Die Feinde des Geisterjaegers
besitzt und beherrscht. Das Mädchen hier ist als Hexe ausgebildet worden und ist viel zu dicht dran gewesen, selbst ein Wesen der Dunkelheit zu werden. Und deshalb spürt sie die Macht des Teufels und weiß, wie leicht er ihre Seele stehlen könnte. Sie ist verletzbar und sie weiß es. Das ist es, was ihr Angst macht.«
»Aber …«, wandte ich ein.
»Spar dir die Worte, Junge! Es war eine lange Nacht, und ich bin zu müde, um zuzuhören. Nach dem, was du mir erzählt hast, kann ich euren Anblick kaum ertragen, daher gehe ich nach oben, um etwas zu schlafen. Ich schlage vor, ihr beide tut das Gleiche. Der Hund wird uns bestimmt war nen, falls sich uns irgendetwas nähert.«
Als er nach oben gegangen war, wandte ich mich an Alice. »Er hat recht«, seufzte ich. »Komm, lass uns ein wenig schlafen.«
Doch sie antwortete nicht, und als ich sie ansah, bemerkte ich, dass sie bereits tief schlief. Also machte ich es mir auf meinem Stuhl bequem und war kurz darauf selbst eingeschlafen.
Ein paar Stunden später erwachte ich ruckartig. Durch das Fenster schien Tageslicht, und als ich zu ihr sah, stellte ich fest, dass Alice bereits wach war. Doch als ich merkte, was sie tat, erschrak ich. Sie hatte meinen Stift in der Hand und kritzelte eifrig in mein Notizbuch, wobei sie vor sich hin murmelte.
»Nur ein paar Dinge, die Knochenlizzie mir beigebracht hat, Dinge, die uns helfen können, den Teufel zu besiegen. Du wirst alle Hilfe brauchen, die du bekommen kannst.«
Ich war bestürzt. Der Spook hatte Alice einst gebeten, mir alles zu sagen, was sie gelernt hatte, damit wir unser Wissen über Hexenkunst und die dunklen Mächte, die wir bekämpften, erweitern konnten. Aber das hier war etwas anderes. Sie schlug vor, die Dunkelheit mit Dunkelheit zu bekämpfen, und mir war klar, dass der Spook so etwas nicht gutheißen würde.
»Hast du gestern Nacht nicht zugehört?«, fragte ich. »Es macht uns verwundbar, die Dunkelheit einzusetzen.«
»Siehst du denn nicht, dass wir bereits sehr verwundbar sind?«
Ich wandte mich ab.
»Hör mal, Tom, was der alte Gregory gestern über mich gesagt hat, ist wahr. Ich war der Dunkelheit so nahe, wie man ihr nur nahe kommen kann, ohne tatsächlich eine Hexe zu werden. Deshalb war ich starr vor Angst, als ich dem Teufel gegenüberstand. Ich kann dir dieses Gefühl nicht beschreiben. Du gehörst dem Licht an, Tom, vollständig, und du wirst dieses Gefühl nie verspüren. Es ist eine Mischung aus Grauen und Verzweiflung. Das Gefühl, dass ich bekomme, was ich verdient habe. Wenn er mich gebeten hätte, ihm zu folgen, eines seiner Geschöpfe zu werden, dann hätte ich es ohne zu zögern getan.«
»Was, bitte, hat das denn damit zu tun?«, wollte ich wissen.
»Nun, ich bin nicht die Erste, die dieses Gefühl hat. Vor langer Zeit war der Teufel schon einmal für längere Zeit auf der Welt und die Hexen mussten damit fertigwerden. Es gibt also Mittel gegen seine Macht, und Möglichkeiten, sich gegen ihn zu wehren. Ich versuche nur, mich an einige davon zu erinnern. Lizzie hat sich den Satan vom Leib gehalten, aber sie hat mir nie genau gesagt, wie … vielleicht war es irgendetwas, was sie mir mal erzählt hat.«
»Aber dann würdest du die Mächte der Dunkelheit gegen ihn einsetzen, Alice! Darum geht es doch. Du hast gehört, was der Spook gesagt hat. Es war schon schlimm genug, einen Spiegel zu benutzen, lass uns nicht noch etwas Schlimmeres tun.«
»Schlimmer? Schlimmer? Was könnte denn schlimmer sein, als dass der Teufel genau hier in diesem Zimmer auftaucht und wir können nichts dagegen tun? Der alte Gregory kann nichts tun. Wahrscheinlich hat er Angst. Dieses Mal hat er es wohl mit etwas zu tun, was für ihn zu groß und zu gefährlich ist. Ich bin überrascht, dass er nicht nach Chipenden zurückgegangen ist, wo er sich sicherer fühlen würde.«
»Nein, Alice! Wenn er Angst hat, dann aus gutem Grund, aber der Spook ist kein Feigling. Er wird einen Plan haben. Aber setze nicht die Dunkelheit ein, Alice. Vergiss, was Knochenlizzie dir beigebracht hat. Bitte tu es nicht. Das führt zu nichts Gutem …«
In diesem Moment hörte ich schwere Stiefel auf der Treppe, und Alice riss die Seite aus dem Buch, zerknüllte sie und steckte sie sich in den Ärmel. Dann schob sie Stift und Notizbuch schnell wieder in meine Tasche.
Als der Spook mit Arkwrights Buch in die Küche kam, lächelte sie mich traurig an.
»Nun, ihr zwei, geht es euch jetzt besser?«, erkundigte er sich.
Alice
Weitere Kostenlose Bücher