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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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überhaupt glauben würde.
    Eine Weile schaute er sie ernst und nachdenklich an.
    "Sag mal," begann er zögernd, und in der Absicht, noch ein wenig Zeit zu gewinnen, "was hat es mit diesem van Loenhout auf sich? Was ist das für eine Geschichte, von der du heute Nachmittag gesprochen hast?"
    Augenblicklich stieg der alte Zorn in Catherine hoch, und sie runzelte die Stirn.
    "Wahrscheinlich bin ich dir eine Erklärung schuldig," begann sie und holte tief Luft. Dann erzählte sie Sean, was vor Jahren mit dem Gemälde ihres Vaters geschehen war, wie van Loenhout ihn betrogen hatte und am Ende einfach davongekommen war.
    "Jetzt verstehe ich deine Wut," nickte Sean. "Und an deiner Stelle wäre ich mit Sicherheit heute genauso sauer auf diesen Betrüger."
    "Verstehst du jetzt meine heftige Reaktion von heute?"
    "Und ob! Es mag durchaus sein, daß du Madame Lanourdie vor einem ähnlichen Schaden bewahrt hast."
    "Wenn sie meine Warnung ernst nimmt..."
    Catherine sah forschend in Seans Gesicht.
    "Sag mir, wenn ich mich täusche, aber ich werde das Gefühl nicht los, hinter deiner Frage steckt mehr."
    "Merkt man das so deutlich?" fragte Sean verblüfft.
    "Nennen wir es weibliche Intuition," lächelte Catherine zurück.
    "Okay, du hast Recht. Ich mag dir nichts vormachen. Es fällt mir nur sehr schwer, darüber zu sprechen. Seit heute Nachmittag denke ich über etwas nach. Und darüber, ob ich dir meine Geschichte erzählen soll. Sozusagen das Geheimnis des Flötisten Sean Dennehy."
    "Du lieber Himmel! Das klingt ja richtig dramatisch und mysteriös!"
    "Hhmmm," nickte Sean, "ist es durchaus. Du wärest erst der zweite Mensch, der es erfährt. Wärst du bereit, mir hoch und heilig zu schwören, es niemals und niemandem zu erzählen? Ich meine das sehr ernst!"
    "Ja," nickte Catherine, "selbstverständlich würde ich das. Wenn es für dich so sehr wichtig ist." Sie hob ihre rechte Hand.
    "Wenn du mir dein Geheimnis anvertrauen willst, dann schwöre ich dir, es für mich zu behalten. Für immer."
    "Danke, Catherine."
    "Du beweist ein großes Vertrauen in mich. Schließlich kennen wir uns noch nicht sehr lange."
    "Vertrauen ist nicht allein eine Frage der Zeit. Man kann ebenso von einem Menschen enttäuscht werden, den man lange kennt, oder den man gut zu kennen glaubt."
    "Oh ja ..." seufzte Catherine.
    "Außerdem," fügte Sean lächelnd hinzu, "bleibt in diesem Falle noch die Frage, wer die Geschichte überhaupt glauben würde. Vielleicht glaubst du sie mir nicht einmal."
    Sean schenkte von dem süffigen Rotwein nach und hob sein Glas.
    "Schau mich nicht so ungläubig an, Catherine.
Santé
, auf die Geheimnisse."
    Sean nahm einen großen Schluck.
    "Was weißt du über Feen?" fragte er sie.
    "Über Feen?"
    "Genau. Nicht diese albernen Walt-Disney-Figuren mit Libellenflügeln und den drei freien Wünschen. Ich meine wirkliche Feen."
    "Da fallen mir nur ein paar Märchen ein. Bei uns in Frankreich das von Melusine zum Beispiel. Auf der Schule haben wir ein paar Geschichten gelesen. Meist ging es um wunderschöne Frauen, die einen Mann geheiratet haben. Der mußte irgend etwas versprechen, doch dann hat er dies eines Tages nicht gehalten, und sie so wieder verloren. Oder es ging um wertvolle Geschenke, die der Beschenkte nicht richtig behandelt hat."
    "Stimmt, viele Geschichten verlaufen so. Weißt du auch, wie real diese Wesen für viele Menschen waren, über Jahrhunderte hinweg? Das waren nicht nur Figuren aus dem Märchen. Man ließ ihnen zum Beispiel nachts Milch und Honig in der Küche stehen. Noch vor nicht allzu vielen Jahren weigerten sich Bauarbeiter in Irland, für eine Straße einen Weißdornbusch zu roden, oder bestimmte Felsen zu sprengen, weil sie von Feen bewohnt seien. Man hat die Straße tatsächlich daran vorbei gebaut."
    "Im Ernst? Soll das heißen, das ist nicht nur Aberglauben?" fragte Catherine vorsichtig.
    "Überhaupt nicht. Es geht sogar noch viel weiter."
    Catherine staunte nicht schlecht, als Sean ihr von noch weiteren Aspekten der Feenwelt erzählte, mit denen er sich in den vergangenen Jahren befasst hatte, und ihr andere Geschichten aus unterschiedlichen Ländern erzählte.
    "Bestimmt fragst du dich die ganze Zeit, warum ich dir so viel darüber erzähle." fuhr er dann fort. "Das war aber notwendig. Vielleicht glaubst du mir jetzt, wenn ich dir von meinem Geheimnis erzähle."
    Dann berichtete Sean ausführlich von seiner Nacht bei den Feen, und gestand Catherine am Ende den Diebstahl der goldenen

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