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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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dich bitten, dir das mal zeigen zu lassen. Kannst du mit einer Bibliothek umgehen?«
    »Mit einer … öh. Ja, denke schon. Da leiht man Bücher aus, richtig? Diese komischen Dinger aus Papier, wo ganz viele Buchstaben drin sind und die man von vorn nach hinten umblättert, oder?«
    Wenn etwas feststand, dann, dass man bei Elvis mit Ironie keine Punkte machen konnte. »Richtig«, sagte er nur spröde. »Ich meine aber, ob du in der Lage bist, dir selbstständig Literaturlisten zu ausgewählten Themen zusammenzustellen. Das zu lernen, ist hier Bestandteil der ersten Klasse. An den meisten öffentlichen Schulen lernt man das nicht, die Leute gehen nach dem Abi ins Studium und stehen dann wie Idioten da, weil sie nicht fähig sind, anständig zu recherchieren. Die halten dann Wikipedia oder Google für eine zulässige Quellenangabe.« Der Schatten herablassenden Mitgefühls huschte über sein Gesicht, nur ein Schatten, als wäre sein Gesicht nicht in der Lage, mehr als das blasse Echo eines richtigen Ausdrucks zustande zu bringen. »Ich nehme an, es wäre dir unangenehm, mit den Erstklässlern gemeinsam einen Bibliothekskurs mitzumachen.«
    »Richtig«, sagte Benny ausdruckslos. Für seinen Geschmack gab es auf Glen zu viele Verlockungen, jemandem eine reinzuhauen. Wie war sein Vater auf die absurde Idee verfallen, hier sei er richtig, um – wie hatte die Rutherford es ausgedrückt? – um Frieden mit irgendetwas zu schließen?
    »Dann bleibt dir nur, es selbst nachzuholen. Ich empfehle es dir dringend. Es gibt keine Kurse für Späteinsteiger, weil Späteinsteiger nicht vorgesehen sind. Sprich bitte so bald wie möglich Miss Fish an. Sie betreut die Bibliothek und wird dich sicher auf einen Stand bringen, mit dem du in Glen vor ankommst. Oder dich zumindest nicht blamierst. Bei ihr holst du übrigens auch die Bücher für die Kurse ab, die du noch dazunimmst. Sobald du dich also entschieden hast, schau dir die Literaturlisten der Kurse an, sofern es welche gibt, und organisier dir die Bücher.«
    Gestern hatte Benny zu Elvis noch keine besondere Meinung gehabt und gedacht, er wäre einer von denen, bei denen man auch keine brauchte. Eine dieser blassen Gestalten, die immer am Rand der Wahrnehmung herumhuschten und einem egal waren und egal blieben und die eigentlich problemlos ohne Maskierung Banken hätten überfallen können, weil sich die Leute sowieso nicht an ihre Gesichter erinnerten oder an die Körpergröße oder sonst ein aufschlussreiches Detail. Zu seiner Überraschung stellte er jetzt fest, dass er eine herzliche Abneigung gegen seinen Paten fasste. Aber die Abneigung prallte an Elvis’ glattem Gesicht einfach ab. Plötzlich gruselte sich Benny vor ihm. Wenn man ihn schnitt, blutete er mit Sicherheit, aber das tat der Terminator schließlich auch. »In der Bibliothek gibt es sicher einen Kopierer?«, erkundigte er sich.
    »Selbstverständlich.«
    »Gut. Wie viel Zeit … Moment.« Benny warf einen Blick auf den Stundenplan und dann auf die wuchtige mahagonibraune Standuhr. »Halbe Stunde ist ja noch bis zum Unterrichtsbeginn. Na, fast.«
    Auf Elvis’ gleichgültigem Gesicht zeigte sich der Schimmer leisen Tadels. »Du kannst durchaus auch verspätet in die laufende Stunde kommen. Besser jedenfalls als gar nicht.«
    »Das wäre sehr unhöflich«, befand Benny. »Wirklich. Nein, dann lieber pünktlich in die nächste. Ich will ja nicht stören. Außerdem kann ich dann mit Miss Fish direkt einen Termin machen, wann sie mich in die Geheimnisse der Bibliothek einweiht – und das sollte ich doch so schnell wie möglich tun, ehe ich mich noch blamiere?«
    Reglos schaute Elvis ihn an. »Wie du meinst. Hast du sonst noch Fragen?«
    Ich wüsste ganz gern, ob es noch mehr mit deiner Seriennummer gibt, dachte Benny. »Nein«, sagte er laut. »Erst mal nicht. Ich werde schon klarkommen.«
    »Wenn noch etwas ist, ich stehe jederzeit zur Verfügung«, versicherte ihm Elvis mit der warmen Herzlichkeit einer Energiesparbirne.
    »Super«, bedankte sich Benny.
    Der Südflügel, in dem die dritte und vierte Klasse auf unterschiedlichen Gängen untergebracht waren, befand sich zwischen West- und Südturm. Trotzdem brauchte Benny eine Weile, bis er die Bibliothek erreichte, weil es nicht auf jedem Stockwerk einen Zugang zum Turm gab und die vielen Treppen und Gänge ihn verwirrten. Hier ging es aufwärts, dort wieder hinunter, manche Gänge beschrieben plötzlich eine scharfe Kurve, andere führten schier endlos weit

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