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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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während des Krieges
erobert hatte. Die Gallier waren die besten Eisenschmiede der
Welt.
    Es überraschte
mich nicht, jede Menge Senatoren herumstehen zu sehen, die das
Schauspiel beobachteten. Abgesehen von der Faszination, die die
Römer grundsätzlich allen militärischen Dingen
entgegenbringen, waren sie allesamt gespannt auf Caesars neueste
Bekundungen bezüglich seiner Ambitionen. Sie kommentierten die
Ausrüstung, den Drill und die Disziplin sowie die
Beflissenheit, mit der die Männer die gebrüllten oder von
Trompetensignalen verkündeten Befehle befolgten. Auf das
entsprechende Kommando rückten die Soldaten vor, schleuderten
ihre Pila, zogen dann ihre Kurzschwerter und griffen den
unsichtbaren Feind an. Senatoren und andere Veteranen bekundeten
ihr Missfallen und bedauerten den Verfall an Durchschlagskraft und
Stärke, der seit jenen Tagen zu beklagen war, in denen sie
selbst Legionäre gewesen und gegen Jugurtha, Sertorius oder
Mithridates in den Krieg gezogen waren.
    Einige meinten, dass
das kürzere, breitere Schwert, das in diesen Tagen Verwendung
fand, nicht so effektiv sei wie das früher verwendete,
wohingegen andere erklärten, dass es die Angriffslust
steigere, da ein Mann näher an seinen Feind herangehen
müsse, um es einzusetzen. Irgendjemand hielt es für
absonderlich, dass derart junge Männer Waffen besaßen,
die mit Silber verziert waren. Ein anderer sagte, dass Caesar sie
mit teuren Waffen ausgestattet habe, um sie davon abzuhalten, ihre
Waffen wegzuwerfen und das Weite zu suchen, woraufhin sich
allgemeines Gelächter erhob.
    Ich hatte mein ganzes
Leben lang solches Gerede gehört. Es war immer das Gleiche:
Stets zogen die alten Hasen über die neuen Rekruten her. In
Wahrheit sahen sie in meinen Augen wie exzellentes Kriegsmaterial
aus, und bittere Erfahrungen haben mich mit einem guten Auge
für Soldaten ausgestattet. Die meisten waren jung und
unerfahren, aber unter ihnen befand sich auch eine ansehnliche
Schar grauhaariger Veteranen. Diese würden einen
beruhigenden Einfluss ausüben, wenn der Pfeilhagel einsetzte
und die ersten Schleudersteine klirrend von ihren edlen Eisenhelmen
abprallten. Sie würden sich wahrscheinlich als ebenso gute
Kämpfer erweisen wie alle anderen Soldaten, die Rom je in den
Krieg geschickt hatte.
    Caesar war wie
üblich in voller Pracht. Er saß auf einem mit
Leopardenfell bezogenen kurulischen Stuhl auf dem großen,
marmornen Beobachtungsstand und trug das volle Triumphatorornat
mitsamt dem goldenen Lorbeerkranz. Diesmal fiel mir an seinem
Aufzug ein neues Detail ins Auge, und ich war nicht der Einzige,
dem dies auffiel.
    »Er trägt
rote Stiefel!«, rief ein aufgebrachter alter
Senator.
    »Was ist daran
denn auszusetzen?«, wollte ein Müßiggänger
wissen. »Caesar kann tragen, was er will.«
    »Aber keine
roten Stiefel«, beharrte der alte Mann. »Es gab eine
Zeit, in der es nur den Königen Roms gestattet war, rote
Stiefel zu tragen.«
    Caesars beeindruckende
Fußbekleidung ähnelte den dick besohlten Halbstiefeln,
die die Schauspieler auf der Bühne trugen. Sie waren kunstvoll
geschnürt und durchstochen und am oberen Rand mit geschecktem
Luchsfell besetzt. Wenn ihre Farbe nicht einen Affront gegen den
Senat dargestellt hätte, was, woran ich keinen Zweifel hatte,
auch genau Caesars Absicht war, hätten sie lediglich protzig
und affektiert gewirkt.
    »Er ist auf
Ärger aus, oder?«, fragte Hermes leise.
    »Er hat in den
vergangenen zehn Jahren kaum etwas anderes getan, als auf
Ärger aus zu sein«, entgegnete ich. »Er fügt
seiner Erscheinung von Zeit zu Zeit ein bisschen mehr
königlichen Glanz hinzu, um die Stimmung zu testen. Und wenn der Senat sich
dann empört - was soll's? Er provoziert ihn nur, um das Volk
hinter sich zu bringen. Da liegt seine wahre
Macht.«
    »Glaubst du,
dass er wirklich beabsichtigt, König zu
werden?«
    »Ich habe lange
Zeit versucht, es zu bestreiten«, erwiderte ich. »Aber
mit diesen Stiefeln hat er es vielleicht übertrieben. Er hat
die Konsuln der Vergangenheit übertroffen. Jetzt will er
Alexander in den Schatten stellen. Was ist der einzige noch
verbleibende Titel, der ihn unanfechtbar über jeden anderen
Römer erhebt, der je gelebt hat?«
    »König von
Rom. Aber es hat auch früher schon Könige
gegeben.«
    Ich schüttelte
den Kopf. »Das waren unbedeutende Könige, die über
einen italischen Stadtstaat herrschten, der noch weitgehend unter
dem Einfluss der Etrusker stand. Wenn er Parthien seinen
Eroberungen

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