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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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dass sie kaputtgeht.«
    Das wollte ich auch nicht, denn sie bedeutete mir viel, weil sie das Abschiedsgeschenk meines Vaters gewesen war, als ich von zu Hause fortging, um der Lehrling des Spooks zu werden. Es war ein Familienerbstück.
    Ich spürte sie mehr fallen, als dass ich sie sah, aber ich fing sie irgendwie auf und hatte gleich darauf den Zunder entfacht und die Kerze angezündet. Ich steckte die Dose wieder in die Tasche und ging zu Arkwright. Jetzt konnte ich sein Gesicht erkennen, aber ging es ihm gut? Atmete er?
    »Er ist es«, rief ich Alice und dem Spook zu. »Er sieht nicht gut aus, aber ich werde versuchen, ihn durch den Tunnel zu schaffen.«
    »Gut!«, rief Alice zurück. »Gut gemacht. Wir sehen uns im anderen Turm!«
    Ich hörte sie fortgehen, doch in diesem Augenblick schweifte mein Blick zum Wasser. Es war klar und wie zuvor konnte ich bis auf den Grund sehen. Jetzt sah ich, was ich bemerkt hatte, als ich aus dem Teich gestiegen war. Dort war ein zweiter Tunnel. Doch wohin führte er? In den See? Der Gedanke war beunruhigend. So konnte sich eine Wasserhexe an mich heranpirschen, ohne dass sie an Alice und dem Spook vorbeimusste.
    Und da war noch etwas. Die Oberfläche des Wassers wurde plötzlich heller und eine Gestalt begann sich zu zeigen. Jemand benutzte den Teich als Spiegel, um mit mir in Kontakt zu treten. Konnte es Alice sein? War sie dem Spook dafür entwischt? Man brauchte natürlich nicht unbedingt einen Spiegel. Die Oberfläche einer Pfütze, eines Teich, oder eines Sees reichte auch aus. Doch dann sah ich, dass es doch nicht Alice war, und Furcht begann in mir aufzusteigen.
    Es war die Mörderhexe …
    Abgesehen von einem Schal, den sie sich locker um den Hals geschlungen hatte, war Grimalkin genauso gekleidet wie bei unserer letzten Begegnung. Sie trug denselben kurzen schwarzen Kittel, den sie in der Taille zusammengebunden hatte, und der Rock war geteilt und fest an ihre Oberschenkel gebunden. Um ihren schlanken Körper hatte sie Lederbänder mit einer Menge von Messerscheiden gewickelt, in der tödliche Waffen steckten.
    Mein Blick richtete sich entsetzt auf ein ganz besonderes Objekt: die Schere, mit der sie ihre Opfer folterte, ein scharfes Instrument, das durch Fleisch und Knochen schnitt. Letztes Mal hatte ich sie überlistet und sie verwundet, während ich vorgab, aufzugeben. Ich hatte meinen Stab blitzschnell von einer Hand in die andere gewechselt, wie es mir der Spook beigebracht hatte. Doch wenn wir uns das nächste Mal trafen, würde sie sich nicht so leicht täuschen lassen. Sie wusste, zu was ich fähig war. Ich betrachtete die Kette aus menschlichen Knochen um ihren Hals, Knochen derer, die sie gejagt, besiegt und gefoltert hatte. Sie lebte für den Kampf und genoss das Blutvergießen. Man sagte, dass sie einen Ehrenkodex habe und es mochte, wenn der Kampf schwer war, und dass sie nie durch List zu gewinnen versuchte. Aber ich hatte sie überlistet. In Todesangst hatte ich so gehandelt, dass sie mich nur verachten konnte.
    Doch zu meiner Überraschung lächelte sie mich an und neigte sich vor. Ihr Mund öffnete sich und die Wasseroberfläche trübte sich. Sie selbst nutzte einen Spiegel und wollte etwas draufschreiben. Aber was? Eine Drohung? Eine Warnung davor, was sie das nächste Mal mit mir anstellen würde?

    Verblüfft las ich die Botschaft. Warum sollte Grimalkin mich warnen? Würde sie nicht froh sein, wenn ich von den Hexen gefangen und getötet wurde? Und was meinte sie mit » unsere Feinde«? Wasserhexen? War das ein Trick? Wollte sie mir meine List heimzahlen?
    Das Bild verblasste und verschwand. Ich war verwirrt, aber ob sie nun die Wahrheit sagte oder nicht, ich musste Arkwright retten.
    Ich konnte keine Zeit vertrödeln, also stellte ich meine Kerze auf die Fliesen und kniete mich neben die zusammengekauerte Gestalt. Neben ihm stand ein halb voller Krug Wasser. Da er gefesselt war, musste jemand gekommen sein, der ihm half, für Morwena am Leben zu bleiben. Ich neigte mich dichter zu ihm und hörte seine schnellen, flachen Atem. Ich rief seinen Namen. Er stöhnte, öffnete aber nicht die Augen. Also zog ich das Messer aus dem Gürtel und durchschnitt seine Fesseln, erst an den Füßen, dann an den Händen.
    Danach versuchte ich, seine Hände und sein Gesicht zu reiben, um ihn zu sich zu bringen, doch er hielt die Augen weiter geschlossen. Schließlich setzte ich ihm meine eigene Wasserflasche an die Lippen und goss ihm etwas davon in den Mund. Er

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