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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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entführen.«
    »Davon wissen Sie also auch«, stellte Leslie matt fest.
    »Oh«, sagte er, seine Augen funkelten. »Ich weiß wirklich das meiste, was hier im Tal vorgeht. Bei aller Bescheidenheit, Miss Leslie, aber ich bin recht gut informiert.«
    Zitternd holte sie Luft und stieß sie wieder aus. »Ich muss nachdenken.«
    »Ich verstehe. Das ist alles etwas neu für Sie. Sie wollen sich sicher auch besprechen.«
    »Ich möchte einen Vertrag.«
    Gins Stimme hallte in ihr nach – trau ihm nicht. Trau ihnen allen nicht. Mit Kobolden macht man keine Geschäfte .
    »Einen Vertrag.« Er hob die roten, struppigen Brauen.
    »Richtig. Einen bindenden Vertrag über Ihre Mithilfe bei dem … Austausch. Darüber, wie es in Zukunft vonstatten gehen soll. Einen Vertrag über unsere künftige Zusammenarbeit.«
    Kurz glaubte sie, er würde zornig aufbrausen angesichts ihres Misstrauens. Aber nein, er lächelte erfreut. »Ein Mädchen nach meinem Geschmack!«, rief er aus. »Sie sind ganz nach meinem Herzen. Einen Vertrag wollen Sie also – Sie sollen ihn haben! Bedenken Sie nur, dass wir uns beeilen sollten, denn man weiß nicht, was Ihre Schwester anstellen wird, und während wir hier schwatzen, vergeht drüben möglicherweise mehr Zeit, als Sie es sich vorstellen können. Einen Vertrag – prächtig! So lange habe ich keinen Vertrag mehr abgeschlossen, das ist ja eine ganz herrliche Vorstellung! Laufen Sie, Miss Leslie – laufen Sie und besprechen Sie sich nach Herzenslust. Und ich werde in mich gehen und überlegen, wie wir es am besten anstellen. Wann treffen wir uns, um die Bedingungen auszuhandeln?«
    »Morgen Abend«, sagte sie, ohne weiter nachzudenken.
    »Prächtig!«, rief er aus. »Hier?«
    Sie schüttelte den Kopf. »In Mariah Logans Haus. Es steht ja jetzt leer. Nach Sonnenuntergang.«
    »Eine Stunde vor Mitternacht«, sagte er. »Dann haben wir eine Stunde, um die Bedingungen zu klären. Ein Vertrag muss um Mitternacht besiegelt werden – eine alberne, eine peinliche Regel, aber eine, an die ich mich zu halten habe.«
    »Mir auch recht«, sagte sie.
    Er streckte eine Hand aus. »Das ist ein Wort.« Erleichtert sah er aus, als wäre ihm eine schwere Last von den Schultern gefallen. Als habe er tatsächlich schon lange darauf gewartet, dass sie ihn endlich ansprach und um Hilfe bat. Da war noch ein wenig Zögern in ihrer Bewegung, als sie seine ausgestreckte Hand ergriff, aber sie tat es, und seine Hand, so klein sie war, fühlte sich erstaunlich groß und kräftig an in der ihren.
    »Da wäre noch eine Kleinigkeit, Miss Leslie«, sagte er, ehe er ihre Hand losließ.
    An ihrem plötzlich beschleunigten Herzschlag merkte sie, wie nervös sie war. »Und zwar?«
    »Der Tausch. Er erfordert einen Anker.«
    »Einen was?«
    »Einen Anker. Sie müssen einen Menschen mitbringen, der Ihren Anker zur Welt der Menschen darstellt. Sonst können Sie das andere Glen, wie Sie es nennen, nicht betreten. Beziehungsweise: Sie können es nicht wieder verlassen, wenn Sie erst einmal drüben sind, falls es anders läuft als geplant und Sie wieder zurückkehren möchten. Sie dürfen nicht vergessen, dass Ihre eigenen Bindungen an die Menschenwelt zerbrechlich sind.«
    »Einen Anker«, wiederholte sie.
    »Richtig, Miss Leslie. Einen Anker. Wissen Sie schon, wer Sie begleiten soll? Miss McGowan wäre Ihre erste Wahl, nehme ich an?«
    Leslie nickte zögerlich. »Ich weiß nur nicht, wie begeistert sie darüber sein wird.«

34 Nachricht von Leslie
    34 NACHRICHT VON LESLIE
    E s war ein gutes halbes Dutzend Windgeister, die sich an diesem Vormittag auf der Aschenbahn um ihn scharten. Deutlich spürte er die Leichtigkeit, die sie mit sich brachten, die ihr Jubeln und Sausen ihm schenkte, und er erkannte das Gefühl deutlich, auch wenn es nie zuvor so stark gewesen war. Auch zu Hause hatte er es gespürt, wenn er lief. Gab es in Hamburg ebenfalls Feenwesen? Gab es dort Windgeister? Er hatte nicht vor, über Weihnachten nach Hause zu fahren, also würde er nicht nachschauen können. Noch nicht. Aber irgendwann. Bei der Vorstellung, in der vertrauten Stadt Geschöpfe zu entdecken, die er allenfalls gespürt hatte – wenn überhaupt –, aber noch nie gesehen, wurde ihm ganz anders. Auf einmal war Hamburg groß und fremd, nicht mehr klein, eng und drückend. Was für Wesen würden sich am Hafen herumtreiben? Welche im Industriegebiet, wenn es dort überhaupt welche gab? Und was, wenn er ganz Hamburg durchstreifte und kein einziges Wesen fand,

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