Die Feinde des Imperators
seinen Freunden, von
Cassius und Cinna und all diesen Leuten.«
»Warum denn
nicht? Sie stinken doch förmlich nach Aristokratie und
altmodischer römischer Tugendhaftigkeit.«
»Ich glaube, es
liegt daran, dass sie so vehemente Caesar-Gegner sind. Ich hingegen
bin absolut eindeutig im Lager der Caesar-Anhänger zu finden,
sodass sie das Gefühl hat, sich mir anvertrauen zu
können. Sie will, dass Brutus sich Caesar annähert, und
wünscht sich, dass er sich wieder wie früher dem
Geldverleih widmet. Sie missbilligt dieses Geschäft zwar und
hält es für verachtenswert, aber es ist zumindest in
politischer Hinsicht neutral.«
»Und hast du
irgendetwas über die Astrologen herausgefunden? Insbesondere
über diese exotische Frau?«
»Nein, und jedes
Mal, wenn ich versucht habe, das Thema zur Sprache zu bringen -
diskret natürlich -, schien niemand sich sonderlich dafür
zu interessieren. Atia war da, und sie hat eine ganze Sammlung von
Omina aus ganz Italia zum Besten gegeben. Sie muss Leute
beschäftigen, die nichts anderes tun, als Omina zu sammeln.
Also redeten alle über eine Ziege, die in Bruttium mit zwei
Köpfen geboren wurde, über einen Adler, der in Cumae ein
Kind angefallen hat, und über eine Statue von Scipio Africanus
in Nola, die Blut geweint hat.«
»Und was haben
diese Damen aus diesen Wundern herausgelesen?«
»Dass
irgendetwas ungeheuer Wichtiges passieren wird.«
»Es passiert
immer irgendetwas ungeheuer Wichtiges. Was denn
genau?«
»Sie glauben
alle, dass das, was passiert, sie persönlich betreffen
wird.«
»Haben sie
gesagt, warum sie das glauben? Abgesehen davon natürlich, dass
diese Leute nie um eine Entschuldigung verlegen sind, in dem, was
sie tun, das Wirken der Götter zu erkennen.«
»Sie waren
diesbezüglich auffallend wortkarg.«
»Weil sie
fürchten, dass alles, was sie dir erzählen, bei Caesar
landet.«
»Höchstwahrscheinlich.«
»Zumindest Atia
sollte doch auf deiner Seite sein. Immerhin will sie, dass ihr
entfernt zur Familie Caesars gehörendes Balg diesen beerbt.
Vielleicht wird sie dich bald vertraulich aufsuchen
wollen.«
»Tatsächlich hat sie
mich, als wir aufbrachen, gefragt, ob sie genau das morgen im
Anschluss an die Morgenzeremonie im Tempel der Vesta tun
kann.«
»Tut ihr
Patrizierinnen eigentlich irgendetwas, das nicht im Umfeld dieses
Tempels stattfindet?«
»Es ist einfach
praktisch. Die gewöhnlichen Frauen treffen sich am Eckbrunnen
oder in der Wäscherei, um Tratsch auszutauschen. Die reichen
freigelassenen Frauen und die Frauen der Equites treffen sich in
den teuren Geschäften an der Nordseite des Forums. Und wir
haben den Tempel der Vesta. Um ganz ehrlich zu sein, schenken nur
sehr wenige Frauen den Zeremonien irgendwelche Beachtung,
ausgenommen an besonderen Tagen.«
»Ich habe mir
schon immer gedacht, dass es irgendetwas in dieser Art sein muss.
Wie die Zusammenkünfte der Senatoren, die sich nachmittags in
den Bädern treffen.«
Ich berichtete ihr von
unseren wenig ergiebigen Besuchen der Gymnasien und von der
Truppenschau auf dem Marsfeld. Als ich ihr von den Stiefeln
erzählte, fiel ihr die Kinnlade herunter.
»Damit gibt er
seinen Feinden ein Schwert in die Hand, das sie gegen ihn einsetzen
werden, nicht wahr?«, fragte sie.
»Ich
fürchte, so ist es. Alles andere konnten sie irgendwie
schlucken, wenn auch mit unverhülltem Missbehagen: die Art,
sich wie ein Triumphator zu kleiden, den Elfenbeinstab, den
Lorbeerkranz - all diese Dinge gewähren wir einem
triumphierenden Feldherrn, wenn auch nur für einen Tag. Aber
die Insignien eines Königs? Das ist etwas anderes. An dem Tag,
an dem er im Senat mit einem Diadem auftaucht, gibt es einen
Aufstand.«
»Glaubst du,
dass er so weit gehen wird?«
»Ich
fürchte, dieser Tag ist nicht mehr fern«, antwortete
ich.
Einer von Julias
Sklaven kam herein. »Draußen steht ein Bote. Er sagt,
er habe ein Sendschreiben von Callista aus Alexandria für
meine Herrin.«
Ich zog die
Augenbrauen hoch. »Was mag das zu bedeuten
haben?«
»Ich kenne eine
sehr einfache Möglichkeit, dies herauszufinden«,
entgegnete Julia. »Schick ihn rein.«
Der Bote war in der
Tradition des Collegiums der Boten gekleidet. Er trug eine
weiße Tunika, die eine Schulter unbedeckt ließ, einen
mit den silbernen Flügeln des Merkur dekorierten roten Hut mit
Krempe, mit ähnlichen Flügeln geschmückte Sandalen
und einen an der Spitze geflügelten, von Schlangen umwundenen
Stab. Er händigte Julia einen
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