Die Feinde des Geisterjaegers
»Wir können niemals zusammenarbeiten.«
Plötzlich begann ich vor Furcht zu zittern. Ich dachte an die Fußfesseln, von denen der Spook erzählt hatte – die Beschränkungen, die der Macht des Teufels auferlegt worden waren, wie der Spook in Mamas Büchern gelesen hatte. Der Teufel wollte, dass ich mit ihm zusammenarbeitete, damit er die Welt bis ans Ende aller Tage beherrschen konnte. Wenn er mich selbst tötete, konnte er nur hundert Jahre herrschen. Würde er das jetzt trotzdem tun, mich einfach töten, weil ich mich weigerte?
»Manchmal ist das Herrschen sehr schwer«, meinte der Teufel und trat näher. »Manchmal muss man schwere, schmerzliche Entscheidungen treffen. Da du mein Angebot ablehnst, habe ich keine andere Wahl. Du musst sterben, damit ich der Menschheit eine bessere Welt erschaffen kann. Meine Tochter erwartet dich im Moor. Dort musst du töten oder getötet werden.«
Er hatte sich also entschlossen, mich töten zu lassen. So würden die Fußfesseln gelöst, und er bekam so viel Macht, dass er die Welt regieren konnte.
»Sie gegen mich?«, protestierte ich. »Nein! Ich werde nicht zu ihr rausgehen! Lass sie doch herkommen!«
Ich wusste, dass sie draußen im Moor am stärksten war, und dachte an die Gefahr, die von ihrem Blutauge ausging. Ich wäre innerhalb von Sekunden gebannt und hilflos. Dann würde sie mir die Kehle aufreißen.
»Du bist nicht in der Position, Regeln aufzustellen, mein Junge. Geh raus zu ihr, wenn du willst, dass deine Gefährten weiterleben«, erwiderte der Teufel. »Ich kann sie blitzschnell töten, solange sie hier machtlos vor mir sitzen …«
Damit legte er seine Hand leicht auf Alice’ Kopf und spreizte die Finger. Es war eine große Hand, die noch zu wachsen schien, während ich zusah. Jetzt umspannte sie Alice’ ganzen Kopf.
»Ich muss nur die Hand schließen, Tom, mehr nicht. Ihr Kopf würde platzen wie eine Eierschale. Soll ich es gleich tun? Willst du sehen, wie leicht es für mich ist?«
»Nein! Bitte nicht!«, rief ich. »Tu ihr nichts. Tu keinem etwas! Ich gehe ins Moor. Ich gehe sofort!«
Ich sprang auf, nahm meinen Stab und lief zur Tür. Dort hielt ich inne und sah mich nach meinem Feind um. Sollte ich die Klinge aus meinem Stab springen lassen und ihn angreifen? Hätte ich eine Chance? Doch ich wusste, dass es nutzlos wäre. Sobald ich auf ihn zugehen würde, würde ich wieder mit der Zeit einfrieren und genauso hilflos sein wie der Spook, Alice und Arkwright.
Mit einem Kopfnicken wies ich zu ihnen. »Wenn ich überlebe oder gewinne …? Bleiben sie dann am Leben?«
Der Teufel lächelte. »Wenn du gewinnst, werden sie leben – zumindest noch eine Weile. Wenn du stirbst, töte ich sie auch. Du kämpfst also nicht nur um dein Leben, sondern auch um das dieser drei.«
Ich wusste, meine Chancen, die Tochter des Teufels im Moor zu besiegen, waren gering. Konnten mein Stab und meine Kette überhaupt etwas gegen ihre Kräfte ausrichten? Alice, der Spook und Arkwright würden mit mir sterben. Aber vielleicht gab es doch noch etwas, was ich tun konnte, bevor das geschah. Ein Letztes, das mit meinem Tod erkauft werden konnte. Auf jeden Fall war es den Versuch wert.
»Noch eines«, sagte ich. »Wenn ich das bekomme, werde ich sofort ins Moor gehen. Das Leben ist kurz, und jeder wird irgendwann sterben müssen, doch es ist schrecklich, danach noch gequält zu werden. Arkwrights Eltern haben genug gelitten. Egal ob ich gewinne oder verliere, wirst du Amelias Seele freilassen, damit die beiden ins Licht gehen können?«
»Gewinne oder verliere? Du stellst schwierige Bedingungen, Tom.«
»Nicht schwieriger als die Aufgabe, die ich erfüllen soll. Du erwartest, dass ich sterbe. Das willst du. Ist das gerecht? Gib mir zumindest das, damit nicht alles umsonst ist.«
Er sah mich einen Moment lang ernst an, dann entspannten sich seine Züge. Er hatte seine Entscheidung getroffen. »So soll es sein. Ich gewähre dir deinen Wunsch.«
Ohne einen Blick zurück verließ ich die Küche, rannte durch den Vorraum und hinaus in die Nacht. Als ich in den Garten kam, bemerkte ich eine Veränderung. Außerhalb des Hauses verstrich die Zeit normal. Doch es war keine gute Nacht, um in das Moor zu gehen.
Dichter Nebel hatte sich herabgesenkt und man sah keine zehn Schritte weit. Der Mond über mir war schwach zu erkennen, die Nebelschicht hing also nicht sehr hoch, doch im Sumpf würde mir das nicht helfen, da das Gelände tief und flach war. Ich wünschte, ich hätte
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