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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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grausam, ihr Mund mit den schwarz bemalten Lippen stand leicht offen, sodass ich die gefährlichen Zähne sehen konnte, die sie spitz zugefeilt hatte.
    »Steck die Kette weg, Kind«, sagte sie sanft. »Ich bin nicht deinetwegen hier. Heute Nacht kämpfen wir gemeinsam gegen unseren Feind.«
    Erst da bemerkte ich, dass sie keine Waffe schwang und alle Messer in ihren Scheiden steckten.
    Nach kurzem Zögern senkte ich die Kette. Ich glaubte ihr. Schließlich hatte sie mich vor den Wasserhexen im Tunnel gerettet. Meine Mutter hatte mir immer geraten, ich sollte meinen Instinkten trauen, und ich spürte, dass Grimalkin die Wahrheit sagte. Und egal, was der Spook gesagt hatte, ich war mir sicher, es könnte nur zu unserem Vorteil sein, wenn Dunkelheit gegen Dunkelheit kämpfte.
    Grimalkin deutete auf die tote Hexe. »Keine Angst, Kind«, wisperte sie. »Die beißt nicht mehr. Steig einfach über sie hinweg. Beeil dich, wir haben nicht viel Zeit.«
    Ich trat über die Hexenleiche und stand nach zehn Schritten dicht vor der Mörderin. Wie immer, war sie mit unzähligen Waffen gerüstet: Messer verschiedenster Größen, von Scheren ganz zu schweigen. Doch zwei Veränderungen fielen mir auf: Ihr Haar war aus ihrer Stirn gekämmt und straff mit einem schwarzen Seidentuch im Nacken zusammengebunden und außerdem war sie sehr schmutzig. Ihr Gesicht und ihre nackten Arme und Beine waren mit Schlamm verkrustet und sie stank nach Sumpf.
    »Was suchst du hier, Kind? Deinen Tod?«, fragte sie und zeigte mir erneut die spitzen Zähne zwischen den schwarzen Lippen. »Satans Tochter ist nah. Schon bald wird sie hier sein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe keine andere Wahl. Der Teufel hat mich gezwungen hierherzukommen, sonst bringt er meinen Meister, Alice und Bill Arkwright um. Wenn ich seine Tochter töte, lässt er sie leben.«
    Grimalkin kicherte leise. »Du bist mutig«, stellte sie fest, »aber dumm. Warum willst du hier mit ihr kämpfen? Wasser ist ihr Element. Solltest du die Oberhand gewinnen, wird sie tiefer in den Sumpf fliehen, wo du sie nicht erwischen kannst. Und wenn sie die Gelegenheit bekommt, wird sie dich ins Wasser zerren. Nein. So geht das nicht. Wir müssen sie auf höheres, trockeneres Gelände locken. Ich habe dich rennen sehen. Du bist schnell, fast so schnell wie ich. Aber wie trittsicher bist du in diesem Sumpf? Also, wenn du überleben willst, dann musst du Schritt für Schritt das Gleiche tun wie ich.«
    Wortlos drehte sie sich um und rannte den Pfad entlang, der tiefer ins Moor führte. Ich folgte ihr und rannte auf dem tückischen Grund immer schneller hinter ihr her. Einmal wäre ich fast ausgerutscht und in den Sumpf gestürzt, und zwei Mal verschwand Grimalkin vor mir im Nebel, und ich musste mich aufs Äußerste anstrengen, um mit ihr mitzuhalten.
    Schließlich verließen wir den Sumpf. Vor uns lag ein kleiner runder Hügel, auf dessen Gipfel die Ruine eines kleinen Klosters lag. Es war der Mönchshügel. Zwischen den Steinen des Gemäuers wuchsen drei gedrungene Platanen. An manchen Stellen lagen kaum mehr zwei Steine übereinander, doch Grimalkin führte uns zu einer niedrigen Mauer, an die wir uns mit den Rücken lehnten, um von dort aus das Moor überblicken zu können. Über uns schien der Mond vom wolkenlosen Himmel und tauchte die Ruinen und den Hügel in silbernes Licht.
    Wir befanden uns jetzt über dem Nebel, der als wogender Schleier über dem Sumpf lag und uns den Blick auf den Weg verwehrte. Wir saßen auf einer Insel, die aus einem Meer aus Watte emporragte. Lange Zeit sprachen wir kein Wort. Nach der Anstrengung war ich froh, wieder zu Atem kommen zu können, und schließlich war es die Mörderhexe, die zuerst das Wort ergriff.
    »Du hast es deiner Freundin Alice Deane zu verdanken, dass du deiner Feindin hier nicht allein gegenüberstehst.«
    »Alice?«, fragte ich erstaunt.
    »Ja, deine Freundin Alice. Sie hatte Angst, dass dich der Satan und seine Tochter umbringen würden, deshalb hat sie mich in den Norden gerufen, um dir zu helfen. Wir hatten im letzten Monat ziemlich häufig Kontakt. Meist durch einen Spiegel.«
    »Alice hat einen Spiegel benutzt, um mit dir in Kontakt zu treten?«
    »Natürlich, Kind. Wie kommunizieren Hexen denn sonst über große Entfernungen? Zuerst war ich überrascht, aber sie blieb hartnäckig und hat mich schließlich überredet. Wie kann ich jemandem etwas verweigern, deren Mutter eine Malkin war? Besonders jetzt, wo wir ein gemeinsames Ziel

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