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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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nichts gegessen«, erklärte er verlegen und fügte hinzu: »Außerdem ist es meine Henkersmahlzeit, richtig?«
    Richard lachte und deutete mit seinem Löffel auf einen Jungen schräg gegenüber. »Morgan«, sagte er. »Lester Morgan. Das daneben ist Gil Darcy.«
    Benny nickte in zwei fremde Gesichter. Lester Morgan war so dürr wie ein trockener Ast, Darcy hatte die Statur eines kleinen Arbeitsochsen und kniff beim Lächeln nicht nur die Augen zusammen, sondern das ganze Gesicht.
    »Falls du nicht gleich von der Schule fliegst«, sagte Richard, »würden sie dich gern bei ihrem Haufen sehen.«
    »Bei ihrem Haufen?«
    »Na ja«, schränkte Darcy ein. »Nicholas hat erzählt, du hast einen ordentlichen Schlag drauf und keine Angst vor Körperkontakt. Das ist erst mal gut. Aber natürlich braucht es mehr als das. Leute, die sich nicht im Griff haben, können wir nicht brauchen.« Wieder verkniff er das ganze Gesicht zu einem Lächeln und zeigte dabei erstaunliche Mengen rosa Zahnfleisch, in dem kleine, runde Zähne steckten. »Ich leite die Anfängergruppe der Ringermannschaft. Morgan hier ist Boxer. Müsste man schauen. Wenn du Lust hast, sieh es dir mal an.«
    »Danke«, sagte Benny. »Aber wenn ihr Leute braucht, die sich im Griff haben, bin ich ganz offensichtlich der Falsche.«
    »Lernt sich alles«, versicherte ihm Morgan. »Ich war fast ein Jahr lang in einem Anti-Aggressionstraining. Durchatmen, bis zehn zählen, sich in das Gegenüber einfühlen, überlegen, welche Farbe die Wut hat. All so ein Scheiß. Hat nichts geholfen. Dann bin ich hergekommen und habe mit dem Boxen angefangen, und heute bin ich die Ruhe selbst. Du kannst mir die ganze Schüssel Porridge ins Gesicht knallen, kümmert mich nicht. Versuchs mal.«
    Benny starrte ihn blöde an. Nach einem Augenblick brachen die beiden in Gelächter aus, Darcy klang wie ein asthmatischer Esel mit Schluckauf, Morgan wieherte heiser dazu, es klang erstaunlich harmonisch. Aus dem Augenwinkel sah Benny, wie sich Richard und Callahan mühsam das Lachen verbissen. Nicholas Hunter blickte nicht einmal auf.
    »Scherz«, sagte Morgan vergnügt.
    »Irgendwann macht das mal einer wirklich«, grunzte Darcy. Wieder wieherten beide los. Benny warf Richard einen ratlosen Blick zu, aber der zuckte nur mit den Schultern.
    »Also«, sagte Benny, als sich die beiden beruhigt hatten. »Nettes Angebot, wirklich. Aber mit Boxen oder Ringen und so hab ich es nicht so, glaube ich.«
    »Schade.« Darcy blinzelte ihn an. »Ewig schade. Was ist denn dein Sport?«
    »Laufen«, sagte Benny. Ging das hier als Sport durch? An seiner alten Schule hatte nur richtig gezählt, was mit Bällen zu tun hatte. »Ich laufe sehr gern.«
    »Ein Leichtathlet«, stellte Darcy fest.
    »Noch einer«, sagte Morgan und verzog bedauernd das knochige Gesicht. »Welche Zeit läufst du?«
    »Schnell genug.«
    »Na, zutrauen tut er sich jedenfalls was. He, Graham!«
    Fast am anderen Ende des Tischs wandte sich ihnen ein fragendes Gesicht zu.
    »Hier ist jemand für euch. Ein Läufer.«
    Graham nickte und winkte. Zögernd winkte Benny zurück. Da sah er Stone und die beiden anderen Typen von gestern. Von Miles Cooper keine Spur, aber seine Kumpels maßen Benny mit eisigen Blicken.
    »Kannst morgen dann ja mal probelaufen. Mal schauen, ob es für die Mannschaft reicht.« Darcy tat sich schwer mit der Entscheidung zwischen einer zweiten Portion Porridge oder Cornflakes und nahm schließlich von beidem etwas. »Wahrscheinlich«, sinnierte er, »eher nicht. Die haben große Auswahl unter den Leichtathleten. Haben das Turnier in der Leichtathletik auch in den letzten Jahren immer gewonnen. Nur bei uns gibt es Nachwuchsprobleme.« Er schaute Benny so anklagend an, als sei das seine Schuld.
    »Es gibt ein Turnier?«
    »Sicher. Jedes Jahr. Ist aber noch lange hin, erst nächsten Sommer. Gegen die Willoughby High, ist halb Internat, halb Dorfschule. Proletenpack. Aber gute Sportler dabei.«
    »Keine Fechter«, bedauerte Richard.
    »Ein Elend«, behauptete Callahan, von der Tragik offenbar gänzlich unberührt, und schmierte sich reichlich Butter auf seinen Toast.
    »Ja, das ist schade«, stimmte Darcy halbherzig zu. »Edler Sport.«
    Benny schob den Teller von sich, ihm war der Appetit vergangen, ohne dass er recht wusste, weshalb. Allmählich breitete sich Nervosität in ihm aus, kleine elektrische Impulse, die durch sein Rückgrat zuckten. Noch einmal schaute er zu Stone und Konsorten hinüber und sah Felix, der gerade

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