Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
Vom Netzwerk:
wütend aus, nur gereizt. »Ich werde mich mit dir nicht die ganze Nacht aufhalten«, informierte er ihn. »Der Kobold, den ich mit deiner – sagen wir, den ich mit deiner Betreuung beauftragt habe, ist verschwunden. Ich schicke dir einen Pixie, der dich bittet, dich mit Leslie zu treffen. Erstens antwortest du ihm, was ein relativ ausreichender Beweis dafür ist, dass du siehst, was dich nichts angeht, und zweitens trabst du bereitwillig hier an und bist über die Bitte nicht im Mindesten erstaunt. Dass du siehst und dass du etwas mit Leslie zu schaffen hast, steht fest – um die Informationen brauchen wir keinen Affentanz aufzuführen. Du steckst also ohnehin in Schwierigkeiten. Wenn du weißt, was gut für dich ist, reitest du dich nicht noch tiefer rein. Sag mir einfach, was du weißt, und dann gehst du in dein Zimmer, packst deine Sachen und fährst morgen früh nach Hause.«
    »Nach Hause«, wiederholte Benny.
    »Richtig. Nach Hause. Was immer du meinst, was es hier für dich geben könnte – eine spannende Geschichte, einen guten Abschluss, irgendeine Zukunft –, es handelt sich um einen Irrtum. Hier gibt es für dich nichts außer jeder Menge Ärger, der eine Nummer zu groß für dich ist.«
    Er klang nicht feindselig, sondern nur abfällig. Mit einem Mal sah sich Benny durch Alasdairs Augen – ein Problemschüler, der durch Vitamin B auf eine Schule gekommen war, auf der er nichts zu suchen hatte, ein Viertklässler, der sich in die Belange von Leuten einmischte, die seine Existenz so widerwillig zur Kenntnis nahmen wie die einer Stechmücke und ihm ebensolche Bedeutung zumaßen, ein Junge, der sich nicht im Griff hatte und dadurch für Schwierigkeiten sorgte, die keiner gebrauchen konnte. Es war nicht gerade schmeichelhaft und ernüchterte ihn sehr. Mühsam kratzte er seinen letzten Rest Stolz zusammen – es war nicht viel, nachdem er einen Tag lang kaum etwas anderes getan hatte, als zu kotzen – und richtete sich im Griff von Carter und Shawfield auf. Alasdair hob die Brauen, eher müde als spöttisch.
    »Wenn du wissen willst, was deine Schwester tut, dann frag sie doch einfach selbst«, schmetterte Benny so markig, wie er konnte. »Von mir erfährst du kein Wort.«
    »O Mann«, brummte Carter neben ihm. Shawfield schnaubte, es klang wie ein sehr kurzes Auflachen.
    »Gut festhalten«, sagte Alasdair knapp und nahm eine der Petroleumlampen ab.
    Carter und Shawfield packten Benny fester, und Alasdair trat näher, griff in seine Tasche und holte etwas heraus. Was es war, sah Benny nicht, aber als er es in die Flamme fallen ließ, zischte es fürchterlich und knallte. Und dann schoss etwas Winziges, Wirbelndes aus der Öffnung, die Alasdair auf Benny richtete. Es schrie und brannte und prallte gegen Bennys Brust. Sengend schoss Schmerz durch seinen Leib, als hätte ihm jemand eine Lanze aus purem Feuer hindurchgestoßen.
    Etwas kroch auf seiner Brust herum, leichte Rauchschwaden stiegen von seiner Kleidung auf. Ein winziges, vor Qual verzerrtes Gesicht aus Flammen, brennende Hände, die sich in seine Kleidung krallten und winzige Brandlöcher hinterließen. Es starrte ihn an und kroch über seine Brust auf sein Gesicht zu. Mit weit aufgerissenen Augen kreischte er auf, so laut, dass sich seine Stimme überschlug, der Schmerz war so fürchterlich, dass er sich wand und nach hinten warf. Aber obwohl er um sich trat, hielten sie ihn fest.
    Vor seinem geistigen Auge sah Benny, wie das Vieh ihm ins Gesicht kroch und ihn verbrannte, wie es Spuren aus geschwärzter, versengter Haut hinterließ, wie es sich vielleicht in die Feuchtigkeit seiner Augen grub, um sich zu löschen, und tatsächlich kroch es quer über seine Brust nach oben, schrie ihm ins Gesicht, streckte winzige, brennende Hände aus …
    In einer zierlichen Rauchspirale löste es sich auf. Mit einem Mal war es, als wäre nichts gewesen. Sogar der Schmerz war schlagartig fort, aber die Erinnerung sang in Bennys Nervenenden. Er zitterte unkontrolliert.
    »Davon habe ich noch ein gutes Dutzend dabei«, sagte Alasdair. »Wie sieht’s aus – genug Held gespielt?«
    Ungläubig starrte Benny ihn an. Das hier konnte ja wohl nicht wahr sein! Lieber Erik, dachte er, ich schreibe Dir aus der Krankenstation. Letzte Woche haben mich ein paar ältere Schüler, darunter der Sohn des Direktors, mit so einer Art Feuerelfen gefoltert. War unangenehm, dafür geht es inzwischen in Mathe ganz gut. Und was ist bei Dir in Hamburg so los?
    »Ihr seid ja nicht ganz

Weitere Kostenlose Bücher