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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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freundlicher Blick, das kann ich dir verraten. Passte jedenfalls überhaupt nicht zu Shawfields rührender morgendlicher Besorgnis um dein Wohlergehen.«
    »Mhm«, machte Benny.
    »Und später«, sagte Oliver und streckte den dritten Finger aus, »habe ich Shawfield, Higgins, Sandy Carter und Alasdair MacGregor beisammenstehen sehen. Ins Gespräch vertieft. Alasdairs Blick hat mir gar nicht gefallen. Die ganze Körperhaltung. Sehr entschlossen.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«, fragte Benny misstrauisch.
    »Das war vor nicht mal zwanzig Minuten«, sagte Oliver und ließ die Hand sinken. Er schob beide Hände in die Hosentaschen und betrachtete Benny nachdenklich. »Du gehst fast jeden Abend laufen. Ich habe den starken Verdacht, die wollen dich abfangen.«
    »Und weshalb sollten sie das tun?«, fragte Benny. Es klang sogar in seinen eigenen Ohren lahm. Er hatte ja eine deutliche Ahnung, weshalb. Der Krötenkobold. Leslie. Ihre Schwester. Wer vermochte schon zu sagen, was Alasdair wusste? Ihm war kalt in der Magengegend. Auf einmal war er froh, dass Leslie das Treffen vorgezogen hatte. Er dachte an Alasdairs Blick, nachdem Benny ihm ins Gesicht geschlagen hatte. Ein Versprechen hatte darin gelegen. Eins, das er jetzt einlösen wollte – heute?
    Oliver antwortete nicht. Er schaute ihn nur an.
    »Danke für deine Warnung«, sagte Benny endlich. »Nett von dir.«
    Wortlos musterte ihn Oliver. Er sah aus, als wolle er noch etwas sagen. Dann entschied er sich doch dagegen, zuckte mit den Schultern und hob eine Braue, ganz leicht nur. »Mach doch, was du willst«, sagte er heiser, wandte sich ab und ging.
    Benny schaute ihm nach. Er wusste nicht, was er denken sollte. Schließlich wandte er sich um und trabte durchs Tor zur Brücke, wo Grau auf ihn wartete.
    Schon als sich Benny der Brücke näherte, machte sich ein mulmiges Gefühl in seinem Magen breit, aber er war zu abgelenkt von seiner Grübelei, um es rechtzeitig zu registrieren und es ernst zu nehmen. Dann setzte er einen Fuß auf die Brücke und wusste Bescheid. Er wusste es einfach, mit einer solchen Sicherheit, als hätte er es gerade schriftlich bekommen, dass er mitten in eine Falle lief. Hastig drehte er sich um und sah Sandy Carter und Ricky Shawfield, die vermutlich im Schatten der Bäume gewartet hatten und ihm jetzt den Weg abschnitten. Als er herumfuhr, sah er Rudy Higgins und Alasdair gerade ins gelbliche Licht der Laterne treten. Alasdair lächelte ein wenig.
    Idiot, dachte Benny. Ich Vollidiot.
    »Wie im Bilderbuch«, sagte Ricky Shawfield, verhakte die Finger ineinander und ließ sie knacken. »Mach meinetwegen ruhig ein bisschen Ärger, Kleiner. Aber lauf nicht weg. Ich hasse es zu rennen. Macht mich nur sauer.«
    Das Geländer der Brücke war nicht hoch, es reichte Benny gerade bis zur Hüfte. Es kostete ihn ein Blinzeln, dann war er mit einem Satz darauf, sprang ab, quer übers Wasser, und kam sauber am Ufer auf. In seinen Ohren rauschte Blut, darüber hinaus hörte er nicht viel anderes.
    Manchmal hatte er Alpträume, in denen er nicht vom Fleck kam. Er rannte und rannte, aber seine Füße schienen am Boden zu kleben, als wäre es zäher Schlamm, Treibsand. Kein besonderer Traum, hatte ihm Erik versichert, sondern ein langweiliger, abgelutschter Standard-Traum, den jeder mal hatte. Trotzdem einer der schlimmsten für Benny, nach dem er schweißgebadet erwachte. Ganz kurz fühlte er sich daran erinnert, als er sich nach der sauberen Landung vom Ufer abstieß und ausrutschte, als zögen unsichtbare Hände ihm die Füße weg. Er schlug hin und rappelte sich wieder auf, und dann rannte er, wozu war er Sprinter, ganz leicht waren seine Füße, ganz leicht sein Körper, kein Problem, die vier Arschgeigen abzuhängen, überhaupt kein …
    Drei weite Laufschritte schaffte er, dann packte ihn jemand, und sie gingen gemeinsam zu Boden. Sandy Carter hatte sich mit einem gewaltigen Satz auf ihn gestürzt. Er war schwerer, als er aussah, vielleicht war er auch in der Ringermannschaft und wusste, wie man sein Gewicht verdreifacht, verzehnfacht, jedenfalls presste der Aufprall Benny sämtliche Luft aus den Lungen, und Carters Knie bohrte sich in seinen Rücken, direkt in die Wirbelsäule. Vor Schmerz konnte sich Benny nicht rühren. Er ächzte, krallte die Hände in den lockeren Kies, für mehr reichte sein Bewegungsspielraum nicht aus. Für einen widerlichen Augenblick spürte er nicht einmal seine Beine, als höre sein Körper da auf, wo sich Carters

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