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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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leid mit deiner Nase«, sagte Benny. »Ich …«
    »Lass stecken«, fauchte Cooper.
    »Ist sie gebrochen?«
    »Was glaubst du? Natürlich ist sie gebrochen, du Vollidiot. Das passiert, wenn man mit aller Kraft auf eine Nase schlägt, sie bricht. Hat dir das keiner erklärt? Hm?«
    »Sicher, hab ich schon irgendwann mal gehört«, gab Benny zu. »Hör mal, ich hab dich aber auch nicht drum gebeten, meine Uniformen zu verunstalten. Also …«
    »Lass uns reingehen«, zischte Cooper. »Bevor ich dir die Fresse poliere.« Er hob die Hand und klopfte an der Tür. Trotz Coopers großer Klappe fiel Benny auf, dass er es tunlichst vermied, ihm den Rücken zuzuwenden, und ihn sorgfältig im Auge behielt. Er zuckte mit den Schultern. Dann eben nicht.
    »Herein«, hörten sie. Die beiden traten ein.
    Das Büro war kleiner, als Benny erwartet hatte, aber vielleicht lag das auch nur an den wuchtigen Bücherregalen, die nahezu jede Wand in Beschlag nahmen. Wo keine Regale standen, hingen Bilder – Bilder von schottischen Landschaften, Schülern und Porträts irgendwelcher Leute. Im Kamin prasselte das unvermeidliche Feuer, Glenshee Castle musste Unmengen Holz verbrauchen. Kurz hatte Benny das Bild eines sich langsam über Schottland schiebenden, kriechenden Molochs vor Augen, der gierig ganze Wälder verschlang. Hinter einem riesigen Schreibtisch saß eine sehr kleine Frau und schaute ihnen entgegen. Als sie näher kamen, stellte Benny jedoch fest, dass sie so klein gar nicht war … im Verhältnis zu diesem Ungetüm von einem Schreibtisch musste jeder wie ein Zwerg wirken, der nicht mindestens zwei Meter lang war.
    »Reutter, Cooper«, sagte sie kühl und deutete auf zwei Stühle vor dem Schreibtisch. »Setzt euch.«
    Synchron gehorchten sie. Dann saßen sie da und warteten. Lange musterte die Rutherford sie nur schweigend. Sie war jünger, als Benny erwartet hatte.
    Schließlich seufzte sie. »Ich erwarte, dass ihr beide wisst, dass euer Verhalten für einen Schulverweis ausreichen würde.«
    Empört fuhr Cooper auf. »Ich …«
    »Beide habt ihr zugeschlagen. Sie, Mister Cooper, zuerst, wenn ich recht informiert bin. Das bin ich doch, richtig?« Unter ihrem unbarmherzigen Blick schmolz Cooper in sich zusammen. »Aus Versehen«, murmelte er. »Also … nicht richtig. Vielleicht ein Stoß, kein Schlag. Ich meine …«
    Die hellen Augen der Rutherford richteten sich auf Benny. »Ihr Fehlverhalten, Mister Reutter, wiegt durchaus ebenso schwer. Möglicherweise sogar schwerer. Wir legen hier viel Wert auf die Einhaltung einer gewissen Disziplin. Es kann nicht sein, dass einer unserer Schüler besinnungslos auf einen anderen einschlägt. Es wäre ein vollkommen ausreichender Grund, um Sie auf der Stelle wieder nach Hause zu schicken, noch bevor Sie richtig angekommen sind.«
    Das triumphierende Aufblitzen in Coopers Gesicht entging Benny nicht. Er straffte sich. »Ich weiß.«
    »Schön. Haben Sie dazu noch etwas anderes zu sagen?«
    »Es wird nicht wieder vorkommen.«
    In ihrem Gesicht war keine Regung zu sehen. Prüfend musterte sie ihn, dann Cooper. »Nun gut«, sagte sie schließlich. »Ich habe mich in beiden Fällen gegen einen Schulverweis entschieden. Ich erwarte jedoch, dass Sie lernen, miteinander auszukommen. Der planmäßige Stalldienst ist für zwei Monate ausgesetzt. Sie beide werden diese Aufgabe gemeinsam übernehmen.«
    Coopers Mund klappte auf, dann überlegte er es sich anders und klappte ihn wieder zu, aber es sah so mühsam aus, als müsste er eine riesige Kröte schlucken.
    »Haben Sie dazu etwas zu sagen, Mister Cooper?«, erkundigte sich die Rutherford.
    Mit fest zusammengebissenen Zähnen schüttelte Cooper den Kopf.
    »Und Sie, Mister Reutter?«
    »Nein«, sagte Benny. Er wusste nicht, ob er erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Genau genommen fühlte er gar nichts.
    »Gut. Sie beide sind glimpflich davongekommen. Ich wünsche, dass das nicht missverstanden wird. Hier im Hause hält keineswegs eine mildere Gangart Einzug. Ihre Bestrafung findet in Abstimmung mit Mister MacGregor statt. Sie beide erhalten die Gelegenheit, unter Beweis zu stellen, dass Sie sich zu benehmen wissen und den Willen haben, miteinander auszukommen. In Ihrem Fall, Mister Reutter, führt ein weiterer Vorfall zu sofortiger Suspendierung und gegebenenfalls zum Ausschluss von der Schule. In Ihrem Fall, Mister Cooper, sieht es ähnlich aus, auch Sie leisten sich besser in diesem Schuljahr keine weitere Verfehlung. Sind Sie beide der

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