugleich war ihm sehr deutlich bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wie man erkannte, ob da wirklich nichts war. Ob nicht in irgendeinem Grasbüschel etwas Winziges kauerte. Oder ein Wesen wie Sil sich zwischen zwei … wie hatten sie es genannt? Sich zwischen zwei Augenblicken verbarg? Wie sollte er wissen, ob da wirklich nichts war?
    Olivers Blick lastete auf ihm. Benny wurde klar, dass er den sichernden Blick bemerkt hatte. Da war etwas in seinen Augen, das Benny noch nie aufgefallen war. Aufmerksamkeit, eine Ahnung, vielleicht sogar ein Verdacht. Benny straffte den Rücken.
    »Und, sicher?«, erkundigte sich Oliver trocken.
    »Was soll sicher sein?« Halbherzig zuckte Benny mit den Schultern.
    »Schon klar. Was schon? Du verstehst nur Bahnhof, richtig? Spanisch, sozusagen.« Unwillkürlich verfiel Oliver ins Deutsche, und Benny staunte wieder einmal, wie anders sich seine Stimme anhörte mit dem ganz leichten bayrischen Akzent, den man nicht hörte, wenn er Englisch sprach. »Egal. Es ist wirklich egal. Hör zu. Ich bin weder blind noch blöd. Ich bin schon ein paar Tage lang auf dieser Schule. Und ich bekomme ein paar Dinge mit.«
    Benny fühlte sich wie betäubt. »Ach ja? Und was?«
    »Mehr, als du vermutlich glaubst.« Um Olivers Mundwinkel zuckte ein ironisches Lächeln. »Wichtig ist aber gerade nur eins – ich würde an deiner Stelle jetzt nicht da rausgehen. Ich würde überhaupt zusehen, dass ich mich eine Weile nicht allein herumtreibe.«
    »Und weshalb?«, erkundigte sich Benny und verfiel unabsichtlich in einen ähnlich ironischen Ton.
    »Weil Alasdair aus irgendeinem Grund die Schnauze von dir voll hat. Möglicherweise, weil du für seinen Geschmack zu viel mit seiner Schwester herumhängst?«
    »Mit seiner …« Benny wich ein Stück zurück. »Mit Leslie?«
    »Mit … wie heißt sie noch?« Oliver seufzte. »Tu nicht so. Ich weiß nicht, was da läuft. Vielleicht will ich es nicht einmal wissen. Aber ich glaube, Alasdair möchte das sehr gern. Hast du wirklich nichts bemerkt?«
    »Was denn bemerkt?« Unwillkürlich spannte Benny die Muskeln an, als erwarte er, dass sich Oliver jede Sekunde auf ihn stürzen würde. Oder als wolle er selbst sich gleich auf Oliver stürzen, ganz klar war er sich darüber nicht.
    »Pass auf.« Oliver hob eine Hand. »Heute Morgen«, zählte er auf, und seine langen Finger mit den deutlich sichtbaren Gelenken erinnerten frappierend an die des Kobolds bei den Gärten. »Heute Morgen hatte Ricky Shawfield Aufsicht beim Frühstück.«
    »Mag sein.«
    »Ich habe auf den Plan gesehen. Er wäre nicht dran gewesen, sondern David Byron. Sie haben getauscht.«
    »Na und? Sollen sie doch tauschen, wie sie lustig sind.«
    »Ricky Shawfield hat dich beobachtet.«
    »Mich?«, fragte Benny erstaunt. »Und weshalb sollte er das tun?«
    »Das ist eben die Frage. Jedenfalls hat er es getan, immer wieder ein längerer Blick, und später hat er sich sogar sehr aufmerksam, aber natürlich ganz nebenbei bei mir erkundigt, ob es dir wieder besser ginge, er habe von Elvis gehört, du hättest so eimerweise gekübelt, dass drei Toiletten verstopft gewesen seien.«
    »Und was interessiert das Ricky Shawfield?«, erkundigte sich Benny befremdet.
    »Eben«, sagte Oliver langsam. »Was interessiert das Ricky Shawfield, zweitbester Schüler der sechsten Klasse, Mitglied des Zirkels, ansonsten nicht interessierter an irgendeinem Viertklässler als an einer toten Fliege auf der Fensterbank?«
    In Bennys Eingeweiden verklumpte sich etwas. »Zirkel?«
    »Richtig. Shawfield ist ein Zirkelmitglied. Pass auf.« Oliver streckte den zweiten Finger aus. »Vorhin warst du auf der Aschenbahn, ich beim Fechten. Als ich fertig war, da warst du gerade im Gespräch mit Mister Bane. Richard und ich kamen gerade raus, als sich Rudy Higgins und Ricky Shawfield unterhalten haben. Ich habe nicht gehört, was sie sagten, und sie haben auch aufgehört zu reden, als wir näher gekommen sind. Aber sogar Rich hat bemerkt, dass sie über dich geredet haben. Jedenfalls haben sie zu dir hinübergeschaut. Und das war kein

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