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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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sehr freundlich. Sie leiden lieber schweigend, als einen Spook aus dem Süden zu holen.«
    Ich fand den Vorwurf ein wenig seltsam von jemandem, der so unfreundlich war wie Arkwright selbst, der schon einen Lehrling in seinem Haus kaum ertrug. Aber diesen Gedanken behielt ich lieber für mich.
    Gerade als wir losgehen wollten, verschlechterte sich das Wetter. Der Westwind trieb den Regen gegen den Hügel, sodass er auf das Dach der Höhle trommelte und bis in den Eingang drang, gelegentlich zischte es sogar am Rand des Feuers.
    »Du törichter alter Mann«, neckte Arkwright Judd. »Warum um alles in der Welt hast du dir eine Höhle ausgesucht, deren Eingang in der beliebtesten Windrichtung liegt?«
    »Kalt und nass ist gut für die Seele«, gab Judd Atkins zurück. »Warum lebst du in einem Haus am Rand eines Sumpfes, wenn es weiter oben an der frischen Luft viel gesünder wäre?«
    Arkwrights Gesicht verdunkelte sich, doch er sagte nichts. Er wohnte dort, weil es das Haus seiner Eltern gewesen war und es ihm offenbar schwerfiel, es zu verlassen. Das wusste der Eremit wohl nicht, sonst hätte er sich sicher nicht so unbedacht geäußert.
    Das unwirtliche Wetter nötigte uns, noch eine Nacht in der Höhle zu bleiben. Während Judd sich um das Feuer kümmerte, nahm Arkwright mich bei strömendem Regen mit zum Fischen. Ich erwartete, dass er eine Angel oder ein Netz benutzen würde, aber er hatte eine Methode entwickelt, die er »Kitzeln« nannte.
    »Wenn du die beherrschst, brauchst du nie Hunger zu leiden«, erklärte er mir.
    Die Methode bestand darin, sich bäuchlings ans nasse Flussufer zu legen und die Arme ins kalte Wasser zu strecken. Dann musste man die Forelle am Bauch kitzeln, damit sie rückwärts in die offene Hand schwamm, sodass man sie aufs Gras hinter sich werfen konnte. Er zeigte mir die Technik, aber dazu brauchte man jede Menge Geduld und keine Forelle kam auch nur annähernd in meine Reichweite. Dafür fing Arkwright zwei, die er sogleich briet. Der Einsiedler trank nur seine Suppe, Arkwright und ich bekamen jeweils einen ganzen Fisch. Sie waren köstlich und ich fühlte mich gleich besser.
    Doch dann ging es wieder an das Kampftraining mit den Stäben. Ich kam noch gut davon, nur mit einem blauen Fleck am Arm, aber Arkwright ließ mich üben, bis ich nicht mehr konnte und völlig erschöpft war. Wieder schlief ich sehr gut in der Höhle. Auf jeden Fall war es friedlicher als in der Mühle.
    Bei Tagesanbruch hatte der Regen nachgelassen und wir zogen ohne weitere Verzögerung Richtung Norden zu den Seen weiter.
    Der Spook hatte mit seiner Schilderung der Landschaft in diesem Teil des Landes auf jeden Fall recht gehabt. Als wir den Coniston-See erreichten und an seinem westlichen, baumgesäumten Ufer entlanggingen, bot sich rings um uns ein wunderschöner Anblick. An den Hängen im Osten wuchsen Laub- und Nadelbäume, wobei die letzteren dafür sorgten, dass der trübe Spätherbsttag durch ihr kräftiges Grün aufgehellt wurde. Die Wolken standen hoch, sodass wir einen herrlichen Blick auf die Berge im Norden hatten, wo der Regen als Schnee niedergegangen war und ihre Gipfel weiß vor dem grauen Himmel leuchten ließ.
    Da Arkwright etwas besser gelaunt zu sein schien, wagte ich es, ihm eine Frage zu stellen. Schließlich hatten wir kein Wort mehr miteinander gesprochen, seit wir die Höhle des Eremiten verlassen hatten, und ich war das Schweigen leid.
    »Dieser Berg dort vor uns, ist das der Alte Mann von Coniston?«
    »Das ist er, ganz richtig, was du auch wissen solltest, Ward. Wenn du dir gestern die Karte richtig angesehen hast, müsste er dir bekannt sein. Ganz schön beeindruckend, was? Viel höher als die Berge hinter Mr Gregorys Haus. Ein ziemlicher Blickfang, aber manchmal sind genauso bedeutende Orte nicht so auffällig. Siehst du die Uferböschung dort drüben?«, fragte er und zeigte zum Ostufer des Sees.
    Ich nickte.
    »Nun, da habe ich den Coniston-Reißer erledigt. Genau unter dieser Böschung. Wahrscheinlich das Beste, was ich getan habe, seit ich bei Mr Gregory gelernt habe. Nur wenn ich Morwena fangen oder töten könnte, wäre das noch besser.« Über sein Gesicht zog sich so etwas wie ein Grinsen, und er begann sogar leise und unmusikalisch vor sich hin zu pfeifen, während die Hunde um uns herumsprangen und aufgeregt in die Luft schnappten.
    Wir erreichten die Ortschaft Coniston vom Süden her. Es waren nur wenige Leute unterwegs, aber die, die wir sahen, schienen nicht gerade

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