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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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losgehen, oder? Bleibt doch hier heute Nacht. Habt ihr schon etwas gegessen?«
    »Nicht seit dem Frühstück. Mir macht das nicht viel aus, aber unser Ward hier hat immer Hunger.«
    »Dann mache ich uns bald etwas Suppe heiß.«
    Vor dem Abendessen nahm mich Arkwright mit hinaus auf den dunklen Hügel und wir übten wieder mit den Stäben. Offenbar war er entschlossen, mein Training bei jeder sich bietenden Gelegenheit fortzuführen. Feiner Nieselregen trieb uns ins Gesicht, und auf dem rutschigen Gras das Gleichgewicht zu halten, war nicht so einfach. Diesmal versuchte er nicht, mich zu treffen, sondern begnügte sich damit, mich zurückzutreiben und meine Verteidigung zu testen.
    »Nun, Ward, das reicht für heute«, sagte er schließlich. »Ich glaube, es gibt Hoffnung. Ich habe gesehen, wie du vorhin mit diesem Korporal umgegangen bist. Das war gut, Junge, du kannst stolz auf dich sein. Mach so weiter, dann kannst du in sechs Monaten auf dich selbst aufpassen.«
    Seine Worte munterten mich auf, und als wir zur Höhle gingen, freute ich mich aufs Abendessen. Doch das erwies sich als herbe Enttäuschung. Die Brühe war bitter, und beim ersten Schluck verzog ich das Gesicht. Ich fragte mich, was wohl drin war.
    Arkwright schmunzelte über mein Unbehagen. »Iss, Ward! Das ist die beste Kräutersuppe nördlich von Caster. Judd ist Vegetarier. Die Hunde essen heute Abend besser als wir.«
    Der Eremit deutete mit keiner Miene an, dass er sich durch Arkwrights Bemerkung beleidigt fühlte, doch aus Respekt leerte ich meine Schüssel bis auf den letzten Tropfen und bedankte mich. Und was auch immer sie enthielt, in dieser Nacht schlief ich zum ersten Mal, seit ich Chipenden verlassen hatte, gut.





Der Eremit bemerkte, wie ich ihn beobachtete, und lächelte. »Bevor ich mich von dieser verdorbenen Welt zurückgezogen habe, war ich ein Wünschelrutengänger, Thomas. Meist suchte ich mit einem Birkenzweig nach Wasser. Viele der Brunnen im Norden des Landes wurden von mir gefunden. Ab und zu habe ich auch vermisste Personen aufgespürt. Dazu habe ich einen Fetzen Kleidung oder eine Haarlocke über eine Karte gehängt, bis meine Hand zu zucken begann. Leider waren viele von denen, die ich so gefunden habe, bereits tot, aber die Familien waren auch noch dafür dankbar, dass sie die Leichname zurückbekamen, um sie in geweihtem Boden bestatten zu können. Jetzt lass uns mal sehen, ob ich auch eine Wasserhexe namens Morwena finden kann …«
    Arkwright trat näher heran und wir sahen beide dem Eremiten bei seiner systematischen Suche zu. Langsam bewegte er den hängenden Finger von Westen nach Osten und wieder zurück, wobei er jedes Mal ein kleines Stückchen weiter nördlich rückte und langsam aber sicher die ganze Karte abfuhr. Nach kaum einer Minute begann seine Hand plötzlich zu zucken. Er hielt inne, holte tief Luft, bewegte seine Hand nach rechts und dann langsam und gleichmäßig wieder zurück. Wieder zuckte sie, dieses Mal ein wenig nach oben, sodass der Hexenfinger am Ende der Schnur tanzte.
    »Siehst du das, William?«, rief Judd, und Arkwright kniete sich hin und machte ein kleines Kreuz auf die Karte.
    Danach fuhr Judd mit seiner Fahrt über die Karte fort. Bald zuckte seine Hand wieder. Gleich darauf tanzte der abgetrennte Finger erneut an der Schnur und deutete auf eine dritte Stelle. Arkwright markierte die Orte jedes Mal sorgfältig. Der Eremit fuhr mit seiner Suche fort, fand jedoch nichts weiter.
    Alle drei Kreuze lagen westlich vom Coniston-See. Das erste befand sich am Nordwestufer, das zweite an einem sehr kleinen See namens Ziegenwasser und der dritte, weiter nördlich liegende, nannte sich Leversee.
    »Es sind also alle Plätze, alter Mann, oder bist du dir einfach nicht sicher?«, wollte Arkwright recht ungeduldig wissen.
    »Ist sich sicher sein gleichbedeutend mit recht haben? Ein Rest von Zweifel bleibt immer bestehen. Es könnten alle drei Orte sein«, bekam er zur Antwort. »Es könnte auch noch andere weiter nördlich des Suchgebietes, das du mir angegeben hast, geben. Die stärkste Reaktion bekam ich am Ufer vom Coniston-See, aber ich habe das Gefühl, dass sie sich im ganzen Gebiet westlich davon herumtreibt. Kennst du dich in der Gegend aus?«
    »Ich hatte schon mehr als ein Mal Grund, dort oben zu arbeiten. Den nördlichen Teil des Sees an der Grenze des Landes kenne ich nicht. Die Leute von Coniston sind ein misstrauisches Pack und ziemlich eigensinnig. Fremden gegenüber sind sie nicht

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