Die Feinde des Geisterjaegers
Kralle bei mir, aber ich vermutete, dass sie wie die anderen in der Zeit erstarrt war.
Am Rand des Grabens hielt ich inne und holte tief Luft. Wenn ich darüber hinaus war, würde ich mich der Tochter des Teufels stellen müssen. Sie würde mich draußen erwarten, Dunkelheit und Nebel waren ihr Vorteil. Vorsichtig näherte ich mich dem Moor. Ich bedauerte, dass ich nur das eine Mal geübt hatte, von den Hunden gejagt zu werden, sonst würde ich die verschlungenen Pfade wesentlich besser kennen.
Zu beiden Seiten der Wege lag tiefes stehendes Wasser oder trügerischer Sumpf. Ich hatte gesehen, wie Morwena wie ein Lachs aus dem Wasser gesprungen war. Ich war auf einen ähnlichen Angriff vorbereitet. Die Bedrohung konnte von beiden Seiten des Pfades kommen. An Waffen hatte ich meinen Stab und in meiner Tasche fühlte ich die Silberkette. Es tat gut, sie zu spüren. Außerdem hatte ich noch Salz und Eisen, doch das konnte ich nur als letztes Mittel einsetzen, wenn Stab und Kette versagten und ich beide Hände frei hatte.
Plötzlich hallte ein gespenstischer Schrei über das Moor Es war unverkennbar das Kreischen des Leichenhuhns, des Seelengefährten der Hexe. Sie hatte ein zusätzliches Augenpaar am Himmel. Der Vogel würde mich suchen. Zweifellos hatte der Teufel seiner Tochter bereits gesagt, dass ich unterwegs war.
Der Schrei des Vogels war aus westlicher Richtung gekommen, aus der Nähe des Sumpfes, wo ich Morwena das erste Mal getroffen hatte. Also nahm ich den südlichsten der Wege, den ich fand, denn ich wollte die Hexe nicht am tiefen Wasser treffen.
Trotz des rutschigen Untergrunds lief ich jetzt schneller und wurde mit jedem Schritt nervöser. Dann entdeckte ich vor mir plötzlich etwas. Auf dem Weg lag ein Körper. Ich wollte nicht zurückgehen, daher näherte ich mich ihm vorsichtig. Es konnte eine Art Falle sein. Doch es war ein Mann, der mit nach links verdrehtem Kopf auf dem Bauch lag. Er war tot. Seine Kehle war aufgerissen wie bei dem an der Mühle. Er trug Uniform … ein weiteres Mitglied der Werberbande.
Die Teufelstochter konnte ganz in der Nähe sein, bereit zum Angriff. Ich ging schnell weiter. Zwei oder drei Minuten später vernahm ich vor mir auf dem Weg ein Geräusch. Was war das? Dieses Mal war es nicht das Leichenhuhn. Ich blieb stehen und spähte in den Nebel. Alles, was ich sehen konnte, waren große Büschel von Schilf und die schwache Linie des Pfades, der sich hindurchwand. Ich verlangsamte meinen Schritt.
Wieder hörte ich das Geräusch und blieb sofort stehen. Es war eine Art Krächzen, gefolgt von einem Gurgeln. Es klang, als hätte jemand Schmerzen. Als ob er ersticken würde. Ich ging vorsichtig voran, einen Schritt nach dem anderen, den Stab fest in der Hand, bis ich vor mir auf dem Weg eine längliche Gestalt liegen sah. Kroch da jemand auf mich zu? Doch nach zwei weiteren Schritten erkannte ich, dass sich die Gestalt nicht bewegte. Sie sah aus wie ein langes Bündel Lumpen. War das noch einer von den Soldaten? Dann sah ich es genauer.
Auf dem Weg lag eine Hexe auf dem Rücken und ließ eine Hand ins Wasser hängen. Ihre Augen und ihr Mund standen weit offen – ihr Blick starrte allerdings in den Himmel, nicht auf mich. Der Mund enthüllte die vier langen, scharfen Reißzähne einer Wasserhexe. War das die, die aus der Grube unter der Mühle entkommen war? War sie verletzt – oder tot?
Ich zögerte. Ich war ihr jetzt sehr nahe. Vielleicht stellte sie sich ja nur tot und wartete, bis ich nahe genug war, um mich zu packen? Dann sprach mich aus der Dunkelheit eine Stimme an, die ich nur zu gut kannte.
»Nun, Kind, so treffen wir uns also wieder.«
Mir wurden die Knie weich. Hinter dem leblosen Körper sah ich Grimalkin auftauchen.
Jetzt würde sie ihre Rache bekommen. Vielleicht hatte sie mich auf der Insel verschont, nur damit sie diesen Moment auskosten konnte. Ich wünschte, der Boden würde mich verschlucken. Ich fürchtete das Schnipp-Schnapp dieser schrecklichen Scheren. Ich zog die Silberkette aus der Manteltasche und hielt sie bereit. Meine linke Hand zitterte vor Aufregung, aber ich zwang mich, gleichmäßig zu atmen. Ich würde so tapfer sein wie mein Meister, der Spook. Selbst wenn ich sterben musste, konnte ich doch tapfer sein. Schließlich hatte ich lange für diesen Augenblick trainiert.
Ich sah ihr in die Augen und machte mich wurfbereit. Sie war nicht wie Morwena und zumindest konnte ich ihr ins Gesicht sehen. Es war ein schönes Gesicht, aber ernst und
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