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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt. So hübsch war sie auch gar nicht, da waren in seiner Klasse wesentlich hübschere Mädchen gewesen, und mit denen hatte er ganz normal geredet. Sie hatte ihn erschreckt, so einfach war das, ihn einfach blöd erwischt, er musste schlimmer durcheinander sein, als ihm klar gewesen war. Und außerdem war sie alt. Vierundzwanzig!
    Wütend über seine eigene Blödheit, klappte er den Kopierer auf, legte den Zettel hinein, klappte den Deckel wieder zu und drückte auf den großen grünen Knopf. Es surrte, und der Kopierer spuckte ein Blatt aus. Na also. Nicht, dass es eine große Kunst war, einen Stundenplan zu kopieren, aber dass er das Blatt richtig herum eingelegt hatte, erfüllte ihn trotzdem mit wildem Triumph. Sorgfältig verstaute er Original und Kopie in der Mappe, schloss sie und ging festen Schrittes wieder hinaus.
    Miss Fish stand hinter dem Tresen und schaute auf, als er aus dem Nebenraum kam. »Alles geklappt?«
    »Klar. Dann also bis Sonntag«, sagte er lässig.
    »Bis Sonntag, Benny«, erwiderte sie und schaute wieder auf das Buch, das aufgeschlagen vor ihr lag.
    Zufrieden marschierte er hinaus. Alles wieder in Ordnung. Und so hübsch war sie wirklich nicht. Nur ganz … wie hatte seine Mutter solche Gesichter einmal genannt? Apart. Recht apart. Kein Grund, sich aufzuregen. Ein schmales, blasses Gesicht, umrahmt von langen dunklen Haaren, an die Details erinnerte er sich schon kaum noch.

9 Nimmermehr
    9 NIMMERMEHR
    Z ur nächsten Stunde – Englisch – war Benny überpünktlich, er hatte sogar daran gedacht, die Schulbücher aus dem Zimmer zu holen. Im Klassenraum saßen schon ein paar Leute – es war ein großes Zimmer mit holzgetäfelter Decke und ganz normalen Schultischen. Erleichtert entdeckte er Oliver und Richard und steuerte auf sie zu.
    »Hey«, sagte Oliver. »Da ist ja der verlorene Sohn.«
    »Man fragte sich schon, ob du vielleicht im Moor ertrunken bist«, fügte Richard hinzu. »Der arme Mister Ross befürchtete, seinem neuen Schützling sei etwas zugestoßen. Er hätte dich so gern kennengelernt.«
    »Mister Ross?«, wiederholte Benny.
    »Unser Klassenlehrer.«
    »Ups.«
    »Macht nichts. Wir haben ihm erklärt, dass du noch zur Rutherford musstest«, beruhigte ihn Oliver. »Wieso hat denn das überhaupt so lange gedauert? Wie war’s?«
    »Ganz okay. Cooper und ich haben ab heute Abend gemeinsam Stalldienst.«
    Die beiden schauten einander an.
    »Ein schreckliches Schicksal«, sagte Oliver todernst.
    »In so jungen Jahren schon ein derart ruiniertes Leben«, fügte Richard hinzu und wackelte erschüttert mit dem Kopf.
    »Ich bin gar nicht fähig, so viel Mitleid zu empfinden, wie angemessen wäre.« Besorgt legte Oliver das Gesicht in lauter Falten.
    »Ja ja, ist ja gut. Wo ist hier eigentlich noch frei? Wo kann ich sitzen?«
    »Neben mir.« Oliver grinste. »Dickie und ich dürfen nicht mehr nebeneinander sitzen. Der Platz neben mir ist frei. Wenn du also keine Vorbehalte hast …«
    »Nö.« Benny legte seine Bücher auf den Tisch, einen ganzen Stapel. Es war kein Arbeitsbuch dabei – nur Gedichtbände und Romane.
    »Fleißig«, bemerkte Oliver. »Hat gleich alles mitgebracht. Heute nur Poe, junger Rekrut.« Zielsicher fischte er eins der Bücher raus und legte es obenauf. »Die anderen kannst du erst mal wegpacken. Die Teagle hält sich gern die ersten drei Stunden mit demselben Gedicht auf.«
    »Oder länger«, merkte Richard sorgenvoll an. »Es ist immerhin recht lang.«
    Benny griff nach dem Buch. Es war eine Ausgabe von Edgar Allan Poes Der Rabe . Unwille stieg in ihm auf. Von Poe hatte er einiges gelesen, auch im Original. Sein Vater schätzte ihn nicht sehr, Benny hatte ihn eine Weile recht gern gemocht. Weshalb er sich über das Wiedersehen ärgerte, wusste er nicht genau, aber wild war er nicht darauf, ausgerechnet den Raben noch einmal durchzukauen. »So viel ist darüber ja nicht zu sagen«, befand er.
    »Hast du eine Ahnung.« Oliver rollte mit den Augen. »Zeig mal deinen Stundenplan her. Hast du dich schon für eine Sportrichtung entschieden?«
    Miss Teagle war klein und rund und trug eine randlose Brille auf der außerordentlich spitzen Nase. Sie kam hereinspaziert wie die Königin von Schottland, blieb beim Lehrerpult stehen und maß die Klasse mit einem langen Blick, bis alle saßen und schwiegen. Der Blick hätte an Bennys alter Schule nicht einmal gereicht, um zwei streitende Schüler auf einen Lehrer aufmerksam zu machen, hier

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