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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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verfolgen?«
    »Dann hast du auf der Insel also nach mir gesucht?«
    »Nach dir oder der Satanstochter. Aber bevor wir uns unterhalten haben, war ich nie auf der Insel. Ich habe dich vom Festland aus beobachtet, ich habe gesehen, wie sich die Hexen bereitmachten, ins Wasser zu gehen, und ich habe dich gewarnt. Ich hatte dich schon seit Tagen beobachtet. John Gregory hätte meine Anwesenheit nicht geschätzt, deswegen habe ich Abstand gehalten.«
    »Der Teufel erwartet, dass ich mich ihr allein stelle. Wird er wissen, dass du hier bist?«
    Grimalkin zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise. Er kann nicht alles sehen, aber wenn seine Tochter mich sieht, dann wird er es bestimmt erfahren.«
    »Er wird sich also nicht einmischen? Er könnte doch hier auf dem Hügel auftauchen.«
    »Davor musst du dich nicht fürchten. Er wird sich hier fernhalten. In meiner Nähe wirst du ihn nicht sehen.«
    »Du kannst ihn dir vom Leib halten?«
    »Ja – wegen dem, was ich vor Jahren getan habe.«
    »Was war das denn? Alice hat versucht, Mittel zu finden, um ihn fernzuhalten. Wie macht man das? Hast du einen Blutkrug verwendet? Oder ihm irgendwie Fußfesseln angelegt?«
    »Es gibt mehr als eine Methode, aber ich habe die gewählt, die für Hexen die üblichste ist. Ich habe ihm ein Kind geboren …«
    »Du hast ein Kind vom Teufel?«, fragte ich fassungslos.
    »Warum nicht? So etwas tun manche Hexen – wenn sie den Mut dazu haben. Und wenn sie unbedingt von ihm frei sein wollen. Sie schenken ihm ein Kind, und später, wenn er seinen Nachkommen zum ersten Mal gesehen hat, muss er einen in Ruhe lassen. Die meisten Kinder, die der Verbindung des Satans mit einer Hexe entstammen, sind entweder Monster oder Hexen. Morwenas Mutter war die Hexe Grismalde. Man sagt, sie sei sehr schön gewesen, aber sie hätte in schlammigen Höhlen gewohnt und hätte sich tief im Erdinneren herumgetrieben, sodass sie entsprechend stank. Nun, Satans Geschmack ist zuweilen ein wenig seltsam.
    Aber aus irgendeinem Grund hat mein Körper es geschafft, ihn zu überlisten. Mein Kind war weder Monster noch Hexe. Er war vollkommen menschlich, ein perfekter kleiner Junge. Doch als der Satan ihn sah, war er außer sich vor Zorn. Er nahm mein Kind, seinen Sohn, und zerschmetterte seinen Schädel an einem Felsen. Das Blut dieses Unschuldigen erkaufte mir meine Freiheit, aber es war ein hoher Preis.
    Nach dem Tod meines Kindes wurde ich fast verrückt vor Trauer. Doch der Weg, den ich dann wählte, rettete mich. Durch die Grausamkeit, die von einer Mörderhexe gefordert wird, fand ich wieder zu mir selbst. Die Zeit verging, und die Erinnerungen verblassten, doch ich werde nie vergessen, was er getan hat. Es gibt zwei Gründe, weshalb ich heute Nacht an deiner Seite kämpfe: Der erste ist mein Durst nach Rache, der zweite ist, dass Alice Deane mich gebeten hat, dich vor Morwena zu schützen. Heute Nacht werden wir die Tochter des Satans vernichten.«
    Ein paar Minuten musste ich über ihre Worte nachdenken. Doch plötzlich legte Grimalkin den Finger an die Lippen und bedeutete mir, still zu sein, und erhob sich.
    Fast gleichzeitig hallte der gespenstische Schrei des Leichenhuhns über das Moor. Gleich darauf ertönte er wieder, viel lauter und näher. Ich hörte das Schlagen der Flügel, als ein großer Vogel aus dem Nebel emporstieg und auf uns zugeflogen kam. Er hatte uns gesehen. Jetzt wusste die Tochter des Teufels genau, wo wir waren.
    Grimalkin zog ein Messer mit kurzen Klinge aus einer Lederscheide hervor. Mit einer geschmeidigen, kraftvollen Bewegung schleuderte sie es nach dem Vogel. Es wirbelte durch die Luft auf das Wesen zu, das zu spät auswich und mitten in der Brust getroffen wurde, sodass es mit einem lauten, klagenden Schrei in das Nebelmeer stürzte und aus unserem Blickfeld verschwand.
    »Ich verfehle mein Ziel selten«, erklärte Grimalkin mit einem grimmigen Lächeln und setzte sich wieder neben mich. »Aber als ich mein Messer nach dir geworfen habe, habe ich nicht getroffen. Genauer gesagt, ich habe richtig gezielt, aber du hast es in der Luft gefangen. Der Teufel kann die Zeit manipulieren, sie bremsen, anhalten oder beschleunigen, wie er es braucht. Aber ich glaube, in dieser Nacht hast du das auch getan. Nur ein klein wenig, aber es hat ausgereicht.«
    Sie sprach von unserer Begegnung im Sommer, als sie mich gejagt und mich am Fuße des Henkerswaldes auf der Flucht in Mamas gesicherte Kammer eingeholt hatte. Nachdem ich sie mit dem Stab des

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