Die Feinde des Geisterjaegers
Bienenwachs und nicht aus stinkendem Talg.
»Sieht gemütlich aus«, fand ich.
Doch dann fiel mir der große Spiegel auf dem Tisch zu meiner Linken auf. »Sollte ich lieber eine Decke darüberlegen?«
»Das ist nicht nötig. Wir haben es hier nicht mit den Hexen aus Pendle zu tun«, meinte Arkwright kopfschüttelnd und hickste: »Nein, nein, nein! Das hier ist etwas ganz anderes. Völlig anders, merk dir das! Eine Wasserhexe kann nicht mit einem Spiegel die Menschen ausspionieren. Nicht einmal Morwena. Sei dankbar, Ward. Mr Gregory hat mir nie ein so schönes Zimmer besorgt – nicht ein einziges Mal in den fünf Jahren, die ich als sein Lehrling verbracht habe. Aber mach es dir nicht gemütlich wie eine kleine Bettwanze. Wir werden ein paar Stunden schlafen, aber wenn die Kirchturmuhr Mitternacht schlägt, gehen wir auf die Jagd. Wir gehen Jagen! Geh von deinem Zimmer aus nach links und die Hintertreppe hinunter. Wir treffen uns an der Tür. Aber leise, ganz leise.«
Mit diesen Worten torkelte Arkwright hinaus und schloss die Tür hinter sich. Ich konnte ihn noch singen hören: »Wir gehen auf die Jagd!«, während er betrunken zu seiner Tür polterte und sie aufschloss.
Ohne mich auszuziehen, legte ich mich aufs Bett. Ich schlief zwar tief, aber ich wusste immer, wie spät es war, auch im Schlaf, und wenn ich es wollte, würde ich aufwachen … kurz bevor es Mitternacht schlug.
Von drinnen erklang lautes Schnarchen. Leise klopfte ich an die Tür, und als niemand antwortete, machte ich sie langsam auf. Als ich eintrat, begannen Kralle und Beißer gleichzeitig zu knurren, wedelten dann jedoch mit dem Schwanz.
Arkwright lag vollständig angezogen auf dem Bett. Sein Mund stand weit offen und er schnarchte laut.
»Mr Arkwright«, sagte ich dicht an seinem Ohr. »Mr Arkwright, es ist Zeit, aufzustehen …«
Ich rief seinen Namen noch ein paar Mal, doch er wachte nicht auf. Schließlich schüttelte ich ihn an der Schulter, woraufhin er sich ganz plötzlich aufsetzte, die Augen aufriss und mich wütend anstarrte. Ich dachte schon, er wolle mich schlagen, deshalb sagte ich schnell: »Sie haben mich gebeten, mich mit Ihnen um Mitternacht an der Hintertür zu treffen, und jetzt ist es schon viel später …«
Ich sah Verständnis in seinen Augen aufblitzen, er schwang die Beine aus dem Bett und stand unsicher auf.
Auf dem Nachttisch standen zwei Laternen, die er anzündete, bevor er mir eine davon reichte. Dann taumelte er aus dem Zimmer und die Treppe hinunter, hielt sich den Kopf und stöhnte leise. Er führte mich durch den Garten auf den mondbeschienenen Hang dahinter. Ich warf einen Blick auf die Rückseite der Taverne. Die oberen Fenster lagen alle im Dunkeln, doch aus den unteren fielen noch helle Lichtstrahlen. Von drinnen erklangen raue Stimmen und jemand sang schräg.
Die Wolken hatten sich verzogen und die Luft war klar und frisch. Die Augen der beiden Hunde, die uns auf dem Fuße folgten, leuchteten vor Aufregung. Es ging steil den Hang des Alten Mannes hinauf, bis unter unseren Schritten Schnee zu knirschen begann. Er war nicht sehr tief und die Oberfläche begann gerade festzufrieren.
Als wir das Ufer des Ziegenwassers erreichten, blieb Arkwright stehen. Der kleine See trug seinen Namen durchaus zu Recht … eine Bergziege hätte sich an den steilen Ufern und überhängenden Felsen wesentlich wohler gefühlt als ein Mensch. Das Ufer bei uns war mit großen Steinen gesprenkelt, sodass man nur schwer ans Wasser kam. Doch Arkwright war nicht stehen geblieben, um sich das anzusehen. Zu meinem Entsetzen beugte er sich plötzlich nach vorne und erbrach in einem heftigen Schwall Bier und Eintopf. Ich wandte ihm den Rücken zu und ging ein Stück weiter, weil sich mir der Magen umdrehte. Er brauchte eine ganze Weile, doch schließlich hörte er auf zu würgen, und ich hörte, wie er die Nachtluft in großen Zügen einsaugte.
»Geht es dir gut, Ward?«, fragte er, als er auf mich zu taumelte.
Ich nickte. Er atmete immer noch schwer und auf seiner Stirn klebte Schweiß.
»Der Eintopf muss schlecht gewesen sein. Wenn wir morgen früh zurückkommen, werde ich dem Wirt was erzählen, da kannst du sicher sein!«
Er holte erneut tief Luft und wischte sich mit dem Handrücken über Stirn und Mund. »Ich fühle mich nicht besonders«, keuchte er. »Ich glaube, ich muss mich ein wenig ausruhen.«
Wir suchten einen Felsen, gegen den er sich lehnen konnte, und eine Weile blieben wir schweigend sitzen,
Weitere Kostenlose Bücher