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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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freundlich. Manche von ihnen wechselten lieber die Straßenseite, als dicht an uns vorbei zu gehen. Das war zu erwarten gewesen. Die meisten Menschen fühlten sich in der Nähe eines Spooks unwohl, selbst in Chipenden, wo Mr Gregory seit Jahren lebte. Mein Meister hielt sich von ihnen fern und vermied es, durch die Ortsmitte zu gehen, und wenn ich unsere Vorräte holte, dann begegneten mir nicht alle Leute so freundlich wie die Händler, die sich über das regelmäßige Geschäft freuten.
    Als wir an einen Fluss kamen – auf der Karte als Kirchbach eingetragen, begannen wir einen steilen Aufstieg Richtung Westen und ließen die Ansammlung von Häusern mit ihren rauchenden Schornsteinen hinter uns. Über uns ragte das beeindruckende Massiv des Alten Mannes auf. Gerade als mir die Füße wehzutun begannen, bog Arkwright vom Weg in einen kleinen Garten vor einer Taverne ein. Auf dem Schild davor stand: Gasthaus am Bach.
    In der Tür standen zwei alte Männer mit einem Krug Bier in der Hand. Rasch traten sie beiseite, um uns durchzulassen, und der Schrecken auf ihren Gesichtern war sicher nicht nur dem Anblick der beiden wilden Wolfshunde zu verdanken. Unsere Kleidung und unsere Stäbe verrieten unseren Beruf.
    In der Taverne war es leer, doch die Tische waren sauber und im Kamin brannte ein einladendes Feuer. Arkwright ging zur Theke und klopfte laut auf den Holztresen. Wir hörte jemanden die Treppe heraufkommen und ein rundlicher, gutmütig dreinblickender Mann in einer sauberen Schürze kam zur offenen Tür rechts von uns herein.
    Als er misstrauisch die Hunde bemerkte, musterte er Arkwright schnell von oben bis unten, doch dann wandelte sich sein anfänglich unsicheres Lächeln zur geschäftsmäßigen Freundlichkeit eines erfahrenen Gastgebers.
    »Guten Tag, meine Herren«, begrüßte er uns. »Was kann ich Ihnen anbieten? Eine Unterkunft, eine Mahlzeit oder einfach nur zwei Krüge meines besten Bieres?«
    »Wir nehmen zwei Zimmer, Herr Wirt, und ein Abendessen – Eintopf, wenn Sie einen haben. In der Zwischenzeit setzen wir uns drüben in die Ecke ans Feuer und beginnen mit einem Caudle.«
    Der Wirt verbeugte sich und eilte davon. Ich setzte mich Arkwright gegenüber und fragte mich, was los war. In den seltenen Fällen, wenn Mr Gregory mit mir in einer Taverne abgestiegen war, hatten wir uns ein Zimmer geteilt. Er schlief im Bett und ich auf dem Boden. Arkwright hatte für jeden von uns ein Zimmer genommen.
    »Was ist denn ein Caudle?«
    »Das ist etwas, was dich nach einem kalten, feuchten Herbstabend wieder auf die Beine bringt. Es ist eine heiße, würzige Mischung aus Wein und Haferbrei. Genau das richtige, um sich damit Appetit auf einen Fleischeintopf zu holen.«
    Ich war ein wenig besorgt wegen des Wortes Wein. Der Kampf mit den Soldaten hatte mir wieder gezeigt, wie gewalttätig und wütend Arkwright werden konnte, wenn er getrunken hatte – in diesem Zustand hatte ich Angst vor ihm. In letzter Zeit hatte ich Hoffnung geschöpft, dass er den Weinkonsum ein wenig eingeschränkt hätte, aber vielleicht hatte ihn die Geschichte mit den Werbern wieder auf den Geschmack gebracht.
    Dennoch versuchte ich, die Situation positiv zu sehen, und in einem Gasthaus zu schlafen war auf jeden Fall besser, als die Nacht unter einer Hecke oder in einer zugigen Scheune zu verbringen – obwohl mir klar war, dass es oftmals gute Gründe für die Dinge gab, die John Gregory tat. Zum einen hätte er uns fasten lassen, bevor wir uns der Dunkelheit stellten, zum anderen hatte er es nicht gern, wenn die Leute wussten, was er tat. Er hätte sich einem der drei möglichen Unterschlupfe von Morwena genähert, ohne durch das Dorf zu gehen. An so einem kleinen Ort verbreiteten sich Gerüchte wie ein Lauffeuer. Jetzt, wo wir Zimmer genommen hatten, würde bald jeder in Coniston wissen, dass ein Spook und sein Lehrling hier waren. Und manchmal hatten Hexen Verbündete in der Gemeinde – das hatte ich in Pendle erfahren. Selbst eine so bösartige Hexe wie Morwena könnte Informanten haben.
    Eine Weile war ich hin und her gerissen zwischen zwei Möglichkeiten: Entweder schwieg ich und fand mich mit den Konsequenzen ab, oder ich erzählte ihm von meinen Befürchtungen und riskierte eine Tracht Prügel oder zumindest kräftige Schelte. Doch schließlich siegte mein Pflichtbewusstsein.
    »Mr Arkwright«, begann ich möglichst leise, für den Fall, dass der Wirt zurückkehrte und uns belauschte, »halten Sie es wirklich für weise, dass

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