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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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zu führen. Ein Auftrag Ihrerseits würde genügen, um das Geschäft erfolgreich abzuschließen. Die Investition von wenigen tausend Euro wird sich auf die Herstellung Ihrer meisterlichen Instrumente ganz sicher lohnend auswirken. Außerdem wäre es für die Tradition Ihrer Familie und Ihres Unternehmens wünschenswert, möglichst alle auffindbaren Aufzeichnungen oder Instrumente wieder zusammen zu tragen.
    Gerne bin ich weiterhin für Sie tätig. In Erwartung Ihres baldigen Auftrages verbleibe ich
     
    mit den besten Empfehlungen
    Cornelius van Loenhout
    Spezialist für Kunst und Antiquitäten
     
     
    "Ganz schön was los hier."
    Sie standen im Foyer des Hauses der Familie Lanourdie in der Reihe der Wartenden, um sich als Bieter registrieren zu lassen. Erwartungsgemäß fand die Auktion große Resonanz.
    "Hast du schon jemand gesehen, den du kennst?" fragte Sean.
    "Bisher nicht."
    "Und van Loenhout?"
    "Nein. Von mir aus braucht er überhaupt nicht zu kommen. Aber den Gefallen wird er uns nicht tun."
    "Denk' dran, wir wollen ganz unauffällig bleiben."
    Catherine nickte stumm.
    Sean war sehr angespannt und aufgeregt. Noch nie hatte er bei einer Auktion mit geboten, und gleich bei diesem ersten Mal ging es um etwas wirklich Wichtiges. Je länger er darüber nachgedacht hatte, desto klarer war es für ihn geworden: es handelte sich tatsächlich um ein Feenbuch, und er mußte es bekommen. Dabei bestand die Gefahr, gegen einen erfahrenen Bieter durch die falsche Taktik zu verlieren. Oder mit dem Gebot immer höher gehen zu müssen, weit über seine Möglichkeiten hinaus. Er wäre wahrhaft nicht der Erste, dem es so erging.
    "Verhandeln ist doch wesentlich einfacher," dachte er sich. "Mit einem Verkäufer kann man in der Regel reden, und meist hat man genug Zeit zu entscheiden. Im übrigen steht wenigstens die Größenordnung des Preises von vorneherein fest."
    Nicht einmal das war hier gegeben. Das Auktionshaus hatte zwar Mindestgebote, und bei den allermeisten Gegenständen auch geschätzte Marktwerte vorgegeben, doch das war nur der Anfang. Falls unter den Anwesenden Liebhaber mit den nötigen finanziellen Mitteln waren, so konnte das schnell in einen harten Wettbewerb münden. Ein erfahrener Auktionator würde das obendrein entsprechend zu nutzen wissen.
    Sean atmete tief durch. Catherine bemerkte dies und berührte ihn am Arm.
    "Nervös?"
    "Und wie."
    "Es ist ungeheuer wichtig für dich, ich weiß."
    "Ich bin sehr froh, daß du mich doch noch begleiten konntest. Habe ich dir das überhaupt schon gesagt?"
    "Nein, noch nicht. Ich bin selber froh, dabei zu sein. Sonst hätte ich das Gefühl gehabt, dich im Stich zu lassen."
    Sean war wieder einmal freudig erstaunt über ihr Verhalten. Jedesmal wenn sie sich begegnet waren, fühlte er seine wachsende Zuneigung zu ihr. Catherine schien es nicht anders zu ergehen. Trotzdem hatten die Umstände und die Anspannungen der vergangenen Tage bislang eine intensivere Annäherung verhindert. Catherine war in der Redaktion sehr beschäftigt gewesen, hatte sogar für ein Interview zwei Tage nach Orleans fahren müssen. Er selbst hatte ein nicht minder volles Programm gehabt. Spontan war er der Bitte eines Professors der Musikakademie gefolgt und hatte zwei Nachmittage mit dessen Meisterklasse verbracht. Diskutierend und musizierend waren intensive Stunden mit den jungen Musikern vergangen. Endlich hatte er sich auch die Zeit genommen, Monsieur Gabarian in dessen Instrumentenwerkstatt aufzusuchen. Nebenher hatte er in der Bibliothek der Sorbonne und bei einem bekannten Antiquar nach Schriften gesucht, die ihm Hinweise oder irgendeinen Aufschluß über das Feenbuch hätten geben können. Anhand seiner aus dem Gedächtnis angefertigten Skizzen und mit den wohlvertrauten Symbolen auf seiner Flöte hatte er hier und da gestöbert. Es war zwar sehr interessant für ihn gewesen, doch herausgekommen war nichts.
    Sean sah auf die Uhr.
    "Laß uns reingehen, Catherine. Wir können ebensogut dort warten bis es losgeht."
    Im Saal hatten die Profis schon diejenigen Plätze belegt, von denen aus sie einen guten Überblick hatten und das Gebaren ihrer Konkurrenten im Auge behalten konnten. Sie setzten sich in die Mitte und sprachen beiläufig über den Auktionskatalog und einzelne Gegenstände daraus, um sich von ihrer Anspannung abzulenken.
    Pünktlich um 16 Uhr betrat ein jugendlich wirkender Mittfünfziger mit kurzgeschnittenem grauem Haar und einer Brille mit Goldrand das Podium, und begann mit

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