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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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geht auf
ein Gesetz zurück, das die Censoren zur Zeit der Kriege gegen
Karthago erlassen haben«, erwiderte er. »Unternehmen,
die mehr als hundert Arbeitskräfte beschäftigen,
dürfen nicht mehr als achtzig Prozent Sklaven haben. Das
Gleiche gilt für die Baubranche, Hafenarbeiter, Ziegelmacher
und so weiter. Eigentlich bildet nur die Landwirtschaft eine
Ausnahme und gewisse Gewerbe, in denen freie Männer für
keine Bezahlung der Welt arbeiten würden, wie zum Beispiel der
Bergbau.«
    Dieses Gesetz stammte
aus den Anfängen Roms, als billige Sklaven Italia zu
überschwemmen begannen. Es machte sich die Angst breit, dass
freie Arbeit vollkommen aussterben würde, woraufhin die
Censoren einschritten, um die Entwicklung aufzuhalten. Wenn
überhaupt, waren ihre Bemühungen nur teilweise von Erfolg
gekrönt gewesen. Caesar hatte vor kurzem ein Gesetz erlassen,
das verlangte, dass alle, die ihre Herden in Italia weiden
ließen, mindestens ein Drittel freie Männer als Hirten
beschäftigen mussten. Das war das Mindeste, was er in
Anbetracht der Masse gallischer Sklaven tun konnte, mit denen er
den Markt überschwemmt hatte.
    Scintillus ging zu
einem unter einem nach Osten hinausgehenden Fenster stehenden Tisch
und entrollte die dicke Schriftrolle. »Der erste Teil«,
erklärte er, »verzeichnet unsere Zuwendungen zu dem
Peculium eines jeden Beschäftigten. Je nach Dauer des
Beschäftigungsverhältnisses und je nach Arbeitseinsatz
variieren diese Zuwendungen in Höhe und
Zahlungshäufigkeit. Jemand, der hart arbeitet und nicht
säuft, kann damit rechnen, sich innerhalb von fünf bis
sieben Jahren von den Ersparnissen seines Peculiums seine Freiheit
erkaufen zu können.« Dies ist das traditionelle Mittel,
sich der Gefügigkeit und der guten Arbeit eines Sklaven zu
versichern. »Sämtliche Trinkgelder, die sie bekommen,
dürfen sie natürlich für sich behalten.« Er
entrollte die Schriftrolle weiter und offenbarte Ziffern in
verschiedenfarbiger Tinte.
    »Und
hier«, fuhr er fort, »haben wir die Aufzeichnungen
über die Bezüge der freien Beschäftigten. Die
Männer werden jeweils am Tag vor den Kaienden eines jeden
Monats ausgezahlt. Mit diesem neuen Kalender«, grummelte er
leise, »müssen wir natürlich alles neu
überdenken.« 
    »Prüfen wir
einfach, ob er dabei ist«, knurrte Hermes. Er fing an, es ein
wenig zu übertreiben. Immerhin kooperierte der Mann. Ich gab
Hermes ein Zeichen, sich ein wenig zurückzuhalten, und er
befolgte meine Anweisung widerwillig. Dies war nämlich eins
seiner Lieblingsspiele.
    »Ja,
selbstverständlich. Ah, da ist er ja!« Er stieß
einen dicken, beringten Finger auf eine Zeile, in der in
Großbuchstaben stand: »C DOMIT CIV.«
    »Seht ihr? Caius
Domitius, Civis, Bürger. Das erklärt seinen etwas
höheren Lohn verglichen mit dem eines Ausländers, von
denen wir etliche beschäftigen.«
    »Welche Angaben
hast du?«, fragte ich.
    »Zuletzt hat er
im Quinctilis des vergangenen Jahres für uns
gearbeitet.« Für diejenigen, die zu jung sind, sich
daran zu erinnern - das ist der Name des Monats, den Caesar in
genau jenem Jahr mit Zustimmung des Senats nach sich selbst benannt
hat: Julius. Der Senat gewährte ihm in jenen Tagen ja
sozusagen alles.
    Es sah nach einer
weiteren Sackgasse aus. »Hat er gekündigt, oder wurde er
rausgeworfen?«, fragte ich ihn einigermaßen
entmutigt.
    »Hm, lass mich
mal sehen, da ist ein Vermerk. Ah, er wurde an jemand anderen
ausgeliehen. So etwas machen wir häufig. Ein bedeutendes Haus
oder Geschäft leiht sich einen Boten von uns und stellt ihn in
seine Dienste; manchmal verleihen wir auch eine ganze Kompanie von
Boten, wie es, wie du ja selbst sagtest, auch deine Legion in
Gallien getan hat.«
    Ich verspürte ein
Kribbeln. »Wer hat ihn denn ausgeliehen?«
    »Mal sehen - ah
ja, jetzt erinnere ich mich. Ein ausländischer Verwalter hat
ihn ausgeliehen, damit er für die Dauer ihres Aufenthalts in
Rom im Hause Königin Kleopatras Dienst tut.«
    Ich dankte ihm
überschwänglich, und wir verließen das
Gebäude. »Ich wusste es doch!«, sagte
ich.
    »Was wusstest
du?«, fragte Hermes.
    »Dass diese
intrigante Ägypterin irgendetwas im Schilde führt.«
Einen Pygmäen darauf anzusetzen, mir einen Pfeil in die Nase
zu jagen! Wir werden ja
sehen.         
    »Aber was
führt sie im Schilde? Glaubst du, sie hat die Morde in Auftrag
gegeben?«
    »Das wissen wir
nicht. Aber irgendwie ist sie in die Geschichte
verwickelt.«
    »Das vermuten
wir ja schon

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