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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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irgendwie damit klarkommen.«
    »Wieso klarkommen?«, fragte Benny verwirrt.
    »Warte es einfach ab. Du wirst schon sehen, was ich meine.« Als Callahan die Tür nach draußen aufstieß, fuhr ein kalter Windzug herein. »Scheiße. Dunkel. Hatte ich vergessen. Warte kurz, ich hole eine Taschenlampe, in der Kammer müsste eine sein.« Und weg war er.
    Benny schob die Tür auf, ging hinaus und lehnte sich an die raue Wand der Fechthalle, um durchzuatmen. Unter seinen Füßen knirschte der Kies, der in einem langen Streifen neben der Halle ausgelegt war. Etwas wirr dachte er, dass er den Brief an Erik noch einmal neu schreiben musste. Er dachte an das ausdruckslose, harte Gesicht Olivers und das zunehmend verzweifelte von Richard. Auf einmal wollte er dringend nach Hause.
    In der Dunkelheit, auf dem Weg, der an den Hallen vorbeiführte, knackte etwas. Erschrocken zuckte Benny zusammen. Der Kies unter seinen Füßen knirschte.
    Plötzlich flammte ein paar Meter entfernt der Lichtkegel einer Taschenlampe auf und blendete ihn. »Wer ist da?«, hörte er jemanden zischen. Die Stimme kam ihm bekannt vor.
    Blinzelnd starrte er ins Licht. »Wer ist da?«, fragte er zurück und versuchte, etwas zu erkennen.
    Neben ihm öffnete sich die Tür, ein schwacher Lichtschein fiel heraus. Schlagartig ging die Taschenlampe aus.
    »Reutter?«, fragte Callahans Stimme.
    »Hast du die Taschenlampe?«, fragte Benny.
    »Ja.« Callahan schaltete sie ein. Kaum zuckte der Lichtkegel durch die Dunkelheit und ergoss sich auf den Boden, nahm Benny ihm die Lampe weg und leuchtete auf das Stück Weg zwischen den Hallen. Dort war niemand zu sehen.
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Da war jemand. Eben gerade noch, als du die Tür aufgemacht hast.«
    »Hör bloß auf«, brummte Callahan. »Für heute habe ich genug Geistergeschichten gehört. Habe ich schon mal gesagt, dass ich Dunkelheit nicht leiden kann? Kann ich nämlich nicht. Dunkelheit und Geistergeschichten sind eine völlig überschätzte Kombination. Wenn du also …«
    »Schscht«, machte Benny.
    Callahan verstummte, und sie beide lauschten. Bis auf den flüsternden Wind und das kaum vernehmbare Wispern der Bäume und Büsche des Moors, das sich jenseits der Sporthallen erstreckte, war nichts zu hören. Benny vermeinte einen seltsamen Geruch wahrzunehmen, der von dort heranwehte, muffig und erdig, aber es mochte ebenso gut Einbildung sein.
    »Also, ich höre nichts«, stellte Callahan fest.
    »Ich auch nicht.« Seufzend reichte ihm Benny die Taschenlampe zurück. »Aber da war jemand.«
    »Manchmal glaubt man …«, wandte Callahan zweifelnd ein.
    »Ja, kann sein. Vielleicht hab ich es mir nur eingebildet.«
    »Mach dir nichts draus«, tröstete ihn Callahan. »Lass uns einfach nur zusehen, dass wir ins Bett kommen.«
    Schweigend machten sie sich auf den Weg. In Benny arbeitete es. Oliver und Richard, der Brief an Erik, sein plötzliches Heimweh. Aber vor allem war er sicher, sich die Begegnung eben nicht eingebildet zu haben. Und fast ebenso sicher war er, die Stimme erkannt zu haben, auch wenn er sie erst einmal zuvor gehört hatte – in der leeren Stallgasse. Es war die Stimme von Ned Finley gewesen, der mit Wesen sprach, die nicht da waren. Ned Finley, mitten in der Nacht auf dem Weg ins Moor.
    Schon bevor er einschlief, hatte er das Gefühl zu träumen. Seine Gedanken waren durcheinanderwirbelnde Fragmente, Bilder, auf die er kaum Einfluss hatte. Dass es draußen ziemlich stürmte, machte es nicht besser, bei stürmischem Wetter hatte er noch nie gut geschlafen. Überrascht identifizierte er das hohle, leere Gefühl in sich als Traurigkeit. Ihm war, als hätte er etwas verloren. Und das hatte er vermutlich auch. Ihm war nicht klar gewesen, dass er angefangen hatte, Oliver und Richard gernzuhaben. Ihretwegen hatte er sich an der Schule erstaunlich wohlgefühlt. Und jetzt war es damit schlagartig vorbei. Er wusste nicht mehr, was er hier sollte.
    Unruhig drehte er sich auf die andere Seite. Als er einschlief, war ihm, als sei er noch immer wach, er wusste genau, dass er träumte. Aber als er aufwachte, entglitten ihm die Träume, er konnte sich nur noch an fiebrige, kurze Sequenzen erinnern, die keinen Sinn ergaben. Einen Augenblick lang lag er ganz still, war zwar wach, konnte sich aber nicht rühren. Dann hörte er Stimmen und öffnete die Augen.
    Im Zimmer war es dunkel, aber die Tür stand einen Spalt offen, Licht und Geräusche drangen herein. Halblaute Stimmen, Schritte. Blinzelnd

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