Die Feinde des Geisterjaegers
verschluckte sich ein wenig, trank jedoch etwas davon. Dann brach ich ein Stück von dem Blatt ab, das Alice mir gegeben hatte, und schob es ihm unter die Zunge. Zuletzt legte ich ihn flach auf den Boden und versuchte, es ihm etwas bequem zu machen. Erst da bemerkte ich die Male an seinem Hals. Es waren drei große gelbe Wunden und aus einer davon sickerte Eiter. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Doch dann erinnerte ich mich daran, was Arkwright mir über Skelts erzählt hatte. Ich fragte mich, ob einer davon an seinem Hals gesaugt hatte. Die Hexen konnten bei ihrem Ritual einen Skelt einsetzen.
Da ich nichts weiter tun konnte, befestigte ich die Wasserflasche wieder an meinem Gürtel und setzte mich neben Arkwright, den Kopf in die Hände gestützt, um nachzudenken.
Ich stellte fest, dass meine Probleme nicht geringer wurden. Ich hatte keine schweren Steine, die mich schnell zum Tunneleingang bringen konnten. Würde ich hinabschwimmen können? Zuvor hatte ich es jedenfalls nicht geschafft. Arkwright war ein guter Schwimmer und wenn er fit gewesen wäre, hätte er mich sicher mit sich gezogen. Aber er sah schlimmer aus, als ich erwartet hatte. Viel schlimmer. Wie sollte ich ihn in Sicherheit bringen?
In diesem Moment fiel mein Blick auf den breiten Spalt im Mauerwerk gegenüber, den ich von oben schon bemerkt hatte. Der Turm war über und unter der Erde aus Steinblöcken errichtet. Wenn einer dieser Steinblöcke gesprungen war und ich ihn losbekam, könnte er uns vielleicht zum Tunneleingang ziehen. Vielleicht konnte ich ja einen Stein aus der Wand brechen. Es war zumindest einen Versuch wert, also nahm ich die Kerze und ging hinüber, um die Steine zu betrachten.
Der senkrechte Spalt war größer als ich gedacht hatte, mindesten drei Steine waren gespalten. Ich stellte die Kerze beiseite und begann den zu bearbeiten, der mir am vielversprechendsten aussah und sich etwa einen halben Meter über dem Boden befand. Indem ich ihn hin und her bewegte, schaffte ich es, ihn loszubekommen und zog die größere Hälfte heraus.
In diesem Moment hörte ich, wie sich Arkwright rührte. Er setzte sich langsam auf, blinzelte ins Kerzenlicht, dann runzelte er die Stirn und nahm etwas aus seinem Mund. Es war das Stück Blatt, das ich ihm unter die Zunge gelegt hatte.
»Das hat mir Alice gegeben. Es hat Sie wieder zu sich gebracht …«
»Du bist also durch den Tunnel geschwommen, um zu mir zu gelangen?«, fragte er.
Ich nickte.
»Dann sollten wir beide dankbar sein, dass ich dich in den Kanal geworfen habe«, grinste er. Seine Kraft schien langsam zurückzukehren.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte ich.
»Grauenvoll, aber damit verschwenden wir jetzt keine Zeit. Wer weiß, was als Nächstes durch diese Tunnel kommt . Wir müssen zurückschwimmen. Normalerweise würde ich dich zuerst schwimmen lassen. Aber ich fühle mich schwach wie ein Kätzchen und versuche es lieber gleich, solange ich noch kann. Zähl bis zehn und komm mir dann nach …«
Damit schwankte Arkwright zum Rand des Teiches, holte tief Luft und tauchte fast ohne einen Spritzer hinein und ließ sich zum Tunneleingang sinken.
Ich blickte ihm durch die Verwirbelungen, die sein Sprung verursacht hatte, nach und sah, wie er sich mit einem kraftvollen Zug in den Tunnel schob. In der nächsten Sekunde war er verschwunden. Selbst in seinem geschwächten Zustand war er ein weit besserer Schwimmer als ich.
Ich nahm das Messer und steckte es in den Gürtel, dann band ich mir wieder die Silberkette um die Taille. Ich wollte ihm noch weitere zehn Sekunden Zeit geben und ihm dann folgen. Ich dachte an die Zunderdose in meiner Tasche. Die Nässe würde ihr nicht gut tun, aber ich wollte sie nicht zurücklassen. Ich starrte weiter ins Wasser, das sich zu einer spiegelglatten Fläche beruhigte und mein Gesicht widerspiegelte. Ich machte mich gerade bereit, selbst ins Wasser zu springen und hielt den großen Stein an die Brust gepresst, als ich plötzlich entsetzt zurückfuhr. Aus dem anderen Tunnel kam etwas – aus dem Tunnel, der zum See führte.
Sie schüttelte den Kopf und lächelte grimmig, während sie Wasser trat. »Heute Nacht jage ich die Tochter des Teufels, Morwena.«
Ungläubig sah ich sie an. Wollte sie mich hereinlegen? Schließlich hatte ich sie mit einer List überwunden, vielleicht sah sie in mir nicht viel mehr als ein Insekt – etwas, das mit allen Mitteln vernichtet werden musste. Aber vielleicht sagte sie auch die Wahrheit. Die Clans von
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